Duisburg-Neuenkamp. Beim Speed-Dating lernen sich Ü-55-Singles in Duisburg-Neuenkamp im Sieben-Minuten-Takt kennen. Drei Teilnehmer berichten, ob’s gefunkt hat.

Alle sieben Minuten drückt Britta Tüffers-Schrey auf die Klingel: „Ping“ – Tischwechsel. Ob sich hier heute alle sieben Minuten eine alleinstehende Dame oder ein Herr verliebt? Ein Versuch ist es wert, findet das Team vom Dietrich-Krins-Weber-Zentrum – und veranstaltet das erste Speeddating für Duisburger, die über 55 Jahre alt sind. Zehn Männer und neun Frauen sind bei dieser Premiere dabei, eine Teilnehmerin ist kurzfristig krank geworden. Die meisten sind gespannt, was der Nachmittag an Kontakten bringt. Nach dem Speeddating haben wir einige getrennt voneinander befragt, ob ihr Herzblatt dabei war.

Alle sieben Minuten wird geklingelt - dann geht’s zum nächsten Tisch.
Alle sieben Minuten wird geklingelt - dann geht’s zum nächsten Tisch. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Bert (63) wohnt „umme Ecke“ in Neuenkamp. Er war 39 Jahre verheiratet, vor zweieinhalb Jahren ist seine Frau verstorben. Nun, findet er, sei es an der Zeit, sich mal wieder umzuschauen. „Das habe ich damals mit meiner Frau besprochen, sie hätte nicht gewollt, dass ich alleine bleibe.“ Sein letztes Date liegt entsprechend ein paar Jahre zurück. Einfach jemanden auf der Straße ansprechen? „Nee, die denken dann wer weiß was. Hier ist ein geschützter Rahmen, in dem sich die Frauen sicher fühlen können“, sagt er. Im Hintergrund laufen romantische Melodien von Richard Clayderman.

Organisatorinnen haben für die Duisburger Singles Frage-Karten vorbereitet

Auch bei Angelika (58) ist das letzte Treffen schon etwas länger her. Online hat sie bereits ihr Glück versucht, „aber hier ist es etwas ganz anderes, denn man kann dem Mann direkt in die Augen gucken.“ Nach den ersten Gesprächen stellt sie fest: „Sieben Minuten sind ganz schön kurz.“ Bisher hatte sie sich mit jedem etwas zu erzählen. Falls es doch einmal stockt, haben die Organisatorinnen ein paar Kärtchen mit Fragen ausgelegt. „Fährst du gerne in Urlaub?“ könnte zum Beispiel den Einstieg ins Kennenlernen erleichtern. Da ist Angelika bei Wolfgang an der richtigen Adresse. Er ist gerne mit dem Wohnwagen unterwegs. „Das mag ich auch“, sagt sie, und Wolfgang lächelt.

Angelika (58) und Wolfgang (81) haben sich über Urlaub und Reisen unterhalten.
Angelika (58) und Wolfgang (81) haben sich über Urlaub und Reisen unterhalten. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Beim Thema Altersunterschied gehen die Meinungen indes auseinander: „Für mich spielt das Alter keine große Rolle“, sagt Wolfgang, dem man seine 81 Jahre kaum ansieht. Angelika erklärt indes: „Es ist schon ein Unterschied, ob jemand noch arbeitet oder schon in Rente ist. Da sind die Interessen vielleicht zu verschieden.“

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Britta Tüffers-Schrey und ihre Mitstreiterinnen hatten denn auch überlegt, ob man die Gruppe in verschiedene Alterssegmente unterteilt, „aber erst haben sich nur Frauen angemeldet, später kamen dann genügend Männer hinzu. Und einige sind noch so rege und aktiv, da sieht man ihnen die 80 Jahre gar nicht an.“

„Das ist so schön hier, da bekomm’ ich direkt Gänsehaut“

Sabine Kaymer, die heute zum ersten Mal ehrenamtlich im Dietrich-Krins-Weber-Zentrum hilft, ist ganz begeistert: „Das ist so schön hier und so liebevoll, da bekomm’ ich direkt Gänsehaut.“ Gemeinsam mit der dritten im Bunde, Birgit Michels, war sie selbst mal Teilnehmerin bei einem Speed-Dating. Wie’s war? Nun ja, sie ist weiterhin Single. Dennoch protestiert Freundin Birgit Michels lächelnd, als sich einer der Herren an ihren Tisch setzen will: „Ne, ne, wir sind aus dem Rennen. Wissen Sie, wir sind schwer vermittelbar, gehen Se mal lieber weiter.“ Der Mann, man sieht es seinem Gesicht an, ist zwar anderer Meinung, zockelt aber dann doch zum nächsten „offiziellen“ Tisch.

Bert wohnt in Neuenkamp und würde sich freuen, mal wieder eine Dame kennen zu lernen. Bei diesem Speed-Dating-Versuch hat es leider nicht geklappt.
Bert wohnt in Neuenkamp und würde sich freuen, mal wieder eine Dame kennen zu lernen. Bei diesem Speed-Dating-Versuch hat es leider nicht geklappt. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Nach sieben Gesprächsminuten hat jeder Zeit, sich Notizen zu machen und zu entscheiden, ob es ein Wiedersehen geben soll – etwa, um freie Zeit miteinander zu verbringen oder, um abends nicht mehr so alleine auf der Couch zu sein. „Zu zweit ist alles schöner. Tagsüber hat man was zu tun und kann sich ablenken. Aber alleine essen oder abends vor dem Fernseher, da merkt man dann doch, dass jemand fehlt“, gesteht Bert und hofft auf ein „Match“.

18 Personen wollen sich wieder sehen

Insgesamt 18 „Ja“ zählt Britta Tüffers-Schrey nach dem Nachmittag – und vermittelt anschließend die Telefonnummern. „18 ist doch toll. Ich hab’ gar nichts erwartet, es kann ja auch sein, dass sich hier zwei Frauen kennen lernen, die mal miteinander etwas unternehmen wollen.“ Wenn’s bei einem Teilnehmer funkt – umso schöner.

Bert hat eine Telefonnummer bekommen und sich doch für die nächste Runde angemeldet. „Die konnte sich nur etwas für Freizeitunternehmungen vorstellen.“ Auch Angelika mochte am Ende niemanden wiedersehen. „Es war ein schöner Nachmittag mit ganz vielen netten Gesprächen, aber der Altersunterschied war doch zu groß.“ Was ihr hingegen gefallen hat: Einige der Älteren haben noch Manieren „alter Schule“.

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Wolfgang, nach dem Tod seiner Frau schon länger auf der Suche, hat sich nach dem Speed-Dating ganz klassisch mit einer Teilnehmerin in einem Café getroffen. „Wir haben uns gut unterhalten.“ Ob’s was wird? „Sie hat gesagt, sie will sich melden.“

>> Interessierte Teilnehmer können sich melden

Da es schon für diese Veranstaltung eine Warteliste gab, soll es recht schnell eine Neuauflage geben. Wahrscheinlich werden dann verschiedene Altersgruppen getrennt. Das Mindestalter liegt bei 55 Jahren.

Wer Interesse hat, ganz gleich, ob man erstmal nur die Freizeit oder direkt das ganze Leben miteinander verbringen möchte, kann sich bei Britta Tüffers-Schrey melden: 0203/318 14 50.