Duisburg. „Wir werden laut“: Schülersprecherinnen aus Duisburg fordern per Petition Politiker zu planvollerem Handeln vor der nächsten Corona-Welle auf.
Die Zahl der Unterschreiber steigt minütlich: Die Petition „Wir werden laut – Schulen in der fünften Welle“ gehört mit über 124.000 Unterschriften bald zu den meist gezeichneten Petitionen auf der Online-Plattform change.org. Unterstützt wird sie auch von Schülersprecherinnen aus Duisburg.
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Weil die „Belastungsgrenze erreicht“ sei, fordern die Schüler, dass die Politiker Vorbereitungen für den Herbst treffen, da die fünfte Infektionswelle mit Omikron nicht die letzte sein werde. Die Schüler fordern neben einem „ehrlichen und öffentlichen Diskurs mit statt über uns“ auch kostenlose FFP2-Masken, PCR-Pooltests, eine Bildungspflicht statt einer Präsenzpflicht, mehr Personal und eine Entlastung der Abschlussjahrgänge.
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Initiiert wurde die Aktion in Berlin, schnell hängten sich Landesschülervertreter an und rund 100 Schülervertreter. Aus NRW sind es knapp 40, darunter aus Duisburg Kira Jirgl von der Erich-Kästner-Gesamtschule in Homberg, die gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin Janna Charlotte Spring unterzeichnete.
Petition: Kostenlose FFP2-Masken für Schüler
Kira Jirgl steckt mitten im Abi. Die 19-Jährige ist dennoch aktiv unter anderem in der Schülervertretungsgruppe NRW, da bekommt sie viel mit von der Situation an anderen Schulen. Denn zu meckern habe sie an ihrer eigenen Schule nicht so viel: „Wir haben zwar keine Luftfilter in den Räumen, aber überall CO2-Messgeräte. Und um Defizite zu vermeiden, gibt es extra Lernbüros für alle“, lobt sie.
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Sogar ein eigenes Testzentrum konnte aufgebaut werden, erzählt die Schülerin. „Aber ich weiß, dass es anderswo nicht so gut läuft“, deshalb will sie die Forderungen mit unterstützen.
Am drängendsten ist aus ihrer Sicht das Thema Masken: FFP2-Masken seien so teuer, dass das für manche auf Dauer nicht zu stemmen sei, „dabei geht es um die Sicherheit von uns allen“. Sorgen würden sich auch in der eigenen Stufe viele machen, etwa weil die Großeltern mit im Haus wohnen und besonders gefährdet sind.
Eltern-Protest vor der Rathaus-Tür
Eltern und Schüler aus ganz Duisburg hatten in der vergangenen Woche vor der Rathaustür bereits auf die Petition aufmerksam gemacht. Sie formten mit Luftballons und Krepppapier kleine Menschlein, an den Armen Zetteln mit Sprüchen wie „Sichere Schule sieht anders aus!“, „Wo bleibt das Recht auf Unversehrtheit?“ und Forderungen nach kostenlosen FFP2-Masken und besseren Schnelltests.
Auch Silke Richter, Schulleiterin der Erich-Kästner-Gesamtschule in Homberg, begrüßt das Engagement: „Schule ist dafür da, dass die Schüler lernen, für ihre Positionen einzustehen und aktiv zu werden.“
Im eigenen Haus sei die Not allerdings nicht so groß: „Uns geht es gut, nicht blendend“, aber gemessen an den Bedingungen inmitten der Omikronwand könne sie sich nicht beschweren. Am Montag seien lediglich zwei von über 1000 Schülerinnen und Schülern positiv gewesen. Auch im Lehrerkollegium würden nur zwei wegen einer Covid-19-Erkrankung fehlen, die allerdings symptomatisch verlaufe, so Richter.
„In der Krise ist das konstruktive Miteinander gewachsen“
Richter führt das darauf zurück, dass die Kommunikation mit den Eltern gut laufe, sich alle an die Regel halten, bei den kleinsten Symptomen daheimzubleiben, und entsprechend „sechs von sieben Schnelltests mit positivem Ergebnis zu Hause passieren“. Dieses „konstruktive Miteinander“ sei gewachsen und einer der positiven Effekte der Krise.
Lobend erwähnt sie die diversen Fördertöpfe des Landes. Zwar bedeute auch das zusätzliche Arbeit, aber im Gegenzug habe sie zwei halbe Stellen zusätzlich bekommen als Puffer, außerdem Geld für diverse Fördermaßnahmen.
Sorgen bereitet ihr allerdings der Blick nach vorne, denn die Erlebnisse der Kinder müssten aufgearbeitet werden. Die Erschöpfung sei nach zwei Jahren im Pandemiemodus auf allen Ebenen groß. Umso wichtiger findet sie: „Die Bedeutung von Schule als Ort des sozialen Miteinanders muss wieder gestärkt werden.“
>>DIE PETITION #WIRWERDENLAUT
- Auf der Internet-Plattform change.org kann jeder eine Petition starten. Sie haben keinen rechtlich verbindlichen Einfluss, helfen aber, Debatten anzustoßen. Häufig werden Petitionen, vor allem die mit vielen Unterschriften, in Landtagen oder Petitionsausschüssen eingereicht.
- Petitionen, die beim Petitionsausschuss eingereicht werden, müssen bearbeitet und beantwortet werden. Ein Recht auf öffentliche Anhörung besteht nicht.
- Change.org fordert, dass alle Petitionen ab 100.000 Unterschriften im Deutschen Bundestag debattiert werden müssen. Für die Petition „Wir werden laut“ waren am Dienstag bereits 124.737 zusammengekommen.
- Hier geht es zur Petition: www.change.org/p/frau-bundesministerin-stark-watzinger-wirwerdenlaut-schulen-in-der-f%C3%BCnften-welle