Duisburg-Bissingheim. Die schlechten Einkaufsmöglichkeiten ziehen die Noten für Bissingheim im Duisburger Stadtteilcheck runter. Geschäfte sucht man hier vergeblich.
Zwei Höchstwerte hat das kleine Bissingheim beim Stadtteilcheck inne – einen positiven und einen negativen. Während sich die Einwohner in ihrem Stadtteil am sichersten fühlen, bewerten sie die Einkaufsmöglichkeiten mit einer glatten 6. Ansonsten wimmelt das Zeugnis von Zweien und Vieren. Der Vorsitzende des ETuS Bissingheim, Wolfgang Grewe, ist in Bissingheim geboren und kennt die Hintergründe.
„Die negativen Bewertungen hängen alle mit einem fehlenden Nahversorger zusammen“, fasst er zusammen. Denn viele Einkaufsmöglichkeiten gibt es wahrlich nicht in Bissingheim. Einerseits ist da der Wochenmarkt an jedem Donnerstag, andererseits die beiden Bäcker.
Einkaufen in Bissingheim: Ein Markt und zwei Bäcker – das war’s
„Dass es zwei gibt, ist der größte Schwachsinn des Jahrhunderts“, brummelt Grewe. „In der Dorfbäckerei gab es immer gute Backwaren, dann hat man da eine Bolten-Filiale eröffnet. Aber die Bissingheimer halten zusammen und gehen weiter in die Dorfbäckerei“, sagt er.
Auch interessant
Mit dem Ladenlokal habe man eine Chance verstreichen lassen. „Es ist barrierefrei, da hätte man gut einen Nahverkauf reinmachen können.“ Der Wochenmarkt genüge als Einkaufsmöglichkeit nicht. „Die Jungen sind mobil und können zum Einkaufen wegfahren, die Alten wiederum sind darauf angewiesen, dass sie vor Ort Lebensmittel besorgen können.“
Vorwurf aus Bissingheim: Duisburger Süden nur noch als Immobilien-Goldgrube
Immer wieder gab es Versuche der Dorfbewohner, einen kleinen Laden zu etablieren – doch alle Projekte scheiterten. Als Vorbild sieht er das Restaurant Ziegenpeter im Hochfelder Rheinpark, das mit den Duisburger Werkstätten für Menschen mit Behinderung zusammenarbeitet. Diese sind in den Arbeitsalltag eingegliedert. „Warum macht man sowas nicht auch bei uns, nur als Dorfladen?“, fragt Grewe.
Als Ort schwebe ihm eines der ehemaligen Waschhäuser vor. „Man muss langsam mal zusehen, dass die Menschen hier versorgt werden. Die Stadt muss sich um ihre Bewohner kümmern.“ Grewe richtet kritische Worte an die Verwaltung: „Die sehen den Süden nur noch als Goldader für Grundstücke und denken nicht mehr an die Leute.“
Stadtteilcheck: Schlechte Noten für Seniorenangebote, gute für Kinderangebote
Tatsächlich verteilen sich die negativen Bewertungen alle auf Kategorien, die sich auf ältere Menschen beziehen: Der Nahverkehr, die medizinische Versorgung und eben das Seniorenangebot wurden allesamt mit einer 4 bewertet – ebenso die Kommunalpolitik. „Das hängt alles mit dem fehlenden Nahversorger zusammen. Die alten Leute würden den auch als Treffpunkt nutzen – so wie den Markt“, sagt Grewe. „Eine Apotheke haben wir hier auch nicht mehr, dafür müssen wir nach Wedau.“
Auffällig ist, dass das Freizeitangebot und die Kinderfreundlichkeit durch die 242 Abstimmenden durchschnittlich jeweils mit einer 2- bewertet wurden. Der ETuS-Vorsitzende führt das auf seinen Verein zurück: „Der Platz ist immer offen, die Kinder können hier Fußball spielen und klettern. Wir sind seit 1925 für unsere Kinder da. Das haben wir auch von den Bissingheimern zurückbekommen, als wir die Finanzierung des Kunstrasenplatzes stemmen mussten. Das wäre mit Vereinsmitteln allein nicht möglich gewesen.“
Ihr Gemeinschaftsgefühl bewerten die Bissingheimer mit einer glatten 2: „Während Corona haben viele junge Leute für Ältere eingekauft – das haben sie bis heute beibehalten.“
>> STADTTEILCHECK DUISBURG: DATEN AUS GROSSER UMFRAGE
- Der Stadtteil-Check ist eine Umfrage aus dem Jahr 2020, die vor der Corona-Pandemie durchgeführt wurde.
- Der Stadtteil-Check Duisburg hatte 10.535 Teilnehmer.
- Unsere Umfrage ist nicht repräsentativ. „Der Stadtteil-Check liefert wegen der großen Beteiligung ein gutes Stimmungsbild“, sagt Dr. Ana Moya, Statistik-Expertin der Funke Mediengruppe. „Es wurde darauf geachtet, dass in jedem Stadtteil eine ausreichende Teilnehmerzahl erreicht wurde, um aufschlussreiche Aussagen treffen zu können.“