Duisburg. . Im dritten Anlauf ist Norbert Schmitt glücklich verheiratet. Beruflich gibt er Paaren als Therapeut wertvolle Tipps, um eine Beziehung zu retten.

Norbert Schmitt ist glücklich verheiratet – im dritten Anlauf. Der gelernte Sozialpädagoge mit therapeutischer Zusatzausbildung berät Paare, die in einer Krise stecken, und die ihrer Beziehung noch einmal eine Chance geben wollen. Eineinhalb Stunden Beratung kosten 98 Euro, die privat zu bezahlen sind. Paartherapie ist keine Leistung der Krankenkassen. Oft machen Männer und Frauen halbe-halbe bei den Kosten. Eine Trennung lässt sich dennoch nicht immer vermeiden. Rund zehn Prozent der Paare kommen erst zu ihm, wenn nichts mehr zu kitten ist. Wenn sich Partner für eine Therapie entscheiden, macht oft die Frau den ersten Schritt. Im Gespräch erklärt der 59-Jährige woran es in Ehen und Beziehungen manchmal hakt und was Frauen und Männer tun können, um die Beziehung wieder in Schwung zu bringen.

Wer kommt zu Ihnen?

Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal sind es Paare, bei denen es direkt zu Beginn der Beziehung kriselt, etwa, wenn ein Kind unterwegs ist. Und dann gibt es noch einmal eine Phase, wenn die Kinder zwischen 16 und 18 Jahren alt sind und langsam das Haus verlassen. Dann müssen sich die Eltern wieder als Paare finden und es stellt sich die Frage, ob man nur noch wegen der Kinder zusammenbleibt. Es sind sicherlich Paare, die sich auseinandersetzen wollen. Wobei ich aber auch mal einen Anruf von einem Mann bekommen habe, der wollte, dass seine Frau von mir erfährt, dass er fremdgegangen ist. Das habe ich natürlich abgelehnt.

Tipps für eine glückliche Beziehung

Tipps für eine glückliche Beziehung

Norbert Schmitt hat zehn goldene Regeln für eine glückliche Partnerschaft formuliert. Seine Tipps:

1.

„Zeigen Sie Ihrem Partner so oft es geht Ihre Liebe, Anerkennung und Wertschätzung.“ Schmitt weiß: „Hier gibt es kein Zuviel“ 

2.

„Kümmern Sie sich kreativ und initiativ um gemeinsame Aktivitäten – und erwarten Sie es vom Partner.“ Der Paartherapeut rät seinen Klienten, dass sich jeder abwechselnd mal etwas einfallen lassen soll, um die Beziehung lebendig zu halten. Das kann gemeinsames Kochen, ein schönes Abendessen oder ein Theaterbesuch sein.

3.

„Zeigen Sie Ihrem Partner so offen wie möglich, wie es Ihnen geht – so sorgen Sie dafür, dass er Sie besser versteht.“

4.

„Sagen Sie rechtzeitig und offen, was Sie sich für sich und die Beziehung wünschen – anstatt es aufzuschieben oder zu ignorieren.“

5.

„Sorgen Sie dafür, dass  Sie Ihre eigenen Interessen und Freundschaften pflegen – und ermöglichen Sie dies auch Ihrem Partner.“

6.

Wenn es doch mal zum Streit oder zu Konflikten kommt: „Kümmern Sie sich möglichst um einvernehmliche Lösungen bei unterschiedlichen Interessen – und warten Sie nicht stur auf den anderen.“ Paare, die Jahre lang zusammen leben, nennen als eines ihrer Geheimrezepte oft, dass Sie den Streit immer noch vor dem Schlafengehen wieder beigelegt haben. Daran schließt sich auch der nächste Tipp von Norbert Schmitt an.

7.

„Sorgen Sie dafür, dass ein Streit dann beendet wird, wenn er zu eskalieren droht – und suchen Sie später dann erneut den Dialog mit dem Partner.“

8.

