Altstadt. Seit fünf Jahren kümmern sich die Ehrenamtlichen vom Duisburger Verein „Herzenswärme“ um Obdachlose und Bedürftige. Sie wollen die Not lindern.

Vor fünf Jahren haben sich aus einem losen Zusammenschluss, anfangs organisiert über eine Facebook-Gruppe, Menschen zusammengefunden, die obdachlosen und bedürftigen Menschen in Duisburg helfen wollen. Daraus ist der Verein „Herzenswärme“ entstanden. Jeden Dienstag und Freitag sind Manuela Bexte, die die meisten nur „Ela“ rufen, und ihre Mitstreiter am Schäferturm zu Gast. Hier verteilen sie warme Mahlzeiten und auch Lebensmittel.

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Die meisten Gäste braucht Ela Bexte nicht zu fragen – ihre Stammkunden bei der Essensausgabe am Schäferturm kennt sie genau. Wenn ein Gast zum ersten Mal kommt, hakt sie indes nach: „Bist du obdachlos? Oder hast du keinen Strom zu Hause?“ Wer zur Gruppe der Gäste ohne Dach gehört, hat eben nicht die Möglichkeit, sich selber ein warmes Essen zu kochen. Deshalb bekommt er zuerst eine Portion. Die Bedürftigen mit Wohnung können sich Lebensmittel mit nach Hause nehmen und selber kochen. Aber sie bekommen auch Essen am Stand, wenn alle anderen satt sind, und noch etwas übrig ist. Eine Ausnahme gibt es: In der letzten Woche des Monats werden die Unterschiede weniger streng gehandhabt, denn dann ist bei allen Gästen das Geld knapp.

Duisburger sind mit warmen Herzen und eiskalten Fingern für andere da

Kai Horstkamp und Heidi Brückmann bei der Essensausgabe.
Kai Horstkamp und Heidi Brückmann bei der Essensausgabe. © FUNKE Foto Services | Foto: Oliver Müller

„Aber wir wollen hier wirklich die Not lindern, nicht die unterstützen, die nur zu faul sind, sich selber was zu kochen“, erklärt sie trocken die Kriterien. Im Winter steht „Ela“ Bexte mit ihrem Team jeden Dienstag- und Freitagabend mit ihren Bedarfskisten, Kaffeekannen und Wärmebehältern am Schäferturm unter einem Pavillon. Gemeinsam sorgen sie mit warmem Herzen und oft genug eiskalten Fingern dafür, dass ihre Gäste Nähe und Zuwendung spüren.

Wie Duisburg die Obdachlosen vor dem Kältetod bewahren willInzwischen ist es fünf Jahre her, dass sie gemeinsam mit etlichen Gleichgesinnten beschloss, etwas gegen Hunger und Kälte in der Stadt zu tun. Zunächst lief das Engagement über eine Facebookgruppe, seit einigen Jahren ist „Herzenswärme Duisburg“ ein eingetragener Verein. Das ursprüngliche Team hat sich aufgefächert und einige verteilen jetzt an anderen Orten. Neue Leute sind dazugekommen. Adam und Fabi Kozlowski vom Ruhrorter Lokal Kaiserhafen packen seit einiger Zeit mit an. Als Restaurantpächter haben sie eine Küche zur Verfügung, in der man 40 Portionen Möhren untereinander mit Schnitzel zubereiten kann. Und sie teilen auch selber am Stand das Essen aus. Durch solche Mitglieder und Sponsoren wird das Kochteam sehr entlastet, das normalerweise zwei Mal in der Woche in der Ruhrorter Christengemeinde am Herd steht.

Ela Bexte ist als Ehrenamtliche die ganze Woche beschäftigt

Ela Bexte zählt auf, wie so eine typische Woche im Ehrenamt bei ihr aussieht. Montags wird eingekauft, dienstags gekocht, abends am Stand verteilt und es werden Spenden abgeholt. Mittwochs ist Garagentag, da werden die Spenden gesichtet und sortiert. Donnerstags geht es zu den Supermärkten, um gesponserte Lebensmittel abholen, freitags ist schon wieder Koch-und Verteiltag. Am Sonntag gibt es eine Teambesprechung und die ganze Woche über schellt das Notfalltelefon: „Da liegt einer unter der Brücke, könnt ihr da mal nach dem schauen?“ oder „Mir ham se den Schlafsack geklaut, habt ihr vielleicht noch einen?“Die Herzenswärme hat sich professionalisiert mit den Jahren, das Team ist eingespielt. „Wir sind unterwegs vom Klapptisch zum vereinseigenen Bus“, fasst Kai Horstkamp zusammen, der als Sanitäter für die primäre Erstversorgung zuständig ist, wenn mal irgendwo ein Pflaster oder ein kleiner Verband gebraucht wird.

Alle tragen bei der Arbeit selbstverständlich Maske und Handschuhe. Bexte entdeckt bei der Dämmerung eine besondere Freundin unter den Wartenden. „Komm mal her, meine Schöne,“ lockt sie die große Hündin eines Stammgastes. Sie hat einen Beutel Trockenfutter und eine Dose organisiert, aber die wohlerzogene Hündin nimmt nichts von den dargebotenen Leckereien. „Ich weiß, falsche Hand, ich gebe es Papa“, sagt sie verständnisvoll, und nimmt sich auch Zeit für ein Gespräch über den frischen Kummer des Halters. Danach muss sie aber endlich den Christstollen schneiden, den es zum Nachtisch geben soll. „Gib mir mal neue Handschuhe, ich habe schon wieder einen Hund geknuddelt“, bittet sie ihre Kollegin am Stand.

>> So ist der Verein erreichbar

Möglichst regional und saisonal möchte das Team seine Gäste bekochen. Es setzt dabei der Umwelt zu liebe auf Mehrweggeschirr. Wer ein komplettes Menü für einen Ausgabetag sponsern möchte, der kann das mit einer 50 Euro Spende tun. Zu erreichen ist die Herzenswärme Duisburg e.V. über Facebook, per Mail manuela.bexte@gmx.de und über die Notfallnummer: 0157 36 13 95 19