Duisburg. Hendrik Magnusson war ärztlicher Leiter des Duisburger Impfzentrums. Warum er sich während der Pandemie viel Ansehen erworben hat. Ein Porträt.

Mit dem Aus für das Impfzentrum im Theater am Marientor (TaM) ist für den ärztlichen Leiter Hendrik Magnusson eine bemerkenswerte Zeit zu Ende gegangen. Trotz der auch in Duisburg immer noch hohen Zahl an Impfunwilligen gilt der 37-Jährige als einer der Erfolgsgaranten, wenn es um den Fortschritt der Impfkampagne vor Ort geht.

Wo auch immer man nachfragt – nirgends ist ein schlechtes Wort über ihn zu hören. Ganz im Gegenteil. Exemplarisch sind vielleicht die Aussagen von Pater Oliver vom Petershof in Marxloh: „Zum Glück hat die Stadt Duisburg einen Mann wie Hendrik Magnusson. Er ist zielgerichtet und mit dem notwendigen Pragmatismus ausgestattet.“

Pater Oliver vom Petershof in Duisburg-Marxloh lobt Hendrik Magnusson: zielgerichtet und pragmatisch

Pater Oliver muss es wissen. Schließlich unternimmt er große Anstrengungen, nicht nur Obdachlose, sondern auch die besonders kritische Gruppe der Bulgaren und Rumänen von einer Impfung zu überzeugen. Er freut sich, dass die Stadt hier früh auf mobile Impfangebote gesetzt hat und sagt trotz der in diesen Fällen überschaubaren Impferfolge: „Ohne Hendrik Magnusson wären wir längst nicht so weit.“

Dass der Recklinghausener einmal eine so tragende und entscheidende Rolle bei der Pandemiebekämpfung spielen würde, war so nicht abzusehen. 13 Jahre lang, von 2003 bis 2016, war er zwar in Duisburg bei der Feuerwehr tätig, nahm aber mit Ende 20 ein Medizinstudium auf und arbeitete zuletzt als Assistenzarzt in der Inneren Medizin in einem Krankenhaus an seinem Wohnort.

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Im März 2020 ging dann alles ganz schnell. „Ich hatte trotz meines Abschieds immer noch gute Kontakte nach Duisburg und damals gehört, dass dort jemand für den Aufbau eines Behelfskrankenhauses und von Teststrukturen gesucht wurde“, erzählt Magnusson.

Mit einer Facebook-Nachricht an den Duisburger Feuerwehr-Chef fing alles an

Am 18. März schreibt er deshalb dem Feuerwehr-Chef Oliver Tittmann eine Nachricht über Facebook und bietet seine Hilfe an. „Zwei Tage später war der Vertrag unterschrieben“, sagt Tittmann mit einem Schmunzeln. „Damals erst einmal nur für drei Monate, aber Corona ist geblieben – und Hendrik auch. Als dann klar war, dass wir ein Impfzentrum aufbauen müssen, war er als ärztlicher Leiter unsere erste Wahl. Er spricht eben auch Feuerwehr-Deutsch.“

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Klartext könnte man auch sagen. Dass Magnusson kein Blatt vor den Mund nimmt, ist in dem 90-minütigen Film „Das Impfdrama – Deutschlands Weg aus der Pandemie“ zu sehen, der auch hinter die Kulissen des Duisburger Impfzentrums blickt. Der ärztliche Leiter wird hier zu einer Schlüsselfigur. Die Zuschauer erleben ihn als bodenständigen Ruhrgebietsmenschen, der auch immer wieder kurzfristig auf politische Entscheidungen reagieren muss – ob sie ihm nun gefallen oder nicht.

Dreharbeiten für ARD-Doku waren für Magnusson anfangs ungewohnt

Die Reaktionen auf die ARD-Doku seien denn auch bis auf ganz wenige Ausnahmen größtenteils positiv ausgefallen. „Die Dreharbeiten waren anfangs sehr ungewohnt für mich“, sagt der 37-Jährige. „Irgendwann habe ich das aber gar nicht mehr wahrgenommen.“

Zu sehr hat ihn die tägliche Arbeit im Impfzentrum gefordert. Nicht selten hat Magnusson morgens um 6 Uhr begonnen und erst um Mitternacht aufgehört. Sein Handy stand oft nicht still. Der 37-Jährige hat mal exemplarisch für den Monat Februar 2021 seine ein- und ausgehenden Anrufe auswerten lassen: 1923.

„Ich würde den Job sofort wieder machen“

„Es hat aber unglaublich viel Spaß gemacht“, sagt Magnusson. „Ich nehme außer fünf Kilo mehr auf den Hüften so viel mit und würde den Job sofort wieder machen. Wir hatten im TaM ein großartiges Team, das sich immer auf Augenhöhe begegnet ist – von der Putzfrau bis zum Chef der Feuerwehr. Und wir haben sehr gut mit dem Gesundheitsamt zusammengearbeitet.“

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Dort wird Magnusson nun als einer von vier Fachberatern arbeiten und die „Koordinierenden Covid-19-Impfeinheiten“ (KoCI) unterstützen, die das Impfgeschehen vor Ort im Auge behalten und je nach Bedarf Impfangebote planen sollen.

Perspektivisch soll Magnusson, so ist zu hören, wieder bei der Feuerwehr einsteigen und auch dort eine tragende Rolle spielen. Dies ist aber noch Zukunftsmusik. In Kürze steht für den erklärten Fan der mittlerweile aufgelösten Heavy-Metal-Band „Motörhead“ der erste längere Urlaub nach anderthalb Jahren mit seiner Frau an, die in der Vergangenheit so viel auf ihn verzichten musste. Magnusson: „Mit dem VW-Bus gehts’ für zwei Wochen entweder nach Polen oder Portugal – je nach Wetter...“