Duisburg. Ruth Bamberg und Dr. Joseph L. Heid zeigen mit einer Video-Installation das Leben in der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen.

Auf einem Bildschirm sieht man einen Mann im Sportdress, der routiniert Bälle auf ein leeres Tor schießt. Ein anderer Bildschirm zeigt zwei Männer mit Kippa, Rabbiner vielleicht, die lesend oder betend mit ein paar Metern Abstand auf niedrigen Stufen hocken. Dazwischen erkennt man auf einem dritten Bildschirm eine religiös anmutende Grafik. Zusammen bilden die drei Elemente die Video-Installation „Lob-Preis“ von Ruth Bamberg, die nun in der Jüdischen Gemeinde am Springwall zu sehen ist.

Entwickelt hat die Künstlerin die Projektidee 2019 mit dem Duisburger Historiker Dr. Joseph L. Heid. Anlass war das aktuelle Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Ein Jahr im Leben der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen wollte Ruth Bamberg mit der Kamera begleiten und künstlerisch komprimieren.

Lob-Preis: Lieder und Gebete zum Bilderfluss

In festen Kameraeinstellungen aus der Totalen zeigt sie den Gemeinderabbiner David Geballe bei der Vorbereitung einer religiösen Zeremonie, im Gebet und beim Anlegen des Gebetsmantels „Tallit“. Parallel dazu sieht man überaus Weltliches: Szenen eines Familienfestes, Kinder, einen Polizisten oder eben den einsamen, nicht mehr ganz jungen Fußballer.

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Manche Bilder halten in den typischen festen Einstellungen architektonische Details des Gemeindezentrums fest oder blicken aus dem Gebäude auf den Innenhafen. Entstanden ist so ein Bilderfluss aus Sakralem und Profanem, aus Bedeutsamem und scheinbar Belanglosem.

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Auf einen erklärenden Kommentar-Ton hat die „Bewegtbild-Künstlerin“, wie Ruth Bamberg sich selber nennt, bewusst verzichtet. Stattdessen ist eine Tonspur zu hören, die aus Elementen wie Liedern, philosophisch-religiösen Kommentaren und Gebeten komponiert wurde.

Schon beim ersten Blick fällt auf, dass nur wenige Menschen auf den Bildern zu sehen sind. Vereinzelte Besucher beten in der Synagoge, der Gemeindesaal bleibt fast leer und Rabbiner Geballe wendet sich nur online an seine Gemeinde. Entstanden sind die Aufnahmen nämlich unter Corona-Bedingungen. Da blieb die Synagoge eben leer und ein Zelt wurde für ein Fest errichtet, das nicht stattfand. Die Bilder der Vereinzelung kulminieren in einer Einstellung, in der David Geballe einsam das mit einem Mundschutz bedeckte Gebetshorn „Schofa“ bläst.

Zeitdokument zeigt „Jüdischkeit“ in Ausnahmesituation

Viele ihrer Ideen habe sie unter diesen Umständen nicht verwirklichen können, merkte Ruth Bamberg bei der Ausstellungseröffnung am Donnerstagabend an. Entstanden sei aber ein Zeitdokument, das „Jüdischkeit“ in einer Ausnahmesituation zeige, ergänzt der Historiker Heid.

Die Videoinstallation setzt sich in ihrer Ästhetik deutlich von allgegenwärtigen Videos der Online-Medien einerseits und vom erklärenden Dokumentarfilm andererseits ab.

„Lob-Preis“ wirkt durch die Parallelität der Bilder und Töne im ersten Moment verwirrend, entfaltet aber sehr schnell einen unwiderstehlichen Sog auf ein vielen Menschen unbekanntes Gemeindeleben.

Die Installation ist bis zum 17. März montags bis donnerstags zwischen 10 und 16 Uhr im Gemeindezentrum am Springwall 16 zu sehen. Zur Ausstellung ist eine Broschüre erschienen.