Bochum. Am 18. November zeigt das Erste den Spielfilm „Ökozid“. Es geht um die Klimakatastrophe. Die Hauptrollen werden von zwei Bochumerinnen gespielt.

Der Klimawandel ist in aller Munde, aber wer trägt die Verantwortung dafür, dass weltweit Landstriche veröden, die Gletscher schmelzen und die Temperaturen steigen? Der Spielfilm „Ökozid“, ausgestrahlt am Mittwoch (18.11.) zur besten Sendezeit im ARD-Fernsehen, greift das zurzeit drängendste Problem der Menschheit auf. Die Hauptrollen werden von gleich zwei Schauspielerinnen aus Bochum gespielt

Fiktives Szenario, und doch realistisch

Aufgeblättert wird ein zwar fiktives, aber doch realistisches Szenario: Die Justiz muss entscheiden, ob die deutsche Politik für ihr Versagen beim Klimaschutz zur Rechenschaft gezogen und damit ein Präzedenzfall für Klimagerechtigkeit geschaffen wird. Zwei Anwältinnen vertreten 31 Länder des globalen Südens, die ohne Unterstützung der Weltgemeinschaft dem Untergang geweiht sind. Sie fordern Schadensersatz und ein Recht der Natur auf Unversehrtheit, um ihr Überleben zu sichern. Ranghohe Vertreter aus Politik und Industrie werden in den Zeugenstand zitiert.

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Zerstörung von Ökosystemen

Der Film spielt im Jahr 2034, aber er ist inszeniert wie aus der Jetztzeit, und tatsächlich sind die Folgen der Klimakatastrophe ja auch bereits heute dramatisch. Davon ist auch der Internationale Gerichtshof betroffen, vor dem in „Ökozid“ verhandelt wird, denn nach der dritten Sturmflut in Folge musste das Gerichtsgebäude in Den Haag geräumt werden. In einem Provisorium in Berlin wird die Klimakatastrophe zum Gegenstand eines Prozesses. Der Thriller, der ohne reißerische Katastrophenbilder auskommt, macht den „Ökozid“ zum Thema – also die Zerstörung von Ökosystemen und damit von Lebensräumen für Menschen, Tiere und Pflanzen durch multinationale wirtschaftliche Interessen, Umweltverschmutzung oder Krieg.

Martina Eitner-Acheampong, Schauspielerin und Regisseurin, ist seit langen Jahren dem Schauspielhaus Bochum verbunden.
Martina Eitner-Acheampong, Schauspielerin und Regisseurin, ist seit langen Jahren dem Schauspielhaus Bochum verbunden. © JBS

Star der Intendanz Weber

Eine der beiden Anwältinnen, die das Verfahren forcieren, wird von Friedrike Becht (*1986) gespielt, einer der Stars der Intendanz Anselm Weber am Schauspielhaus und Bochumer Theaterpreisträgerin 2014. Die Bochumer Schauspielerin, die auf der Bühne ebenso heimisch ist wie beim Film („Der gleiche Himmel“), erinnerte bei Dreh von „Ökozid“ manches an ihre Arbeit am Theater: „Der Gerichtssaal ist ja auch eine Art Bühne, persönliche Momente der Protagonisten stehen nicht im Vordergrund, sondern es geht immer um das Thema.“

Das Recht ist angegriffen, die Welt bedroht

Und das ist der Klimawandel und dessen Folgen; was nicht nur der Figur der Anwältin „Larissa Meybach“ nahe geht, die Becht verkörpert: „Das Recht ist angegriffen, und die Welt ist bedroht. Das, was die Meybach vorbringt, betrifft mich selbst ebenso wie alle anderen Menschen“. Für sie habe die schauspielerische Herausforderung auch darin bestanden, die „feinen Momente“ der fiktiven Figur hervorzuholen, sagt Friederike Becht .

Präzedenzfall wird geschaffen

Ein Gericht soll also entscheiden, ob die deutsche Politik für ihr Versagen beim Klimaschutz zur Verantwortung gezogen und damit ein Präzedenzfall geschaffen wird. Prominenteste Zeugin: Angela Merkel, im Film verkörpert von Martina Eitner-Acheampong.

Infos zum Film

„Ökozid“ postuliert die Überzeugung, dass es ein menschliches Grundrecht auf Leben in einer unbeschädigten Natur gibt. Regisseur Andres Veiel versteht seinen Film als Appell an die Entscheidungsträger, den Klimawandel wenigstens noch einzudämmen.

„Ökozid“ wird am Mittwoch, 18. November, um 20.15 Uhr im Ersten gesendet. Die Sendung ist nach der Ausstrahlung drei Monate lang in der ARD Mediathek verfügbar.

Die Bochumerin (*1960), die lange am Schauspielhaus Ensemblemitglied war, ist aktuell wieder an der Königsallee tätig. Vor kurzen hatte ihre Inszenierung von Yasmina Rezas „Drei Mal Leben“ Premiere, die Aufführung fand viel Zustimmung, bis Corona alle weiteren Vorstellungen unterband.

Ostdeutsches Kolorit

Für die Rolle der Kanzlerin sei sie auch wegen ihres Herkunft besetzt worden, erzählt die aus Cottbus gebürtige Martina Eitner-Acheampong. Es ging nicht darum, die Kanzlerin als Person zu zeigen, sondern sie in ihrer Rolle als Regierungschefin nachvollziehbar zu machen. Ihr leichter ostdeutscher Zungenschlag gibt das Kolorit. Für die Schauspielerin mit Leib und Seele lag die Herausforderung der Merkel-Rolle woanders: „Das Weglassen meines Gestaltungswillens war gefordert“, sagt sie, „ich musste mich zurücknehmen und tiefere politische Inhalte vermitteln, nicht die Kanzlerin als Person darstellen.“ So bleibe ihre „Angela Merkel“ eher geheimnisvoll.

Glaubwürdige Schauspieler/innen

Was die Mitspieler in „Ökozid“ angeht, sind die beiden Bochumerinnen übrigens in bester Gesellschaft.

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Welche Dringlichkeit dieses Thema hat, zeigt nicht zuletzt die Wucht, mit der das top besetzte Schauspielensemble – unter anderem mit Nina Kunzendorf als Anwältin, Edgar Selge als Richter und Ulrich Tukur als Verteidiger – agiert. Wie Friederike Becht und Martina Eitner-Acheampong auch, stehen alle sichtbar präsent hinter ihren Figuren, denen sie dadurch große Glaubwürdigkeit verleihen.

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