Duisburg. Das Ergebnis der Ausschreibung von 57 Lehrerstellen an Duisburger Grundschulen ist ernüchternd. Gewerkschaft spricht von massivem Stundenausfall.
Auf die 57 Lehrerstellen an den 75 Duisburger Grundschulen, die zum Halbjahreswechsel von der Bezirksregierung ausgeschrieben wurden, hat es nicht eine einzige Bewerbung gegeben. Für die Gewerkschaft Bildung und Wissenschaft (GEW), die das am Freitag mitteilte, ist das ein neuer Negativ-Rekord. „Selbst für die seit über fünf Jahren unter dem stetig wachsendenden Lehrkräftemangel leidenden Grundschulen ist das ein schockierendes Ergebnis“, sagt Rüdiger Wüllner, der Vorsitzende des GEW-Stadtverbandes.
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Das treffe vor allem die Brennpunkt-Schulen, an denen ohnehin die wenigsten vollständig ausgebildeten Lehrkräfte unterrichten, so Wüllner, selbst Lehrer an einer Grundschule. Er weiß von einer Stelle, die trotz zwölfmaliger Ausschreibung keinen Bewerber fand. Wenig besser stehe es weiterhin um die Versorgung der Förderschulen aus. „Im vergangenen Jahr konnten noch nicht einmal zehn Prozent der ausgeschriebenen Stellen besetzt werden.“ Duisburg stehe dabei im Regierungsbezirk Düsseldorf besonders schlecht da.
Besuch von Schulministerin Gebauer in Duisburg: Keine langfristige Lösung für Rönsbergshof
Auch der Besuch von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) in der Förderschule Am Rönsbergshof in Beeck, wo der Personalmangel dramatische Züge angenommen hatte, habe daran wenig geändert, berichtet der GEW-Vorsitzende. „Es gibt einige Abordnungen, die aber auf das Schuljahresende befristet sind. Eine weitere Verbesserung oder eine langfristige Lösung ist mir nicht bekannt.“
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Der eklatante Mangel an Sonderpädagogen trifft auch die Grund- und Gesamtschulen, wo im „Gemeinsamen Lernen“ eine wachsende Zahl von Schülern mit Förderbedarf unterrichtet werden muss. Wüllner: „Auch hier hat die Besetzungsquote im vergangenen Jahr die Zehn-Prozent-Quote nicht erreicht. Der Versuch, den Mangel durch die Einstellungen aus Sozial- und Erziehungsberufen zu beheben, gelinge nur teilweise, berichtet der Gewerkschafter. „Sie schreiben keine Förderpläne und Gutachten – as bleibt an den Lehrern hängen.“
GEW-Vorsitzender: Das System ist auf Kante genäht
Die nächste Ausschreibungsrund steht im Mai an. Die GEW erwartet dann die Ausschreibung von rund 100 Grundschul-Stellen in Duisburg. „Vielleicht können dann einige mehr besetzt werden mit Bewerbern, die ihren Vorbereitungsdienst beendet haben“, hofft Wüllner. So oder so bleibe das System in den meisten Grundschulen auf Kante genäht. „Es reicht gerade, um die Mindest-Stundentafel zu erfüllen. Das reicht, solange alle gesund sind.“ Besonders in Duisburg wichtige Angebote wie die Sprachförderung blieben aber auf der Strecke.
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Scharf kritisiert die Gewerkschaft deshalb auch die Statistik des Ministeriums zum Unterrichtsausfall an den Schulen (wir berichteten). „Unterricht, der gar nicht erst geplant ist und nicht gegeben wird, kann auch nicht ausfallen“, moniert Rüdiger Wüllner. Der Ausfall durch die 57 Stellen, die nun nicht besetzt wurden, summiere sich allein auf 1596 Stunden pro Woche, rechnet er vor. „Wenn die Ministerin sagt, für die Bildung der Kinder zähle jeder Tag, dann gilt das wohl nicht für Duisburg.“
In den vergangenen vier Jahren habe das Land allein in Duisburg durch unbesetzte Lehrerstellen aller Schulformen rund 34 Millionen Euro gespart, schätzt die GEW. „Die Landesregierung sagt, die habe den Bildungsetat ausgeweitet wie nie zuvor, aber das Geld fließt am Ende an den Finanzminister zurück“, beklagt Wüllner. Auch Versprechen für eine bessere Bezahlung habe die NRW-Landesregierung bislang nicht eingelöst.
GEW: WEITERE ZUSPITZUNG DURCH ZUWEISUNG VERHINDERN
- Damit sich die Lage nicht weiter zuspitze, müsse deshalb eine Zuweisung von Junglehrern geben, fordert der Duisburger GEW-Vorsitzende. „Allein im Regierungsbezirk Düsseldorf werden mehr Lehrerinnen und Lehrer gebraucht, als jedes Jahr ihre Ausbildung in NRW beenden.“
- Für das Angebot einer mietfreien Gebag-Wohnung in Duisburg für Referendare und Junglehrer müsse Duisburg offensiver werben, sagt Rüdiger Wüllner. „Das ist eine gute Idee, aber es wissen zu wenigen davon.“