Duisburg. Das Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage würdigt Inge Holzinger. Auch die Preisträger des letzten Jahres wurden jetzt geehrt.

Die 89-jährige Friedensaktivistin Inge Holzinger ist am Donnerstag mit dem Preis des Duisburger Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage ausgezeichnet worden. Der Preis gegen Hass und Fremdenfeindlichkeit wird jährlich am Holocaust-Gedenktag im Jüdischen Gemeindezentrum verliehen.

Rainer Bischoff, Sprecher des Bündnisses, freute sich, dass trotz aller pandemiebedingten Widrigkeiten die Preisverleihung in diesem Jahr wieder als Präsenzveranstaltung laufen konnte. „Wir wollten das unbedingt wieder mit Publikum machen“, so der SPD-Landtagsabgeordnete, nachdem es im letzten Jahr nicht möglich war. Diesmal hatten sich rund 60 Besucherinnen und Besucher unter Berücksichtigung der Corona-Schutz-Maßnahmen am Springwall einfinden dürfen.

Lage an der russisch-ukrainischen Grenze besorgt Preisträgerin

Den Namen der Preisträgerin erfuhren die Gäste erst während der Feierstunde. Die frühere Grundschullehrerin Inge Holzinger ist auch mit 89 Jahren noch im Friedensforum Duisburg aktiv, setzt sich gegen Hass und Ausländerfeindlichkeit ein und engagiert sich nach wie vor in vielfältiger Weise für den Frieden.

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Inge Holzinger, die bis heute bei den jährlichen Ostermärschen dabei ist, bewies im Rahmen der Preisverleihung, dass sie sich trotz ihres Alters weiterhin engagiert für die Sache einsetzt. Sie animierte die Anwesenden, sich in diesem Jahr zu Ostern am Marsch für den Frieden zu beteiligen. Dabei machte sie deutlich, dass ihr das Geschehen an der russisch-ukrainischen Grenze Sorge bereitet: „Hoffentlich behalten alle Verantwortlichen einen klaren Kopf.“

Oberbürgermeister Link mahnt Duisburger: „Bleiben Sie wachsam!“

Seit dem Jahr 2000 werden jeweils am 27. Januar, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, Duisburger Personen oder Gruppierungen geehrt, die sich in besonderem Maße gegen Hass, Fremdenfeindlichkeit und religiösen Fanatismus einsetzen und sich für ein tolerantes Miteinander stark machen. Ehrengast und Laudator war der frühere Europapolitiker Klaus Hänsch (SPD), der von 1994 bis 1997 Präsident des Europäischen Parlaments war.

Oberbürgermeister Sören Link ging in seiner Begrüßungsrede ohne Umschweife auf die zunehmende Verrohung der politischen Diskussion durch rechte Hetzer und Verschwörungstheoretiker ein. „Diese Entwicklung müssen wir stoppen“, so sein Appell. An Protesten gegen die Corona-Maßnahmen teilzunehmen „ist durchaus legitim“, doch er warnte davor, „sich instrumentalisieren zu lassen“. Link rief die Duisburger auf: „Bleiben Sie wachsam.“

Europa und die Demokratie verteidigen

Klaus Hänsch griff den Faden auf, machte deutlich, dass Europapolitik immer auch Friedenspolitik sei. Er erinnerte die junge Generation daran, dass dort, wo heute Grenzen fast nicht mehr wahrgenommen werden, im Zweiten Weltkrieg Panzer standen.

Nun gelte es wieder, „das Europa der Versöhnung, der Demokratie und des Rechts“ zu verteidigen. Hänsch mahnte: „Wir dürfen uns nicht von Populisten an der Nase herumführen lassen, die Demokratie in Europa darf nicht zerfallen.“ Europa sei mehr als „nur eine Union zur Wohlstandsbildung“.

Im Corona-Einsatz für hilfsbedürftige Menschen

Zur Preisverleihung füllte sich die Bühne des Gemeindezentrums sichtlich. Das lag daran, dass auch die Preisträger des Jahres 2021 noch einmal öffentlich geehrt wurden. Dabei handelte es sich um den Stadtverband des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend und die Duisburger Jungsozialisten. Die Begründung: Beide Jugendorganisationen hatten sich mit Beginn der Corona-Pandemie vorbildlich mit konkreten Alltagshilfen dafür eingesetzt, dass alte und hilfsbedürftige Menschen nicht alleingelassen wurden. Den Preis erhielten sie stellvertretend für alle „Alltagshelden“. Verbunden mit dem Preis ist für jede Gruppe eine Fahrt zur KZ-Gedenkstätte Auschwitz.

>> PREIS WIRD SEIT 2000 VERGEBEN

  • Das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage wurde im Jahr 2000 nach dem Anschlag auf die Düsseldorfer Synagoge gegründet.
  • Das Bündnis ist ein Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Gruppen aus Duisburg, das sich für ein gutes und von Toleranz und Respekt geprägtes Zusammenleben in der Stadt einsetzt.
  • Der „Preis für Toleranz und Zivilcourage“ wird in jedem Jahr am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, verliehen.