Duisburg. Angst um Opa, Sehnsucht nach Leben – drei Schüler vom Steinbart-Gymnasium über ihr Corona-Jahr zwischen Lichtblicken und der Spaßbremse Omikron.
Sie könnten die Zeit ihres Lebens haben, mit 16, 17 Jahren liegt einem schließlich die Welt zu Füßen. Die Welt – das war für die meisten Teenager in den letzten zwei Jahren jedoch das Kinderzimmer, wahlweise das Klassenzimmer. Seid Vejzović (16), Ida Daube (17) und Mika Schilling (16) gehören zur Schülervertretung des Steinbart-Gymnasiums in Duisburg und geben einen Einblick in ihr Leben.
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Es ist „ein ganz normaler Winter, nur mit Jacke an“, sagt Ida auf die Frage, wie es ihnen im zweiten Corona-Winter geht. Dass sie das durch eine FFP2-Maske sagt, bei offenem Fenster und Außentemperaturen um die sieben Grad – es gehört wohl zu den Besonderheiten dieser Generation, mit der Krise schicksalsergeben und unaufgeregt umzugehen.
Distanzunterricht war gar nicht so schlimm
„Die Situation kommt dem Schulalltag vor Corona relativ nah“, findet auch Mika. Befremdlich fanden sie allerdings die Aufhebung der Maskenpflicht im November, die der überwiegende Teil denn auch schlicht ignoriert habe.
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SV-Verbindungslehrer Torben Kirschner bestätigt das, bedauert aber zugleich: „Manche Schüler habe ich noch nie ohne Maske gesehen, das ist ganz furchtbar.“
Rückblickend fanden die drei die Phasen des Distanzunterrichts gar nicht so schlimm – die meisten Lehrer hätten sich angepasst, „das hat mich positiv überrascht“, bekennt Ida. Es gab nur einzelne Lehrer, die es übertrieben mit den Aufgaben oder kaum Rückmeldungen gaben. Hier reagierte der Schülerrat, bat um Verbesserung.
Kirschner betont, dass es sich bei den drei SV-Schülern allerdings auch um die engagierteren handele, „es gab auch am Gymnasium Schüler, die wir daheim kaum erreichen konnten und die ihre Defizite längst noch nicht aufgeholt haben“. An seiner Vorliebe für Präsenzunterricht habe sich nichts geändert, sagt Seid. „Zuhause kann ich mich einfach nicht so gut konzentrieren“, bekennt der 16-Jährige.
Der erste Lockdown war ein „Schock“
Der „härteste Schock“, so erinnert sich Mika, sei der Freitag vor zwei Jahren gewesen, als plötzlich entschieden wurde, dass ab sofort die Schule geschlossen ist. „Da brauchte ich einen Moment, um das zu realisieren.“
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In der Abi-Stufe von Ida wurden seither die Inzidenz-Werte genau beobachtet, „um Witze darüber zu machen, wann es wieder einen Lockdown gibt“, vor allem aber, um davon nicht kalt erwischt zu werden. Die drei nehmen die Pandemie sehr ernst, testen sich regelmäßig vor Treffen mit anderen, getrieben von der Sorge, das Virus in die Familie zu tragen. „Mein Opa ist lungenkrank, da haben wir alle Angst“, sagt Seid. Mit Feiern vor Corona könne man die letzten Partys jedenfalls nicht vergleichen, „es schwingt bei allem ein schlechtes Gewissen mit“, sagt Mika. Ihren 18. Geburtstag an Weihnachten will Ida erst mal nicht feiern, Omikron heißt diesmal die Spaßbremse.
Familien sind durch Corona unterschiedlich hart herausgefordert
Ihre Familien sind von Corona unterschiedlich betroffen, das Homeoffice von Idas Eltern ermöglicht gemeinsame Mittagspausen, auch Seids Eltern mussten nicht in Kurzarbeit, im Gegenteil: „Meine Mutter ist Altenpflegerin, da Kollegen nicht geimpft sind, muss sie oft einspringen, das ist anstrengend.“ Mikas Eltern sind in der Hotelbranche, da werde oft über das Geschäft gesprochen.
Sein eigenes Berufsziel sei im Vergleich krisensicher: Er möchte in die Medizin, wenn der Abischnitt reicht. „Aber einige meiner Freunde, die gern Pilot werden wollen, fragen sich schon, ob sich der Tourismus noch mal erholt.“ Ida möchte studieren, Maschinenbau oder Pharmazie, Seid ins Gesundheits-Management.
Gemeinsam Impfverweigerer überzeugen
Impfverweigerer oder Coronaleugner machen sie fassungslos. In Idas Jahrgang konnten sie gemeinsam jemanden überzeugen, sich doch noch impfen zu lassen. Und in Mikas Stufe konnten enge Freunde die Eltern einer Klassenkameradin dazu bringen, dass diese sich impfen lassen darf. Angesichts der stetig weiter wachsenden Impfquote hofft Ida auf eine Mottowoche im Frühjahr, einen Abiball. Auf die Abschlussfahrt musste ihr Jahrgang bereits verzichten, Seid und Mika planen noch – „irgendwas in Deutschland wenigstens“, „mit Storno-Möglichkeit“, die Notbremse wird bei allem mitgedacht.
Grundsätzlich würden sie sich wünschen, mehr Gehör zu finden. „Wir haben nur wenig Einfluss, würden aber wenigstens gern unsere Meinung sagen“, wünschen sich die drei. Politiker seien nicht auf die Schülervertretung zugekommen. Allerdings sei durch die Pandemie auch auf der Ebene der Stadt-Schülervertretung nur wenig gelaufen. „Das SV-Leben hat generell gelitten, es fanden ja keine Unterstufenpartys oder Sommerfeste statt“, bedauert Ida. Sie sagt das und sitzt doch in einem Meer verpackter Geschenke – eine Weihnachtsaktion für ein Kinderheim. Irgendwas geht dann doch immer.