Duisburg. Das Institut für Jugendhilfe in Duisburg beobachtet eine stärkere Nachfrage. Kita-Kinder und Schüler sind durch Corona stark belastet.

Schule auf, Schule zu, Maske auf, Maske ab – die Hygieneregeln zum Schutz vor Corona sind seit fast zwei Jahren im Looping-Modus. Am Institut für Jugendhilfe in Duisburg landen die Folgen dieser Herausforderungen für die Kinder und Jugendlichen.

Denn „für Kinder ist eine klare Orientierung wichtig“, betont Diplom-Psychologin Ingeborg Stiller. Sie hat beobachtet, dass für die Kinder die Quarantäne-Zeiten „sehr belastend“ sind. Besonders das Gefühl, die Familie zu gefährden, sei schwer zu ertragen. „Kinder dürfen sich nicht schuldig fühlen, sie brauchen Entlastung!“, mahnt die Expertin. An den Schulen spürt das Institut in der Folge an den weiterführenden Schulen eine verstärkte Nachfrage in den Sprechstunden.

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Schulpsychologische Beratungsstelle in Duisburg: Anfragen haben sich verdoppelt

Das bestätigt Insa Wessendorf von der schulpsychologischen Beratungsstelle der Stadt, deren Schwerpunkt in der Beratung von Lehrkräften liegt. „Die Anfragen kommen früher als zuvor. Mit 30 bis 40 pro Woche haben sie sich verdoppelt“, berichtet die Psychologin. Probleme gebe es vermehrt bei Erst- und Fünftklässlern. „Durch Corona konnten sie den Übergang nicht gestalten“, erklärt Wessendorf.

Neben Lernrückständen bei Lesen, Schreiben und Rechnen registriere sie Sprachdefizite, Verhaltensauffälligkeiten und Ängste, berichtet die Beraterin. „Die Kinder sind es nicht mehr gewohnt, in einer Gruppe zu sein, sie haben Angst, sich zu infizieren oder andere anzustecken.“ Die Psychologin versucht, Schule und Eltern bei der Suche nach einer Lösung in Kontakt zu bringen. „Viele Schulen möchten auch in ihrem Betrieb etwa ändern“, berichtet Insa Wessendorf. Die Folgen der Pandemie, glaubt sie, werden Lehrer und Schüler noch länger beschäftigen. „Das wird sich nicht schnell rauswachsen.“

Fehlende Kindergartenzeit führt zu Problemen bei Erstklässlern

Probleme gebe es auch an den Grundschulen durch die fehlenden Kindergartenzeiten. Wichtige Erprobungsfelder für das soziale Miteinander, also Gruppenangebote in den Kitas oder auch in Sportvereinen fehlten coronabedingt. Insbesondere jene Kinder, bei denen Eltern gern eine Rückstellung vom Schulbesuch gehabt hätten, sei eine deutliche Überforderung zu beobachten. „Die Kinder reagieren darauf zum Teil mit gesteigerter Impulsivität“, sagt Stiller – und Schulen rufen nach Integrationshelfern, weil sie die Kinder allein kaum bändigen können.

Anders als in den Vorjahren sei es jetzt oft schon in der ersten Schulwoche klar geworden, dass manche Kinder nur stundenweise beschult werden können. „Die Schulen machen sich Sorgen, auch wegen der Aufsichtspflicht, der sie kaum nachkommen können“, erzählt Stiller und nennt als Beispiel Weglauftendenzen.

Kita-Kinder reagieren mit Trennungsängsten

In den Familien sei die Not auch bei Kindergartenkindern groß. Auch Ältere, die schon länger in eine Kita gehen, hätten mit Trennungsängsten reagiert, wenn nach längeren Pausen der Besuch wieder aufgenommen wurde. Die Eingewöhnung ohne elterliche Begleitung sei für viele Kinder eine große Herausforderung gewesen.

Stiller, die seit 35 Jahren in dem Bereich arbeitet, beobachtet, dass sich viele Kinder durch die Corona-Einschränkungen schwer tun. „Da ist es gut, dass es viele Nachholprogramme gibt“, betont sie mit Blick auf die Landes-Angebote an Schulen. Wichtig sei aber, das nicht nur darauf zu reduzieren, sondern „Kinder in ihrer Ganzheit zu sehen, um ihre psychische Situation zu entlasten: Die Kinder haben vielfach Schuldgefühle entwickelt, sie empfinden eine große Verantwortung.“

>>>HILFSANGEBOTE

  • Das Institut für Jugendhilfe bietet als Beratungsstelle kostenlose Unterstützung an. Es hilft bei allgemeinen Erziehungsfragen, aber auch bei familiären Krisen, Trennungsproblemen, Gewalterfahrungen und vielem mehr. Auch Kinder und Jugendliche können sich mit ihren Sorgen an die Expertinnen wenden.
  • Erreichbar ist das Institut für Jugendhilfe per Mail unter institut-jugendhilfe@stadt-duisburg.de, Tel: 0203/3019860.
  • Ebenfalls ansprechbar ist die schulpsychologische Beratungsstelle, sie hilft Lehrkräften, Schulleitungen, Eltern und Schülern bei Problemen. Kontakt: Tel. 0203/88792, E-Mail: schulpsychologie@stadt-duisburg.de