Duisburg. Der Duisburger Arbeitsmarkt hat sich trotz Corona besser gehalten als befürchtet. Doch Jobcenter und Agentur für Arbeit sehen auch Verlierer.
Der Duisburger Arbeitsmarkt sei „mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt Marcus Zimmermann mit Blick auf die Zahlen in den zwei Corona-Jahren 2020 und 2021. Der Satz gelte, sagt der Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, allerdings nicht uneingeschränkt: „Für die Gastronomie etwa gilt diese frohe Botschaft nicht.“ Auch nicht für Menschen, die in Duisburg schon lange ohne Arbeit sind. „Die Schwächsten hat die Krise am härtesten getroffen“, bilanziert Frank Böttcher, Leiter des Jobcenters.
Auch Partner und Kinder stecken hinter der Zahl von 23.939 Frauen und Männern, die das Jobcenter zu seinen Kunden zählt, weil sie länger als ein Jahr ohne Beschäftigung sind oder aufstockende Leistungen beziehen, weil ihr Lohn nicht zum Leben reicht. „Insgesamt versorgen wir 70.816 Duisburgerinnen und Duisburger mit Geld“, sagt Böttcher, „das entspricht fast einer kleinen Großstadt“.
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Es gelte deshalb zu verhindern, dass zu viele der insgesamt 930 Mitarbeiter des Jobcenters mit Corona-Infektionen ausfallen: „Probleme bei der Versorgung mit Geld darf es nicht geben.“
Jobcenter: Mitarbeitende schützen, damit die Versorgung mit Geld nicht abreißt
Weil die Kontakte und Beratungen der Kunden auf Telefon und Video umgestellt wurden, durch Jobcenter-App und Selbstbedienungsterminals ergänzende Angebote entstanden, blieb die Kommunikation mit den Kunden bestehen.
Ein Glück auch, dass sich die Bildungsträger schnell auf die Pandemie einstellten und ihre Angebote aufrecht erhielten, betonen Böttcher und Zimmermann. So konnte das Jobcenter im vergangenen Jahr 97,3 Prozent der insgesamt 67,6 Millionen Euro an Eingliederungshilfen ausgeben (2020: 60,8 Millionen Euro/verausgabt: 98,8 Millionen Euro). Die Agentur konnte 82,7 Prozent von verfügbaren 17,4 Millionen Euro einsetzen (2020: 18,5 Millionen Euro/89 Prozent).
Drei Vierteln der Langzeit-Arbeitslosen fehlt die berufliche Qualifikation
Die mangelnde Qualifizierung für den Arbeitsmarkt blieb das große Problem des Duisburger Arbeitsmarktes. „Bei unseren Kunden sind das 75 Prozent“, sagt Jobcenter-Chef Böttcher.
Durch technischen Fortschritt und Digitalisierung steigen die Anforderungen in vielen Berufen. Rund 21.700 der insgesamt bei Agentur und Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen verfügen über keine oder eine geringe berufliche Qualifikation. „Viele fühlen sich abgehängt und sie sind es auch“, stellt Frank Böttcher fest.
Sorgen mache er sich außerdem um eine wachsende Zahl von Menschen, die nicht wegen körperlicher Einschränkungen, sondern aufgrund von psychischen Problemen nicht arbeitsfähig ist.
Zahl der Arbeitslosen bei der Agentur sank 2021 um rund ein Drittel
Weil aber seit Juli die Zahl der Langzeit-Arbeitslosen von fast 25.000 zuletzt wieder unter 24.000 sank, sieht der Jobcenter-Leiter zumindest „einen Silberstreif“ am Horizont. Um erneut auf das Niveau von unter 21.700 Menschen zu Beginn der Pandemie zu kommen, sei es aber „noch ein langer Weg“.
Deutlicher sind die Zahlen bei der Agentur für Arbeit im vergangenen Jahr gesunken: von über 9000 auf zuletzt noch knapp über 6000. „Die Unternehmen haben sich auf die Lage einstellt und stellen wieder ein“, so Marcus Zimmermann.
Sichtbar wird die Entwicklung an weiteren Zahlen: Der Zahl der gemeldeten Stellen stieg 2021 um fast 29 Prozent auf 10.376 und nähert sich nach einem Einbruch in fast gleicher Größe im Jahr 2020 wieder dem Niveau des Vorkrisen-Jahres 2019 (12.178 gemeldete Stellen). Ähnlich ist der Verlauf beim Stellenbestand: Er ist im vergangenen Jahr um fast 15 Prozent auf zuletzt 4199 Stellen gewachsen und dabei, den Vorjahresverlust von 19,3 Prozent wett zu machen.
>> KURZARBEIT GEHT IM VERLAUF VON 2021 STARK ZURÜCK
- Die Möglichkeit zur Kurzarbeit ist ein wichtiger Faktor, der den Duisburger Arbeitsmarkt in den beiden Corona-Jahren stabil gehalten hat. 2021 war die Zahl der kurzarbeitenden Betriebe und Beschäftigten stark rückläufig.
- Den Spitzenwert erreichte die Kurzarbeit mit 18.687 Beschäftigten im April 2020. Im Januar 2021 waren es noch 13.438, im Juni noch 5512. Neuere Zahlen liegen noch nicht vor, weil die Abrechnungen erst mit Verzögerung erfolgen können.
- Die Erholung spiegelt sich auch im finanziellen Aufwand: 2020 zahlte die Agentur für Arbeit rund 101,8 Millionen Euro Kurzarbeitergeld aus, im vergangenen Jahr waren es rund 74,1 Millionen. Mögliche Rückzahlen, weil die Hilfen nicht in Anspruch genommen wurden, stehen noch aus.