„Wenn Sie Veränderungen in Ihrer Beziehung wünschen, dann  fangen Sie bei sich an – und erwarten Sie nicht, dass der Partner das tut.“

9.

„Verletzen Sie Ihren Partner nie, auch wenn  Sie sich von ihm verletzt fühlen. Jede Verletzung hinterlässt Wunden und Narben bei dem anderen.“ 

10.

„Vergessen Sie nie, warum Sie Ihren Partner lieben, und dass Sie ihn vielleicht lieben, weil er so anders ist und Ihr Leben bereichert.“  Foto: Matthias Graben

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Was ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie?

Ich frage anfangs immer, warum die Paare zu mir kommen. Wenn sie sagen „Weil wir uns lieben“, dann ist das eine gute Grundlage, um miteinander zu arbeiten – es ist dann genug Energie für den manchmal schmerzhaften Prozess vorhanden. Schwierig wird es, wenn es heißt „Nur wegen der Kinder.“ Dann rate ich meistens dazu, sich tatsächlich zu trennen. Denn, was lebt man den Kindern damit vor? Jeder hat doch ein Recht darauf, glücklich zu sein.

Was führt dazu, dass die Liebe in der Beziehung verblasst?

Wenn man frisch verliebt ist, dann sind die Eigenheiten des Partners noch spannend. Das macht Verliebtheit aus – wenn zum Beispiel jemand etwas chaotisch ist und der Partner Struktur in das Leben bringt. Dann gibt es vielleicht eine Phase, die busy ist, wo sich beide um die Kinder und die Arbeit kümmern, und irgendwann stören die Eigenschaften, die man vorher als positiv empfunden hat. Hinzu kommt, dass Frauen meist mehr in eine Partnerschaft investieren. Ich bin oft Übersetzer zwischen beiden. Wenn die Frau sich zum Beispiel mehr Nähe wünscht und er meint, nebeneinander auf dem Sofa zu sitzen, sei schon gleichbedeutend mit Nähe, dann muss ich erst einmal moderieren. Oder der Mann erzählt den ganzen Tag von seiner Arbeit, aber die Frau vermisst dennoch intensive Gespräche.

Geben Sie den Paaren konkrete Tipps?

Manchmal bekommt ein Partner Hausaufgaben. Zum Beispiel der Mann, der einmal in der Woche ein Ereignis organisieren soll. Das kann ein Kinoabend sein, mal wieder essen zu gehen oder auch wieder einmal miteinander zu kuscheln und Sex zu haben. So wird dem anderen signalisiert, dass sich beide für die Qualität der Beziehung verantwortlich fühlen.

Wie oft kommen die Paare zu Ihnen?

Das ist unterschiedlich. Nach einem ersten Gespräch, bei dem beide Seiten feststellen, ob man sich sympathisch ist, gibt’s anfangs Termine im vier-Wochen-Rhythmus. Später werden die Abstände größer. Ich habe auch Paare, die kommen jedes halbe Jahr und nutzen die Gespräche, um sich in einem geschützten Rahmen wertschätzend zu sagen, was nicht gut läuft. Sie nutzen das Angebot zur Psychohygiene.

Bleiben die Paare nach den Gesprächen immer zusammen?

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Nicht alle. Ich hatte hier schon Pärchen sitzen, die haben sich nach den Gesprächen getrennt. Manchmal habe ich danach zu der Frau oder dem Mann gesagt, dass ich diese Entscheidung nachvollziehen kann, aber ich bewerte sie nicht. In einem anderen Fall haben die beiden bei mir im Büro beschlossen, zu heiraten.

Hand aufs Herz, beherzigen Sie selbst alle Ratschläge, die Sie geben?

Ich bin zum dritten Mal verheiratet und achte sicherlich auf meine Beziehung. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich nur, wenn ich glücklich verheiratet bin, auch anderen Paaren Tipps geben kann.