Duisburg. Es gibt Zeugnisse: Warum die Notenvergabe an Schulen in Duisburg diesmal trotz Corona einfacher war und es auffällige Schüler gegeben hat.

Das ablaufende Schulhalbjahr war im Vergleich zum Vorjahr regelrecht normal: Kein Distanz-, Hybrid- oder Wechselunterricht, AG’s fanden statt, Unterricht ganz regulär. Können Zeugnisnoten also auch ganz normal vergeben werden? Ein Gespräch mit Hermann-Josef Grünhage, Religionslehrer und Seelsorger sowie Schulsozialarbeiterin Christina Stockhorst vom Abtei-Gymnasium in Duisburg-Hamborn.

Und das ergibt: Normal ist relativ, Präsenzunterricht fand zwar statt, aber dennoch habe sich nach den Sommerferien vieles erst wieder einspielen müssen, berichtet Christina Stockhorst, manches auch unter neuen Bedingungen. Der Mensabetrieb beispielsweise läuft, aber die Schüler sitzen an festen Plätzen, die Pausen sind getaktet, die Gottesdienste laufen eingeschränkt - die alte Freiheit ist nicht wiedergekehrt.

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Schulen in Duisburg: Zeugnisse unter Pandemiebedingungen

Der Mund-Nasenschutz sei ebenfalls nicht normal, auch nach zwei Jahren nicht, „manche Gesichter hat man noch nie gesehen“, bedauert Stockhorst. Die Kommunikation sei dadurch eingeschränkt.

Für das Foto haben sie die FFP2-Maske kurz abgezogen. Im Durchzug sitzen Christina Stockhorst (Schulsozialarbeiterin) und Religionslehrer Hermann-Josef Grünhage vom Abtei-Gymnasium in Duisburg-Hamborn.
Für das Foto haben sie die FFP2-Maske kurz abgezogen. Im Durchzug sitzen Christina Stockhorst (Schulsozialarbeiterin) und Religionslehrer Hermann-Josef Grünhage vom Abtei-Gymnasium in Duisburg-Hamborn. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Die Nachfrage für Einzelgespräche sei im Winter deutlich gestiegen. Vor allem in den Jahrgangsstufen 7 und 8 gebe es Anpassungsprobleme. Da sei das Sozialverhalten mitunter so „originell“, dass mit der ganzen Klasse gearbeitet werde, berichtet die Sozialarbeiterin. Sie beobachtet vermehrt Konflikte, vielen falle es aufgrund lange fehlender Sozialkontakte schwer, Frustration auszuhalten. Durch die vielfältigen Regeln wüssten manche Kinder auch nicht, wie sie sich verhalten sollen. Die Lehrer würden derzeit besonders gut hinschauen und die Schulsozialarbeiter auf Kinder hinweisen.

Gewinner und Verlierer im Corona-Unterricht

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Der Corona-Unterricht der letzten zwei Jahre produzierte „Gewinner und Verlierer“, sagt Grünhage, „manchen hat der Distanzunterricht gut getan, sie hatten die häuslichen Voraussetzungen dafür und waren nicht dem Stress des Klassenverbands ausgesetzt, andere hatten nicht die richtigen Bedingungen und haben sich nicht selbst organisieren können.“

An der Zahl der Klassenwiederholer oder Schulformwechsler könne man nichts ablesen, das sei wie in den Vorjahren auf einem niedrigen Niveau.

Die diesjährige Notenvergabe ist einfacher als im Distanzunterricht

Können Noten wie gewohnt vergeben werden? Das bejahen beide: Die Kolleginnen und Kollegen gingen reflektiert mit der Situation um. Schwieriger sei es im Distanzunterricht gewesen, als Kinder mit Hausaufgaben kamen, die „brillant waren und einen ungeheuerlichen Wissenszuwachs zeigten“, deutet Grünhage an, dass da im Homeschooling gelegentlich andere Kräfte wirkten.

Und wie wird entschieden, ob eine Note eher Motivation oder Belohnung sein soll? „Das entscheide jeder Lehrer selbst“, betont Grünhage. In den Zeugniskonferenzen sei die Schulsozialarbeit immer involviert. Es werde darauf geachtet, „die Schüler als ganzen Menschen in den Blick zu nehmen“. Die Notenvergabe sei transparent.

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Welche Bedeutung hat Sympathie dabei? „Ich bemühe mich, objektiv zu sein“, sagt Grünhage, „ich gebe keinem eine schlechte Note, nur weil ich ihn nicht leiden mag“. Und umgekehrt bleibe eine Fünf im Test eine Fünf, auch wenn es ein sympathischer Schüler verrissen hat.

Bei Konflikten das Gespräch mit den Lehrerinnen und Lehrern suchen

In Konfliktfällen raten die beiden Pädagogen: Reden Sie mit den Lehrerinnen und Lehrern! Alle seien dialogbereit. Man müsse nicht bei jeder schlechten Note sofort Nachhilfe buchen. Gerade in der Orientierungsstufe, den Jahrgängen 5 und 6, gehe es oft eher um Anpassungsprobleme, um Strukturfragen, um das Zurechtfinden nach dem Wechsel von der kleinen behüteten Grundschule mit einem Klassenlehrer zum großen System mit Fachlehrern.

>>BEIM SCHULWECHSEL IST DIE EMPFEHLUNG DER GRUNDSCHULE WICHTIG

  • Derzeit laufen auch die Anmeldegespräche für die weiterführende Schule. Grünhage betont, dass ihm die Empfehlung der Grundschullehrer sehr wichtig sei. „Sie kennen die Kinder seit vier Jahren.“
  • Das konfessionell gebundene Gymnasium wird von Grundschulabsolventen aus dem ganzen Norden angesteuert. Die Kinder haben jedoch nicht alle den gleichen Stand, beobachtet der Lehrer. Eine 2 in Deutsch sei wenig aussagekräftig, ohne zu wissen, welche Substanz dahinter steckt.