Duisburg. Corona beeinflusst das Weihnachtsgeschäft: Spielwarenhändler Boris Roskothen erklärt die Planungsunsicherheit – und was das für Kunden bedeutet.

Die Corona-Pandemie beeinflusst den Handel auf der ganzen Welt. Die Folgen sind auch in Duisburg zu spüren, gerade im Weihnachtsgeschäft. Einen Geschenke-Engpass bei Spielwaren soll es zwar nicht geben, sagt Spielwarenhändler Boris Roskothen, aber auch: „Die Regale sind nicht leer, aber die Ware kommt oftmals verzögert – es ist kaum möglich zu planen.“

In seinem Spielwarengeschäft am Sonnenwall hat das Weihnachtsgeschäft bereits begonnen: Holzspielzeug türmt sich in den Regalen, insbesondere die Auswahl an Brett- und Gesellschaftsspielen ist groß. Wer will, kann auch mal eines ausprobieren. Auch Keramik ist zu finden. Nur Artikel von Lego und Playmobil fehlen – die hat Roskothen schon lange aus dem Sortiment geworfen. „Die kriegen Sie an jeder Tankstelle“, sagt er.

Spiele-Herstellern mangelt es an Rohstoffen oder sie haben Logistik-Probleme

Die vollen Regale täuschten über das Chaos im Einkauf hinweg. „Was mit den Kunden kommuniziert ist, können wir oft nicht liefern.“ Das Brettspiel „Abgrundtief“ etwa hätte schon vor Monaten erscheinen sollen, kam aber erst im Oktober auf den Markt. Den Herstellern fehle es an Rohstoffen oder Mitarbeitern.

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„Bei einem Krippen-Produzenten ist ein Mitarbeiter erkrankt, deswegen gibt es jetzt keinen Josef“, berichtet der 56-Jährige schmunzelnd. Doch auch in der Logistik hake es. „Da arbeiten zurzeit halt viele Aushilfen. Das führt dazu, dass ständig etwas fehlt, falsch eingepackt oder kaputt ist.“ Es geben „einen Spieleverlag, da ist immer Schrott dabei: Die Kartons sind eingedrückt oder ein Spiele-Chip drückt durch die Pappe von innen nach außen.“

Nicht die bestellte Ware im Container: Händler muss Alternativen bieten

Was in Deutschland hergestellt werde, sei schnell lieferbar. Der Großteil der Ware werde aber – natürlich – in China produziert. „Es nutzt nichts, die Ware zu tracken. Da kriegen wir vom Großhandel garantiert, dass die Ware im Container sei, aber wenn sie den aufmachen, ist gar nicht drin, was auf dem Lieferschein steht.“

Oft finde sich für die Kunden jedoch eine Alternative, beruhigt Roskothen. „Und wer wirklich einen besonderen Artikel haben will, wartet auch bis Januar oder Februar. Da kann ich die Ware nur reservieren und die Kunden informieren, wenn sie da ist“, meint Roskothen und stimmt nachdenkliche Worte an:

Roskothen: „Beziehung zu Wünschen und Geschenken hat sich verändert“

„Ich habe den Eindruck, die Leute haben vergessen, was schenken, was wünschen wirklich bedeutet. Ein Wunsch kommt mir eher wie ein Kauf-Auftrag vor“, sagt er. Eine bemerkenswerte Aussage für einen Einzelhändler, lebt er doch vom Verkauf. „Ich lebe von der Beratung“, entgegnet Roskothen.

„Da will ein Kind einen ganz bestimmten Bagger und schreibt sogar die Artikelnummer dazu. Wir haben aber nicht alle Waren in ihren verschiedenen Ausführungen da. Im persönlichen Gespräch kann ich herausfinden, was der Kunde will und Sachen zeigen, die genauso gut funktionieren“, sagt er. Selbst wenn Kinder den werbefreien Kika (den öffentlich-rechtlichen Kinder- und Jugendsender) sähen, würden sie beeinflusst, meint der Inhaber des Traditionsgeschäftes: „Jede Sendung hat ja ihr eigenes Merchandising. Das sehen die Kids und wollen etwas dazu haben. Das führt dazu, dass Wünsche gar nicht mehr frei sind“, kritisiert er.

>> ROSKOTHEN: TRADITIONELL AM SONNENWALL

Das Traditionsgeschäft Roskothen gibt es seit mehr als 140 Jahren, seit 1879. Gründer Heinrich Roskothen hatte allerdings noch kein Spielzeug im Sinn, als er zunächst in Hattingen eine Korbmöbel-Handlung eröffnete.

Drei Jahre später zog Boris’ Ururgroßvater Heinrich nach Duisburg an die Beekstraße, 1884 schließlich war das Geschäftshaus am Sonnenwall bezugsfertig, wo es sich heute noch befindet. Zu den Korbmöbeln – und vor allem den Korbkinder- und Puppenwagen – gesellte sich ganz naheliegend das Spielzeug: Puppen, Schaukelpferde, Stühlchen, Kaufladen und anderes.

Das vom Bombenkrieg schwer beschädigte Geschäft baute die Familie wieder auf und machte es über die Jahrzehnte zu einem Duisburger Traditionsgeschäft.