Duisburg. Zähneknirschend genehmigt der Rat in Duisburg zwei Millionen Euro für die Arena-Gesellschaft. Deshalb bleibt das MSV-Stadion ein Minusgeschäft.

Die Stadt Duisburg muss zum Abschluss des Geschäftsjahres zum 30. Juni 2021 wieder einmal zwei Millionen Euro in die Hand nehmen, um eine Insolvenz der MSV-Stadionprojektgesellschaft zu verhindern. Grünes Licht für die Liquiditätshilfe erteilte der Rat am Montag, 27. September, einstimmig nach längerer Diskussion. Klar wurde dabei erneut: So lange die MSV-Kicker in der Dritten Liga spielen, ist die Arena ein Zuschussgeschäft. „Das Stadion bleibt eine öffentliche Infrastruktur, die wir an der Backe haben“, sagte OB Sören Link.

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Es wird die spannende Frage sein, wie hoch das Defizit in Zukunft sein wird. Schließlich wird die Stadt das Stadion zu 100 Prozent übernehmen (wir berichteten). Um dies auch notariell festzuzurren, wurde im Rat der Jahresabschluss für die Arena-Gesellschaft mit bisher rund 15 privaten Gesellschaftern, darunter Schauinslandreisen, zunächst festgestellt. Die jeweiligen Gesellschafterkonten können so „glatt“ gezogen werden.

Komplette Übernahme der MSV-Arena durch die Stadt Duisburg bis Ende 2021

Die Stadt wird die Anteile der scheidenden Gesellschafter für einen symbolischen Beitrag von jeweils einem Euro kaufen – und zwar durch die Duisburger Bau- und Verwaltungsgesellschaft (DBV). Die Stadttochter (33,3 Prozent) und die Stadt selbst (16,8 Prozent) sind bisher Mehrheitseigner mit insgesamt 50,1 Prozent. Ende 2021, so heißt es, soll die komplette Stadionübernahme endgültig in trockenen Tüchern sein.

Der Bund der Steuerzahler in NRW hatte in der Vergangenheit bereits die geplante Übernahme der Arena durch die Stadt scharf kritisiert. Es sei so auch angesichts der notwendigen und aufwendigen Sanierung des maroden Dachs der Arena zu befürchten, dass weiter viel Geld zugeschossen werden müsse, so Jens Ammann, Projektleiter für öffentliche Finanzen. „Das ist Geld der Steuerzahler“, so der Diplom-Ökonom.

Konzept für Einnahmen außerhalb des Fußballs gibt es bislang nicht

Es gab und gibt aber auch andere Stimmen. Die Gegenargumentation: ohne Stadt kein Betrieb der Arena, ohne Arena keine Spielstätte für den MSV, der so vor dem Aus stünde. Das Stadion würde dann ohne die „Zebras“, die einzige Mieter sind, leer stehen und trotzdem Kosten verursachen. Von einer Million Euro pro Jahr war hier immer wieder die Rede.

„Nach der Übernahme der Anteile wollen wir uns ein Bild über die Einnahmesituation verschaffen“, erklärte Stadtdirektor Martin Murrack nun dem Rat. Ziel sei es, mit einer neuen Geschäftsführung „Deckungsbeiträge außerhalb des Fußballs zu erwirtschaften“. Ein Konzept dafür gebe es bislang nicht, räumte Murrack ein: „Bis es vorliegt, sollten wir die zwei Millionen investieren, damit die Gesellschaft überlebensfähig bleibt.“

Bisherige Arena-Gesellschaft bleibt vorerst noch bestehen

Die Arena könnte nach Informationen der Redaktion in der Folge in eine städtische Tochtergesellschaft integriert werden. Wann dies konkret erfolgt, ist noch unklar. So lange bleibt die Stadionprojektgesellschaft erst einmal bestehen und arbeitet der Geschäftsführer Dirk Broska weiter.

Ziel sei aber eine klare Trennung zwischen dem Mieter, also dem MSV, und dem Eigentümer der Arena, also der Stadt. „Spätestens zum Lizenzierungsverfahren für die Spielzeit 2022/23, also im kommenden Frühjahr, sollte hier Klarheit herrschen“, so Broska. Er selbst, seines Zeichens auch Mitglied im Aufsichtsrat des MSV, werde vor diesem Hintergrund in Zukunft nur noch eine beratende Rolle spielen.

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OB Sören Link: Müssen den Fehlbetrag reduzieren, um die Kosten zu senken

Man darf also gespannt sein, wer sich künftig um Betrieb und Vermarktung der Arena kümmern wird. Es gibt einiges zu tun. Neben den routinemäßigen Aufgaben wie Gebäude- und Wartungsmaßnahmen steht die Frage im Raum, mit welchen zusätzlichen Einnahmen das Minusgeschäft mit dem Stadionbetrieb zumindest gemindert werden kann.

Um in der Arena nicht nur den Fußball rollen lassen zu können, sondern auch andere größere Veranstaltungen wie etwa Konzerte zu ermöglichen, müssten nicht nur Vermarktungskonzepte, sondern wohl auch Nutzungsänderungen mit entsprechenden Genehmigungen her. „Wir müssen den Fehlbetrag reduzieren“, betont der OB, „sonst bleiben wir auf den Kosten für eine unbrauchbare Immobilie sitzen“.

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Diese Sorge treibt auch die Ratsfraktionen um. „Wir sollten zunächst ein Konzept haben, bevor wir weiteres Geld reinschießen“, sagte Binali Demir (Linke). Man stehe zwar zum MSV und wünsche dessen Rückkehr in die 1. Liga, so Stephan Wedding (JuDU). „Aber die Leidensfähigkeit der Stadt muss ein Ende haben. 480.000 Duisburger gehen nicht regelmäßig in dieses Stadion.“

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