Duisburg. Das NRW-Innenministerium hat immer noch keinen Nachfolger für Duisburgs ehemalige Polizeipräsidentin Bartels präsentiert. Wie weit ist die Suche?

Duisburgs Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels hatte sich bereits Ende Juni in den Ruhestand verabschiedet. Seitdem führt der Leiter der Direktion Kriminalität, Dirk Harder, die Behörde kommissarisch. Schon vor Bartels’ letztem Arbeitstag hatte das nordrhein-westfälische Innenministerium angekündigt, dass eine „schnellstmögliche Nachbesetzung“ das Ziel sei. Nun ist die Stelle jedoch seit über vier Monaten vakant.

„Eine Nachfolge ist bislang nicht benannt. Der Innenminister wird dem Kabinett zu gegebener Zeit einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten“, erklärt Markus Niesczery, Sprecher des Landesinnenministeriums, auf Nachfrage zum aktuellen Stand.

Wer wird neuer Chef für über 1500 Duisburger Polizeibeamte?

Die Ernennung von Polizeipräsidentinnen und Polizeipräsidenten muss durch das Landeskabinett erfolgen. Das Vorschlagsrecht liegt beim Innenminister, also zurzeit bei Herbert Reul (CDU). Wie weit dieser bei der Suche nach einem neuen Chef für über 1500 Duisburger Polizisten ist – ist unklar. Öffentlich wurde bisher einzig der Name des Oberhausener Polizeipräsidenten Alexander Dierselhuis gehandelt.

Bei Spekulationen über einen neuen Polizeipräsidenten in Duisburg wurde der Name des Oberhausener Behördenleiters Alexander Dierselhuis öffentlich genannt.
Bei Spekulationen über einen neuen Polizeipräsidenten in Duisburg wurde der Name des Oberhausener Behördenleiters Alexander Dierselhuis öffentlich genannt. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Bevor dieser 2019 seinen Dienst in der Nachbarstadt antrat, war er als Staatsanwalt in Düsseldorf tätig. Seine Schwerpunkte dort: professioneller Wohnungseinbruchdiebstahl, Menschenhandel und Zuhälterei, Schleusung sowie Rockerkriminalität. Vom Profil her könnte der gebürtige Neusser also ein Kandidat für das offene Amt sein. Alles Weitere scheint zum jetzigen Zeitpunkt jedoch reine Spekulation.

Doppelbelastung für den Leiter der Direktion Kriminalität

Bis zum Ende der Findungsphase wird der Leitende Kriminaldirektor Harder die Geschäfte weiter führen. Und zwar zusätzlich zu seinen originären Aufgaben bei der Kripo, die für sich allein schon eine Herausforderung darstellen. Eigentlich war diese Doppelbelastung nur für eine Übergangsphase vorgesehen. Diese dauert nun schon seit viereinhalb Monaten an – ein Ende ist offensichtlich noch nicht in Sichtweite.

[Kriminalität in Duisburg: In diesen Stadtteilen gab 2020 die meisten Straftaten]

Auffällig: Neben der Duisburger Polizei gibt es mit Hagen nur eine weitere Polizeibehörde in NRW, deren Chefsessel derzeit frei ist. In Hagen wartet man allerdings nun schon seit fast einem Jahr auf einen Nachfolger für Ex-Präsident Wolfgang Strogies, der wie Elke Bartels aus Altersgründen ausschied.

Bei der Suche nach einem neuen Chef für Duisburg läuft nicht nur bei der Behörde spürbar die Zeit. Denn am 15. Mai 2022 stehen in Nordrhein-Westfalen Landtagswahlen an. Ob die CDU auch danach noch den Innenminister stellt, ist zumindest fraglich. Es könnte also passieren, dass dann ein neuer Innenminister mit anderer Parteizugehörigkeit statt Herbert Reul den neuen Duisburger Polizeipräsidenten beziehungsweise die neue Präsidentin aussuchen darf.

Elke Bartels machte Polizei zukunftsfähig

Bei den vielen Fragezeichen ist eines klar: Vorgängerin Elke Bartels hat im Polizeipräsidium große Fußstapfen hinterlassen. Sie übernahm die Polizeibehörde im Herbst 2010 in stürmischen Zeiten. Die Polizei und der damalige Innenminister Ralf Jäger (SPD) standen nach der Loveparade-Katastrophe stark in der Kritik. Im Rotlicht-Milieu eskalierte der „Rocker-Krieg“ zwischen „Bandidos“, „Hells Angels“ und später dem Satudarah MC.

Elke Bartels verabschiedete sich am 30. Juni in den Ruhestand.
Elke Bartels verabschiedete sich am 30. Juni in den Ruhestand. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Durch viele Gespräche baute Bartels nicht nur in Entscheiderkreisen das Vertrauen in die Behörde wieder auf. Mit massivem Personaleinsatz und einer harten Linie beruhigte sie zudem die Szene rund um die Vulkanstraße. Die Erfolge brachten der Düsseldorferin große Wertschätzung von vielen Seiten ein.

Nach Meinung vieler im Präsidium an der Düsseldorfer Straße ist es auch ihr Verdienst, dass die Polizei Duisburg zukunftsfähig aufgestellt ist. Ein Beispiel dafür ist der Neubau der Polizeiwache in Ruhrort. Dort sollen ab 1. April 2022 etwa 150 Polizisten an den modernsten Arbeitsplätzen im Land ihren Dienst versehen.

>> POLIZEI DUISBURG HAT 1875 BESCHÄFTIGTE

  • Insgesamt sind für die Duisburger Polizei 1875 Beschäftigte im Dienst (Stand November 2021). Das sind zwölf mehr als im April dieses Jahres.
  • 1535 von ihnen sind Polizeivollzugsbeamte, hinzu kommen 284 Regierungsbeschäftigte und 56 Verwaltungsbeamte.