Duisburg. Der Duisburger Einzelhändler Roskothen rechnet vor: Ein Euro Umsatz kostet tausende Euro Corona-Überbrückungshilfen. Er schlägt eine Lösung vor.

Dieser Freitag wird der wohl teuerste in der Geschichte des Spielwarengeschäfts Roskothen: Er wird den Laden mehrere tausend Euro kosten. Und nicht nur ihn: Nach Einschätzung von Boris Roskothen, Inhaber und Vorsitzender des Handelsausschusses der IHK Niederrhein, dürfte das Problem „etliche“ der über hundert inhabergeführten Einzelhändler in Duisburg treffen. Schuld daran ist ausgerechnet ein Programm, das Einzelhändlern eigentlich helfen soll: die aktuellen Corona-Überbrückungshilfen III des Bundeswirtschaftsministeriums.

Aus einer guten Nachricht in diesen schwierigen Lockdown-Zeiten macht ein einziger Euro eine schlechte. Irgendwann am Freitag, so Boris Roskothens Rechnung, wird er diesen einen Euro einnehmen. „Dann bekommen wir schlagartig mehrere tausend Euro weniger Zuschuss – weil ich einen Euro zu viel Umsatz gemacht habe.“ In einem Brandbrief auf Facebook ergänzt er: „Das ist nicht nur für uns existenziell.“

Einzelhändler in Duisburg: Coronahilfen bestrafen Kreativität

Das Problem: Die Gelder der Überbrückungshilfen III werden nach einem Stufenmodell berechnet. Macht ein Händler zwischen 50 und 70 Prozent weniger Umsatz als im Referenzmonat des Jahres 2019, bekommt er vom Staat einen Zuschuss von 60 Prozent seiner Fixkosten. Sinkt der Umsatz vergleichsweise moderat „nur“ um 30 bis 50 Prozent, bekommt er 40 Prozent der Fixkosten. Es sind die 20 Prozentpunkte Differenz zwischen den 40 und den 60 Prozent Zuschuss, die Boris Roskothens Februar so teuer machen.

„Ab Freitag komme ich in den Umsatzbereich rein, dass wir mehr als 30 Prozent des Umsatzes haben“, sagen ihm seine Zahlen. Damit rutscht er am vorletzten Verkaufstag des Monats vom 60-Prozent-Zuschuss in den 40-Prozent-Zuschuss. Roskothen sieht deswegen durch das Stufenmodell ausgerechnet die Einzelhändler bestraft, die kreativ durch den Lockdown gehen.

Telefonische Beratung, Videochat, Pick-up-Service: Boris Roskothen hat sich, wie so viele Inhaber, einiges einfallen lassen, um trotz der verordneten Einzelhandelsschließung sein Geschäft weiterführen zu können. Auch deshalb sind seine Mitarbeiter nur in 50 statt 100 Prozent Kurzarbeit. Doch wegen des Stufenmodells der Corona-Hilfen kommt ihn seine Kreativität jetzt teuer zu stehen.

Duisburger Spielwarenhändler schlägt Alternative zum Stufenmodell vor

„Die Stufen werden einige dazu zwingen, Schwarz zu machen“, sagt Roskothen. „Bei einem Händler um die Ecke habe ich schon ein Schild gesehen: ,Ich nehme nur Bargeld’.“ Die einzige legale Alternative wäre, keine Spiele mehr zu verkaufen. „Aber ich kann die Leute ja nicht nach Hause schicken und sagen: Dann bekommt das Kind halt nichts zum Geburtstag.“

Also wird er weiter verkaufen. Und hoffen, dass das Stufenmodell bald überarbeitet wird. Sein Vorschlag: Statt der Stufen dem Händler genauso viel Prozent an Zuschüssen zu den Fixkosten gewähren, wie er Umsatz-Minus im Vergleich zum Referenzmonat gemacht hat. Also: Wer 70 Prozent weniger umgesetzt hat, bekommt 70 Prozent Fixkosten-Zuschuss; wer 70,1 Prozent Minus gemacht hat, bekommt 70,1 Prozent. „Für den Staat kommt das aufs Gleiche raus“, sagt Boris Roskothen. „Aber es wäre gerechter.“ Denn der eine, teure Euro wäre dann nur noch ein Euro.

>> SO FUNKTIONIEREN DIE ZUSCHÜSSE DER ÜBERBRÜCKUNGSHILFE III

• Die Überbrückungshilfe III kann für bis zu acht Monate (November 2020 bis Juni 2021) beantragt werden.

Die Stufen: Bei einem Umsatzeinbruch um mehr als 70 Prozent gibt es bis zu 90 Prozent Zuschuss zu den Fixkosten. Sinkt der Umsatz um 50 bis 70 Prozent, gibt es bis zu 60 Prozent Zuschuss auf die Fixkosten. Sinkt er um 30 bis 50 Prozent, gibt es bis zu 40 Prozent Zuschuss.

• Liegt der Umsatzeinbruch in einem Fördermonat bei weniger als 30 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat, gibt es für diesen Monat keine Überbrückungshilfe III.