Duisburg. Die Duisburger Philharmoniker haben in großer Besetzung Werke aus den USA gespielt. So führte sich das Signum Saxophone Quartet ein.
Eigentlich hätte die „Anthology of Fantastic Zoology“ des US-amerikanischen Komponisten Mason Bates schon im März 2020 ihre Duisburger Erstaufführung erleben sollen, doch da kam ja bekanntlich der erste Corona-Lockdown dazwischen. Nun stand das großformatige Orchesterwerk doch noch auf dem Programm der Duisburger Philharmoniker in der Mercatorhalle. Kombiniert mit Werken von John Adams und Phillip Glass ist nun sogar ein klug konzipiertes Konzert mit zeitgenössischer Musik der USA entstanden, bei dem auch das Signum Saxophone Quartet seinen ersten Auftritt als „Artist in Residence“ der Konzertsaison absolvierte.
Am Pult der Duisburger Philharmoniker steht Benjamin Shwartz, der hier schon mehrfach als Dirigent zu erleben und in der Konzertsaison 2019/20 erster Gastdirigent des Orchesters war. Im ersten Teil des Abends besteht seine Aufgabe vor allem darin, das Zusammenspiel der Musiker sauber zu koordinieren, denn „Lollapalooza“ von John Adams ist eine kniffelige Angelegenheit: Knackige Rhythmen und kurze musikalische Floskeln wiederholen, verschieben und verdichten sich.
Coronaschutz: Duisburger Philharmoniker benötigen mehr Platz
Das ist eine Minimal Music mit Ecken und Kanten, die den Zuhörer nicht einlullt, sondern eine gigantische Wucht entfaltet. Die Duisburger Philharmoniker spielen in großer Besetzung auf, und wie bereits im 1. Philharmonischen Konzert sind die Musiker bis weit in den Bereich platziert, wo sich sonst die ersten Publikumsreihen befinden, um die Corona-Abstände einzuhalten.
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Wesentlich weicher ist der Orchesterklang im Konzert für Saxofonquartett und Orchester von Philip Glass. Das viersätzige Konzert plätschert aber nicht so naiv daher wie andere Glass-Werke, sondern zeigt sich im Eröffnungssatz auch mit dunklen und nachdenklichen Klängen.
Das Signum Saxophone Quartet befindet sich nicht im klassisch-konzertanten Wechselspiel, sondern die vier Instrumente sind eher die Führungsgruppe, die sich als Teilfarbe mit dem Orchesterklang mischt.
Signum Saxophone Quartet glänzt mit perfekt koordiniertem Zusammenspiel
Benjamin Shwartz sorgt dafür, dass die Musik sanft dahingleitend und leicht federnd gelingt. Die vier Saxofonisten verschmelzen im perfekt koordinierten Zusammenspiel, können sich aber in einigen Episoden auch solistisch beweisen.
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Im unruhigen zweiten Satz zeigt sich Guerino Bellarosa am Baritonsaxofon als treibender Tieftöner. Im dritten Satz stimmt zuerst Alan Luzar am Tenorsaxophon eine schlicht-schöne Melodie an, die dann von Blaz Kemperle und Hayrapet Arakelyan als Duett für Sopran- und Altsaxophon fortgesponnen wird. Das Publikum feiert das Quartett mit tosendem Beifall, und als Zugabe gibt es Chick Coreas „Spain“.
Bei „Anthology of Fantastic Zoology“ von Mason Bates könnte man denken, er habe die „Phantastischen Tierwesen“ von Joanne K. Rowling vertont. Dem ist aber nicht so, sondern Bates hat sich vom „Handbuch der phantastischen Zoologie“ des Argentiniers Jorge Luis Borges inspirieren lassen. Entstanden ist ein surrealisischer „Karneval der Tiere“.
Melodien wandern durch Raum und Orchester
Bates charakterisiert seine musikalische Fauna mit exotischen Melodien, die oft um die Ecke gedacht sind, aber durch die Spielfreude des Orchesters und die originellen Harmonisierungs- und Orchestrierungskünste des Komponisten einen starken Zauber entfalten. Da kreucht, fleucht, schwirrt und sirrt es, dass es eine Freude ist. Durch die weite Verteilung der Musiker im Raum kann man als Hörer sehr schön verfolgen, wie bestimmte Melodien solistisch durch das Orchester wandern.
Die Duisburger Video-Künstlerin Teresa Grünhage kontrastiert und illustriert die Musik mit Bildern, die auf einer Leinwand hinter dem Orchester zu sehen sind: Die Bäume eines Waldbildes verschieben sich zu abstrakten Mustern, später sieht man keimende Pflanzen und schwebende Quallen.
Das Publikum bedankt sich für diesen ebenso unterhaltsamen wie mitreißenden Abend mit Musik aus den USA mit viel Beifall.
>> INTENDANT SZCZEPANSKI LOBT VORGÄNGER ALFRED WENDELS
• In seiner Begrüßung lobte Intendant Nils Szczepanski seinen Vorgänger Prof. Dr. Alfred Wendel und dessen Programmplanungen: „Wie ein weiser Kuckuck hat uns Dr. Wendel viele goldene Eier ins Nest gelegt.““
• Das Signum Saxophon Quartett wurde 2006 in Köln gegründet. Das Ensemble spielt im Rahmen des Projektes „Artist in Residence“ am 22. April 2022 das Programm „Goldberg Nights“ mit dem Duisburger Pianisten Kai Schumacher. Am 22. Mai 2022 musiziert das Ensemble gemeinsam mit Cellistin Tanja Tetzlaff.