Duisburg. Warum die Ankündigung einer Bestellobergrenze für Biontech Hausärzte in Duisburg auf die Palme bringt. Ein Mediziner ist besonders sauer.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Ärzteschaft mit Bestellobergrenzen für den Biontech-Impfstoff bundesweit massiv verärgert. Bei einem Duisburger Mediziner ist der Frust besonders groß: „Für diese Maßnahme würde ich Spahn gerne ein paar Ohrfeigen verpassen!“, sagt Dr. Olaf Nedden mit Praxis in Friemersheim und betont: „Das können Sie bitte genau so schreiben!“
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Spahn hatte seine Entscheidung noch am Montagvormittag in einer Pressekonferenz verteidigt. Nun möglichst Moderna zu verimpfen, diene keinesfalls ausschließlich an dem Anliegen, den Verfall der Vakzindosen im ersten Quartal 2022 zu vermeiden. Vielmehr sei zu beachten, dass sich das Biontech-Lager vor allem angesichts der riesigen Nachfrage nach Booster-Impfungen äußert schnell leere.
Bestellobergrenze für Biontech: Ärger bei Ärzten in Duisburg ist groß
„Vielleicht hätte Herr Spahn vorher mal im Kühlschrank nachschauen sollen, bevor er so vehement für die Auffrischungsimpfungen geworben hat“, sagt Nedden. Impfen habe schließlich ganz viel mit Vertrauen zu tun.
„Moderna ist im Vergleich zu Biontech zwar mindestens gleichwertig, aber davon muss ich meine Patienten, gerade jetzt die älteren, erst einmal überzeugen. Einige sind sehr verunsichert“, stellt der Arzt aus Friemersheim klar. „Ich bin mir sicher, dass die Booster-Impfungen ins Stocken geraten. Dabei können wir in der aktuellen Situation keinen Hemmschuh gebrauchen.“ Von einem Kollegen habe er sogar gehört, dass er angesichts des ständigen Hin und Her ernsthaft überlege, nicht mehr zu impfen.
„Die ganze Terminplanung ist über den Haufen geworfen“
Nur in dieser Woche, so Nedden, werde er wohl noch die gewünschte Biontech-Lieferung bekommen. „Danach nicht mehr“, so der Mediziner. „Dabei wollte ich eigentlich eine Großbestellung machen. Die ganze Terminplanung ist über den Haufen geworfen. Ich hatte zum Beispiel auch Anfragen für Betriebsimpfungen. Das kann ich jetzt alles nicht mehr machen.“
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Dr. Axel Heidböhmer hofft, dass wenigstens die in dieser Woche geplanten insgesamt rund 170 Impfungen mit Biontech noch möglich sind. Aber am Montag habe auch der Arzt aus Rumeln von der Apotheke, die ihn beliefert, bestätigt bekommen, dass danach nur noch mit maximal 30 Biontech-Dosen pro Arzt geplant werden könne. Am Dienstag sei dann von 48 Dosen die Rede gewesen.
„Das ist eine absolute Katastrophe“, sagt Heidböhmer. „Ich habe mit einer Patientin gesprochen, die Astrazeneca als erste und Biontech als zweite Dosis, also die empfohlene Kreuzimpfung, erhalten hat. Aber sie will jetzt nicht noch einen dritten Impfstoff bekommen.“
Telefone stehen in den Praxen wegen Booster-Impfungen ohnehin nicht still
Das Telefon stehe wegen der Booster-Impfungen ohnehin nicht mehr still. „Und solche Diskussionen toppen das Ganze noch. Wir müssen jetzt halt nehmen, was kommt“, so der Mediziner, der gleichzeitig Vorsitzender des Medizinischen Netz Duisburg ist, einem Zusammenschluss von rund 50 Ärzten.
Auch Dr. Helmut Gudat, Vorsitzender Duisburger Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo) mit Praxis in Meiderich, muss nach eigenen Angaben bereits Überzeugungsarbeit bei seinen Patienten leisten. „Die Kommunikation von Herrn Spahn war unglücklich und unprofessionell“, so Gudat. „Man hat offensichtlich nicht mit diesem großen Run auf die Booster-Impfungen gerechnet und deshalb nun zu wenig Biontech. Das hätte man dann aber auch so klar sagen müssen.“
>> Duisburger Ärzte: Vorbereiten der Impfdosen mit Moderna einfacher als bei Biontech
- Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNo) betont, dass es durch die jüngsten Weichenstellungen der Bundespolitik und der Ständigen Impfkommission (Stiko) mit dem Booster für alle über 18-Jährigen derzeit in den Praxen grundsätzlich zu einer immensen Nachfrage komme.
- Die Ankündigung einer Bestellobergrenze für Biontech von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sei zwar aus medizinischer Sicht per se nicht für die Impflinge von Nachteil. Die KVNo befürchtet aber noch mehr Diskussionen und damit einen noch höheren zeitlichen Mehraufwand für die Impfärzte, was angesichts der allgemeinen politischen Forderung nach noch mehr Impftempo in den Praxen etwas „unrund“ erscheine.
- Immerhin, so berichten es zum Beispiel die Duisburger Hausärzte Axel Heidböhmer und Olaf Nedden, sei das Vorbereiten der Impfdosen mit Moderna einfacher als bei Biontech und auch nur eine halbe Dosis bei Booster-Impfungen notwendig.