Duisburg. Abends Adrenalin im Zirkuszelt, tagsüber gelbe Wohncontainer mit Flauschteppich und Küchenzeile: So leben die Artisten von Flic Flac in Duisburg.

Dutzende gelbe Container und Wohnwagen stehen aufgereiht auf dem Platz hinter den großen Zelten des Zirkus Flic Flac in Duisburg. Hier, auf dem ehemaligen Gelände des Güterbahnhofs, wohnen über 100 Artistinnen und Artisten sowie Mitarbeitende. Eine internationale Wohn- und Arbeitsgemeinschaft auf 22.000 Quadratmeter Schotterfläche, verbunden durch ihre Liebe zur großen Bühne.

Victor Manuel Rivera Arboleda gehört zu den wagemutigen Motorradfahrern, die in der „Globe of Speed“, der Todeskugel, jeden Abend ihr Leben aufs Spiel setzen und auf engstem Raum kreuz und quer und kopfüber durcheinander sausen. Abends wird er mit dem Motorradhelm mit Irokesen-Bürste und Ledermontur zum bejubelten Künstler in einer fünf Meter messenden Kugel, tagsüber lebt er auf 2,5 mal drei Metern in seinem quietschgelben Zuhause auf Zeit.

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Flic Flac-Artisten leben in kleinen gelben Wohncontainern

Der 41-Jährige hat sich einen flauschigen Teppich in den Container gelegt. Auf engstem Raum haben die vier Wände alles, was er braucht. Eine Küchenzeile, Schränke, ein Bett und einen Fernseher. Nur Dusche und WC fehlen, dafür muss er am Hauptzelt entlang zu den Extra-Containern. Im Winter könnte das ein langer, kalter Weg werden.

Platz genug für einen, findet Flic Flac-Artist Victor Manuel Rivera Arboleda aus Kolumbien.
Platz genug für einen, findet Flic Flac-Artist Victor Manuel Rivera Arboleda aus Kolumbien. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Das macht Arboleda nichts, denn er ist „endlich wieder happy“ und grinst breit. Das Engagement bei Flic Flac ist sein erstes nach der langen Corona-Pause, die er in Kolumbien verbrachte. „Harte Zeit“ nennt er das, die er so lange wie möglich herausgezögert hatte. Er gehörte zu jenen, die am Anfang der Pandemie noch in Duisburg ausgeharrt hatten in der Hoffnung, dass es mit dem Zirkus schon wieder weitergehen würde. Ging es bekanntermaßen erst mal nicht.

In Duisburg pflegt er Freundschaften vor allem mit „den Latinos“, wie er auf Englisch erklärt. Denn mit ihnen kann er spanisch sprechen. Schwieriger sei es mit den Artisten aus China, Russland oder aus anderen europäischen Ländern. Auch von Duisburg hat er noch nicht viel gesehen, „nur den Hauptbahnhof und das Testzentrum“.

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Motorräder werden für die Fahrt in der Todeskugel täglich gecheckt

Was vor allem am Zeitmangel lag: Die Probezeit vor der Premiere sei hart gewesen, berichtet er, das Team habe sich erst wieder einfahren müssen nach der langen Pause. Jetzt entwickele sich wieder eine gewisse Routine. Das wichtigste sei, täglich vor der Show die Motorräder zu checken. Ersatz-Bikes gibt es nicht, nur Ersatzteile. Ihr Zustand müsse „perfekt“ sein, um Unfälle zu verhindern.

Ganz vermeiden lassen sie sich nicht, mehrfach in den vergangenen Jahren verunglückten Artisten in der Todeskugel. Auch Arboleda war einmal dabei, verletzte sich. „Mein Herz stoppte für einen Moment“, erzählt er, gebrochen hatte er sich nichts, aber Blessuren am ganzen Körper. An die Gefahr denke er deshalb täglich, aber eine Alternative? „Die gibt es nicht.“