Duisburg. Die Duisburger Grünen entsenden erstmals nach vierzig Jahren zwei Bundestagsabgeordnete nach Berlin: Kaddor und Banaszak sind im Bundestag.
Duisburg wird künftig von zwei grünen Bundestagsabgeordneten in Berlin vertreten: Lamya Kaddor und Felix Banaszak sind die ersten Grünen, denen dieser Sprung nach über vierzig Jahren gelingt.
„Das ist ein Tag zum Feiern, wenn man sieht, wo wir herkommen als kleinste demokratische Kraft in Berlin“, sagt der frisch gewählte Banaszak. Bei der Wahlparty im Garten der Erinnerung im Duisburger Innenhafen gab es mehr als einmal Grund für Jubel und dicke Blumensträuße mit der obligatorischen Sonnenblume: Mit 12,75 Prozent der Erststimmen und 13,13 Prozent der Zweitstimmen feierten sie „das historisch beste Ergebnis in Duisburg für die Partei“, so Banaszak, „wir werden am stärksten zugelegt haben“, legte er sich schon nach den ersten Hochrechnungen fest.
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Wahlkampf der Grünen mit ungewöhnlichen Formaten
Feiern durfte sich auch das Wahlkampfteam, das „unermüdlich“ mit klassischen Formaten wie dem Haustürwahlkampf, aber auch mit ungewöhnlichen Kochaktionen oder einem virtuellen „Nachsitzen“ mit den Wählern ins Gespräch kam. Felix Banaszak holte in seinem Wahlkreis II (Nord) 10,86 Prozent, Lamya Kaddor im Wahlkreis I sogar 14,31 Prozent.
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Die beiden frisch gekürten Bundestagsabgeordneten fahren gleich am Montag nach Berlin, das Zugticket ist gebucht. Banaszak war mit seinem Platz 6 auf der Landesliste schon gesetzt, als Direktkandidat hatte er sich gegen die SPD und Mahmut Özdemir ohnehin keine Chance ausgerechnet. Noch nicht. Er wolle in jedem Fall in den nächsten vier Jahren „für den Duisburger Norden spürbar etwas bewirken.“ Nur so könne man der Demokratiemüdigkeit, die manche in die Arme der AfD getrieben habe, etwas entgegensetzen.
„Das ist ein neuer Lebensabschnitt“
In Feierlaune betonte Banaszak: „Das ist ein neuer Lebensabschnitt, der jetzt beginnt. Wir werden stellvertretend für 80 Millionen im Plenum Entscheidungen treffen über Krieg und Frieden, das ist schon krass.“ Er geht davon aus, dass die Grünen Teil der nächsten Bundesregierung sind, in die er die NRW-Perspektive einbringen will. Sein Amt als Landesvorsitzender will er bis August 2022 beibehalten, „solange bin ich gewählt“. Und dafür sorgen, dass im Koalitionsvertrag der kommenden NRW-Landesregierung eine grüne Handschrift zu erkennen ist. Den Dreifach-Spagat zwischen Berlin, Düsseldorf und Duisburg begreift er als Herausforderung, die Synergieeffekte ergebe.
Lamya Kaddor, die mit Platz 12 der Landesliste ebenfalls gesetzt war und an der Uni bereits ihr Büro leer geräumt hatte, betont, dass die Themen Klimawandel und soziale Gerechtigkeit den Nerv der Zeit getroffen hätten. Die Islamwissenschaftlerin ist erst seit einem Jahr Mitglied der Grünen und musste in der Zeit „viel lernen“. Sie freue sich, Politik nun aktiv mitgestalten zu können, sie bringe dafür die nötige Vielfalt mit hinein. Gewählt zu werden sei ein Privileg und eine herausragende Chance: „Ich hoffe, dass ich alle Erwartungen erfüllen kann.“
Der Hauptwohnsitz bleibt in Duisburg
Ihr Hauptwohnsitz werde Duisburg bleiben, Heimat denke sie sowieso im Plural. Sie habe aber ein weinendes Auge, weil sie ihre Familie, ihre zwei Kinder hier lässt. „Die hängen natürlich an mir, aber ich bin gut vorbereitet und werde regelmäßig hier sein.“
Sie gebe viel auf, sagt sie mit Blick auf ihre Schülerinnen und Schüler, ihr Projekt an der Uni Duisburg, für dessen Genehmigung sie zwei Jahre kämpfte, „aber ich bekomme eine grüne Familie“. Womit sie allerdings auch rechnet: Dass (noch) mehr Hass und Hetze auf sie zukomme.
Den Duisburgerinnen und Duisburgern will sie losgelöst vom Parteibuch Ansprechpartnerin sein und bei Anliegen helfen. Das erste Personal für das Wahlkreisbüro der beiden Grünen ist bereits rekrutiert.