Duisburg. Hausärzte sind sauer und müssen Impftermine absagen. So viel weniger Biontech-Dosen bekommen Duisburger Praxen in der nächsten Woche.

Die Auswirkungen der von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angekündigten Biontech-Bestellobergrenze sind für die niedergelassenen Ärzte noch schlimmer als befürchtet. Dr. Olaf Nedden mit Praxis in Duisburg-Friemersheim sagt, dass er in der kommenden Woche nur halb so viele Impfdosen zur Verfügung haben wird wie bestellt. Gleiches berichtet sein Kollege Dr. Axel Heidböhmer aus Rumeln.

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Zur Einordnung: Zunächst hieß es, dass jeder Arzt maximal 30 Biontech-Dosen für die kommende Woche bestellen könne, am Dienstag, 23. November, war dann plötzlich von 48 die Rede. Nedden und Heidböhmer hatten diese Chance ergriffen, werden nun aber nur mit 24 Biontech-Dosen vorliebnehmen müssen. Mehr wird auch Dr. Angela Tings, die mit Heidböhmer die Praxis in Rumeln gemeinsam betreibt, nicht bekommen.

Biontech-Schock: Duisburger Ärzte müssen Impftermine absagen

Das Problem: Die Impfdosen hatten die Ärzte fest eingeplant. „Jetzt soll es sich hier plötzlich nur noch um die Höchstmenge, nicht aber um die garantierte Menge gehandelt haben“, so Nedden, der Klartext redet: „Es ist einfach unglaublich, die Sabotage geht weiter.“

Er spricht von Sabotage: Olaf Nedden mit Praxis in Duisburg-Friemersheim bekommt 50 Prozent weniger Biontech-Dosen
Er spricht von Sabotage: Olaf Nedden mit Praxis in Duisburg-Friemersheim bekommt 50 Prozent weniger Biontech-Dosen © Nedden

Nedden muss nun Impftermine absagen – Heidböhmer auch. „Ich weiß überhaupt nicht, nach welchen Kriterien ich das jetzt machen soll. Nach Geschlecht? Nach Nasenlänge?“, so der Rumelner Mediziner, der wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen nur noch genervt ist.

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Michaela Bähner, von der Apotheke am Geistfeld, die die beiden und noch drei weitere Praxen im Duisburger Westen beliefert, bestätigt auf Nachfrage der Redaktion das reduzierte Biontech-Kontingent. Am Donnerstag, 25. November, habe es eine entsprechende Nachricht per Fax vom Großhändler gegeben.

Apothekerin: „Für uns ist die Situation auch sehr unangenehm“

„Für uns ist die Situation auch sehr unangenehm“, so Bähner. „Wir müssen jetzt mit enormen Zeitaufwand die Praxen abtelefonieren und bekommen natürlich den ganzen Ärger ab.“ Die Apothekerin fühlt sich in die Zeit vor rund einem halben Jahr zurückversetzt, als die Praxen Woche für Woche nicht wussten, wie viel Impfstoff am Ende tatsächlich zur Verfügung steht.

Olaf Nedden sagt, dass ihm weitere verärgerte Kollegen von ähnlichen Problemen berichtet haben. Offenbar ist aber die Diskrepanz zwischen der bestellten und nun zugesicherten Biontech-Menge bei Ärzten in Duisburg unterschiedlich stark. Der Duisburger Apotheker-Sprecher Christoph Herrmann mit zwei Pharmazien in der Stadt spricht selbst von einer Reduzierung des Biontech-Kontingents auf 80 Prozent. „Das hängt immer vom Marktanteil des jeweiligen Großhändlers ab“, erklärt Herrmann.

Statt Biontech gibt es jetzt nicht automatisch mehr Moderna

Er betont zudem, dass die Ärzte jetzt auch nicht automatisch entsprechend mehr Moderna bekommen können. „Dieser sehr gute und mindestens gleichwertige Impfstoff ist ausreichend vorhanden. Moderna sollte und muss in Zukunft einfach mehr bestellt werden“, so Herrmann.