Duisburg. Die Stadt Duisburg soll nach Information der Redaktion die MSV-Arena zu 100 Prozent übernehmen. Warum der Bund der Steuerzahler harte Kritik übt.

Die Stadt Duisburg soll nach Informationen der Redaktion die MSV-Arena zu 100 Prozent übernehmen. Bisher war die Stadt mit 50,1 Prozent Mehrheitseigner der Stadionprojektgesellschaft. Der Rat soll einen entsprechenden Beschluss im nicht-öffentlichen Teil seiner Sitzung am Montag, 19. April, in der Mercatorhalle fassen. Darüber hinaus müssen alle rund 15 privaten Gesellschafter zustimmen, die dem Vorhaben dem Vernehmen nach aber offen gegenüber stehen sollen.

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Darunter sind auch einige Kleinstgesellschafter, die meisten Anteile hat Schauinsland-Reisen mit 27,3 Prozent. Sie alle sollen nach teils schwierigen Gesprächen, wie es heißt, unabhängig von der bisherigen prozentualen Beteiligung grundsätzlich bereit sein, ihre Anteile für einen obligatorischen Preis von jeweils einem Euro an die Stadt abzugeben. Die Engagements darüber hinaus sollen davon unberührt sein. Schauinsland-Reisen etwa ist gleichzeitig Namensgeber der Arena.

MSV-Stadionprojektgesellschaft 2020/21 mit Minus von rund zwei Millionen Euro

Bei aller Großzügigkeit darf nicht vergessen werden, dass das Stadion zwar von privater Hand mitfinanziert worden ist, es sich hier aber um ein Zuschussgeschäft handelt. Der MSV soll eine der Dritten Liga und der Arena angemessene Miete zahlen, die allerdings bei weitem nicht reicht. Das Minus der Stadionprojektgesellschaft für das Geschäftsjahr 2020/21 fällt aktuell mit 2,07 Millionen Euro auch nur durch Mehreinnahmen aus dem Finalturnier der Europa League und den beiden WM-Qualifikationsspielen der Fußball-Nationalmannschaft gegen Island und Nordmazedonien im März um rund 360.000 Euro geringer aus als befürchtet.

So lange der MSV Duisburg – hier eine Szene aus dem jüngsten Heimspiel gegen Waldhof Mannheim – in der Dritten Liga kickt, bleibt die Arena ein Zuschussgeschäft.
So lange der MSV Duisburg – hier eine Szene aus dem jüngsten Heimspiel gegen Waldhof Mannheim – in der Dritten Liga kickt, bleibt die Arena ein Zuschussgeschäft. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Erst wenn der MSV in die Zweite Liga aufsteigt und sich dort etabliert hat, könne das Stadion, so heißt es, auch Gewinne abwerfen. Davon würde die Stadt, wenn sie die Arena zu 100 Prozent übernimmt, auch alleine profitieren.

Deutliche Kritik vom Bund der Steuerzahler in NRW

Der Bund der Steuerzahler in NRW spricht auf Nachfrage der Redaktion von einer Wette auf die Zukunft und kritisiert die aktuellen Pläne scharf. Mal abgesehen davon, dass der MSV in der laufenden Saison nicht um den Aufstieg, sondern gegen den Abstieg kämpft, habe die Stadt bereits in der Vergangenheit „in irgendeiner Form immer wieder Geld für den MSV und die Arena zuschießen müssen“, so Jens Ammann, Projektleiter für öffentliche Finanzen.

Dabei handele es sich um Geld der Steuerzahler. „Sie haben nicht die Aufgabe, einem Profiverein auf die Beine zu helfen, zumal die Stadt Duisburg hoch verschuldet ist und die Mittel eigentlich gar nicht hat“, sagt der Diplom-Ökonom. „Sie hat vor Jahren den großen Fehler gemacht, damit anzufangen, Geld zur Verfügung zu stellen – in der Hoffnung, dass es hilft. Stattdessen wird es immer teurer. Das kaputte Stadiondach muss ja schließlich auch noch repariert werden.“

Er sei als Mülheimer ein Kind des Ruhrgebiets, habe in Duisburg studiert und deshalb persönlich viele Sympathien – auch für den MSV. „Aber so geht das nicht. Und wenn die Stadt nun die Arena zu 100 Prozent übernehmen sollte, dann habe ich die große Befürchtung, dass das finanzielle Risiko weiter steigt“, so Ammann.

Erfolgreicher Schuldenschnitt bei Stadionprojektgesellschaft

Aus den Kreisen jener, die die aktuellen Pläne befürworten, heißt es dagegen, dass die Stadt bisher die laufenden Verluste sowieso schon alleine getragen habe. Darüber hinaus sei der Schuldenschnitt bei der Stadionprojektgesellschaft mittlerweile erfolgreich vollzogen.

Hintergrund: Der Rat hatte bereits im Dezember 2019 entschieden, 2,5 Millionen Euro aus dem städtischen Haushalt beizusteuern, um die damals drohende Insolvenz der Stadiongesellschaft zu verhindern und damit auch den MSV zu retten. Die privaten Gesellschafter hatten sich zudem bereit erklärt, mit rund 600.000 Euro auszuhelfen, um die noch ausstehenden Verbindlichkeiten von insgesamt 6,2 Millionen Euro aus dem Bau der 2005 fertiggestellten Arena zu bezahlen.

Die Hamburg Commercial Bank, die als Gläubiger ein Ultimatum bis 31. Dezember 2019 gestellt hatte, hat demnach auf weitere rund 600.000 Euro verzichtet und dem Vernehmen nach inzwischen grünes Licht für den Deal gegeben – zumal das Land NRW als Bürgschaft die fehlenden 3,1 Millionen Euro übernommen haben soll.

Verluste mit neuen Marketingideen schmälern

Die bei einem Verbleib des MSV in der Dritten Liga künftig weiter zu erwartenden Verluste der Stadionprojektgesellschaft sollen, wie es heißt, durch neue Marketingideen zumindest geschmälert, Projekte wie das Pop-up-Restaurant im VIP-Bereich der Arena und der Biergarten am Stadion im vergangenen Sommer wiederbelebt werden.

Wegen der Corona-Pandemie ist vieles derzeit gar nicht möglich beziehungsweise umsetzbar. Gedankenspiele, die Nutzungsbedingungen der MSV-Arena für Großveranstaltungen wie Konzerte zu erweitern, werden dem Vernehmen nach auch deshalb aktuell nicht vorangetrieben.

>> STADIONPROJEKTGESELLSCHAFT SOLL FLUTLICHTANLAGE VOM MSV ÜBERNEHMEN

  • Die Stadt Duisburg soll 100 Prozent der MSV-Arena und die Stadionprojektgesellschaft gleichzeitig auch die Flutlichtanlage vom MSV übernehmen – damit künftig alles in einer Hand ist.
  • Der Rat tagt am Montag, 19. April, ab 15 Uhr in der Mercatorhalle.