Duisburg. Es häufen sich in Duisburg die Fälle mit Corona infizierter Schüler. Das sagen Schulleiter und Gewerkschafter zum Präsenzunterricht mit Omikron.
Verrückte Welt: Einerseits schießen die Sieben-Tage-Inzidenzen bei Schülerinnen und Schülern durch die Decke, haben klar die 1000er-Marke gerissen, andererseits soll ab Montag der Schulbetrieb in Duisburg wieder weitgehend als normaler Unterricht laufen: Sport- und Schwimmkurse, die in der ersten Woche noch pausiert haben, sollen wieder stattfinden. Dies gilt auch für klassenübergreifende AGs und Neigungsfächer.
Wenn noch die Quarantäneregeln gelten würden, die vor Weihnachten an Schulen aktuell waren, dann wäre die Erprobungsstufe am Landfermann-Gymnasium jetzt komplett in Quarantäne, nebst rund 40 Lehrerinnen und Lehrern. „An Unterricht wäre dann nicht mehr zu denken“, sagt Schulleiter Christof Haering, der selbst geimpft, geboostert und genesen ist.
Präsenzunterricht in Duisburg bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 1200 unter Schülern
So aber sind in der ersten Schulwoche bei ihm „lediglich“ 34 Schülerinnen und Schüler in Isolation beziehungsweise Quarantäne, entweder durch einen PCR-Test als positiv bestätigter Corona-Infizierter oder als Kontaktperson. Das sind deutlich mehr als in den vergangenen Monaten, aber wenig genug, um für den Moment am Präsenzunterricht festhalten zu können.
Gesamtstädtisch betrachtet lag die Sieben-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe der Fünf- bis Neunjährigen am 13. Januar bei 1265,6 und bei den Zehn- bis 14-Jährigen bei 1215,8. Etwas niedriger ist sie nur bei den 15- bis 19-Jährigen: 928,2.
„Es macht sich in der Schülerschaft breit“, sagt auch Bernd Beckmann, Leiter der Gesamtschule Meiderich. Zwei Dutzend Fälle sind es an seiner Schule – die meisten aber „zum Glück“ nicht in der Schule erkannt, sondern bereits daheim. „Wir stellen uns darauf ein, dass spätestens in 14 Tagen deutlich mehr Fälle aufkommen“, sagt der Schulformsprecher. Spätestens dann werde wieder das Instrument des Distanzunterrichts zum Tragen kommen müssen.
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Die Kombination aus hoch ansteckender Variante und verkürzter Quarantäne lasse keinen anderen Schluss zu: „Das ist nicht aufzuhalten!“ Beckmann selbst beurteilt seine persönliche Gefahr als „allgemeines Lebensrisiko, ich kann mich auch beim Einkaufen oder im Restaurant anstecken“.
Versprechen der Schulministerin wurden nicht gehalten
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Rüdiger Wüllner von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bilanziert nach der ersten Schulwoche im neuen Jahr: „Das ist keine sichere Schule.“ Das Versprechen der Schulministerin sei nicht gehalten worden angesichts tagelanger Warterei auf Pooltests und Quarantänen für ganze Klassen, die explizit vermieden werden sollten.
Rückblickend, sagt er, hätte man ahnen können, dass die Labore mit der Welle zusätzlicher Tests überfordert werden. Allerdings fordert der Gewerkschafter noch mehr PCR-Tests: Lehrer testen sich derzeit freiwillig mit Selbsttests, die aber weniger sensitiv sind. Er fragt, ob das Kalkül sei, um die Schulen für die Arbeitgeber offen halten zu können. Es sei sinnvoller, wenn auch die Kollegien regelmäßig auf freiwilliger Basis PCR-getestet würden.
Ihn ärgert außerdem, dass der Automatismus des letzten Jahres, als Schwangere nicht in Präsenz unterrichten mussten, zurückgefahren worden ist. Aktuell gilt nach Angaben des Schulministeriums wieder nur die allgemeine Dienst- und Arbeitspflicht. Die Schulleiter müssten eine Gefährdungsbeurteilung vornehmen, bei Bedarf zusammen mit dem betriebsärztlichen Dienst, um Schwangeren und anderen Kollegen mit erhöhtem Risiko den Präsenzunterricht zu ersparen.
Kreative Lösungen für knappe Kollegien
Damit schieben Ministerium und Bezirksregierung die Verantwortung auf die Schulleiter ab, kritisiert Wüllner. Abgesehen davon würden Betroffene, die sich nun krankschreiben lassen müssen, auch beim Distanzunterricht wegfallen.
Und das bei weiter dünner Personaldecke. Wie aus Schulleiterkreisen zu hören ist, gebe es wenig Bereitschaft seitens Bezirksregierung und Schulministerium, flexible Lösungen anzugehen. So fand der Vorschlag, einzelne Klassen ab Jahrgangsstufe sieben nach Rücksprache mit den Eltern tageweise zu Hause zu beschulen mit jenen Lehrern, die zu Hause, aber nicht krank sind, wenig Gehör.
Einige Schulleiterinnen und Schulleiter, die nicht zitiert werden möchten, interpretieren das Festhalten am Präsenzunterricht als politische Entscheidung mit dem Risiko der Durchseuchung. „Sonst würde man die Schulen zumachen“, erklärt einer mit Blick auf die Zahlen. „Die Kinder werden es alle kriegen“, sagt ein anderer.
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- An den Grund- und Förderschulen wurden 215 positive Pools in der ersten Schulwoche gemeldet. „Bei elf Pools gab es offenbar eine Falschpositivmeldung, da im Nachgang alle Schülerinnen und Schüler der betroffenen Pools negativ getestet wurden“, berichtet Stadtsprecher Maximilian Böttner. Insgesamt seien bislang 231 infizierte Schülerinnen und Schüler festgestellt worden, die auch alle in Quarantäne geschickt wurden.
- An den weiterführenden Schulen wurden seit Schulbeginn 85 Infektionen registriert. Böttner macht allerdings darauf aufmerksam, dass nun vom 14-tägigen auf einen zehntägigen Turnus umgestellt werde. Nach alter Zählart wären es 192 infizierte Schülerinnen und Schüler.