Duisburg. Für „Junge Muslime in Auschwitz“ wurde Jungs e.V. aus Duisburg am Holocaust-Gedenktag mit dem Preis für Toleranz und Zivilcourage ausgezeichnet.
Über das Unaussprechliche zu sprechen, das Unglaubliche zu verstehen – diesen Versuch unternimmt der Verein Jungs e.V gemeinsam mit dem Jugendzentrum Zitrone aus Obermarxloh, indem er mit jungen Muslimen ins einstige Konzentrationslager Auschwitz fährt.
Für dieses Projekt wurde der Verein gestern in einer würdigen Veranstaltung in den Räumen der Jüdischen Gemeinde Duisburg mit dem Preis für Toleranz und Zivilcourage vom gleichnamigen Bündnis ausgezeichnet. Der Preis wurde bereits zum 18. Mal verliehen.
Die bewegende und eindingliche Laudatio hielt am Sonntag Carina Gödecke (SPD), Vizepräsidentin des nordrhein-westfälischen Landtags. Den zeitlosen Wert und die immer währende Pflicht der Erinnerung, um ein Menschheitsverbrechen wie den Holocaust niemals wieder geschehen zu lassen, unterstrichen auch Armin Schneider, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises, Bürgermeister Manfred Osenger und Angelika Wagner vom Deutschen Gewerkschaftsbund.
Alle Redner betonten, dass es gerade in einer Zeit, in der die AfD Judenfeindlichkeit wieder salonfähig mache, unabdingbar für unsere Demokratie sei, dass sich Menschen gegen Antisemitismus einsetzen.
Preisträger gehen über Grenzen
Das Projekt „Junge Muslime in Auschwitz“ sei angesichts wiederkehrender Nachrichten über Anfeindungen durch junge Muslime gegenüber Juden in Deutschland ein „aktuelles Programm mit Vorbildcharakter.“ Das Projekt erfülle in besonderer Weise die Voraussetzungen, die an die Preisträger gerichtet sind. Es gehe sprichwörtlich über Grenzen und „reißt Mauern ein“, würdigte Gödecke.
„Vertreter verschiedener Bereiche des öffentlichen Lebens haben über die Verleihung des Preises entschieden. Sie waren sich schnell einig, dass Jungs e.V. ein Zeichen setzt für eine vielfältige und weltoffene Stadt. Wir brauchen gute Beispiele wie dieses, sie tragen maßgeblich zu einem von gegenseitigem Respekt getragenen Zusammenleben in unserer Stadt bei“, lobte auch DGB-Regionsgeschäftsführerin Angelika Wagner.
Ziel der Auschwitz-Besuche
Die Idee des Projekts vermittelten Teilnehmer dem Publikum auch in einer Videobotschaft. In Auschwitz sollen junge Muslime lernen, dem Judentum offen und vorurteilsfrei zu begegnen, sich mit Antisemitismus auseinanderzusetzen. Deshalb fahren nunmehr jedes Jahr rund zehn junge Männer zum früheren Vernichtungslager in Polen. Auf den Aufenthalt bereiten sich die Teilnehmer lange vor. So gibt es zur Vorbereitung des Besuchs intensive Workshop-Wochenenden, berichtet Angelika Wagner.
Zuerst setzten sich die jungen Männer mit der Nazi-Zeit und dem von Deutschland betriebenen Massenmord an sechs Millionen Juden auseinander. Und am zweiten Wochenende werden die Hintergründe des Nahost-Konflikts thematisiert. Dabei gehe es weder darum, die Politik der israelischen Regierung zu glorifizieren noch darum die Standpunkte der Palästinenser zu verdammen: „Es geht um Einordnung, um die Bereitschaft, ums Nachdenken“, berichten Teilnehmer. Es gehe auch darum, niemals zu vergessen und aus der Geschichte zu lernen.