Duisburg. Ein Jahr nach der Kommunalwahl tagt erstmals Duisburgs Gleichstellungsausschuss. Was die Vorsitzende plant – und was dazwischen kommen könnte.

Der Gleichstellungsausschuss der Stadt Duisburg wird sich am Donnerstag konstituieren – ein Jahr nach der Kommunalwahl. Bei der Vorsitzenden Dr. Nazan Şirin mischen sich Vorfreude und Nervosität.

Nicht zuletzt weil es auch bei ihr persönlich spannend wird: Die 36-Jährige ist im neunten Monat schwanger, und sie hofft sehr, dass sich der Nachwuchs noch ein bisschen Zeit lässt. Außerdem werden ihre Zwillinge am Donnerstag zwei Jahre alt. Das hindert sie aber nicht daran, erstmals im großen Ratssaal die Sitzung zu eröffnen.

Ungleichheiten müssen in Duisburg ausgeglichen werden

Nazan Şirin ist die erste Vorsitzende des neuen Gleichstellungsausschusses in Duisburg.
Nazan Şirin ist die erste Vorsitzende des neuen Gleichstellungsausschusses in Duisburg. © Bündnis 90/Die Grüne

Die Zahnärztin ist einerseits stolz, dass Duisburg nun auch einen Gleichstellungsausschuss hat. „Aber es ist auch traurig, dass wir auf diese Weise Ungleichheiten ausgleichen müssen, eine echte Gleichberechtigung sehe ich noch nicht.“

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In der Verwaltung gebe es zwar viele Frauen, aber nicht in Führungspositionen. Frauen würden sich oft scheuen, weil sie glauben, dann 24/7 verfügbar sein zu müssen, „dabei sind alle Stellen auch in Teilzeit möglich“.

Eigener Etat für das Gleichstellungsreferat

Die Gleichstellungsbeauftragte sei an dem Thema dran, habe aber nur einen eingeschränkten Handlungsspielraum. Deshalb beantragen die Grünen gemeinsam mit der Linken einen eigenen Etat für das Gleichstellungsreferat in Höhe von 30.000 Euro. Damit sollen Projekte und Veranstaltungen finanziert werden können. In Oberhausen oder Düsseldorf könne das Gleichstellungsreferat dadurch „großartige Arbeit“ machen, hat Nazan Şirin beobachtet.

Sie sieht ihren Ausschuss nicht in den ganz engen Grenzen der Landesgleichstellungsstellen, die vor allem die Geschlechtergerechtigkeiten im Blick haben, „es geht auch um Inklusion, um Teilhabe“. Deshalb würde sie gern etwa den Seniorenbeirat und den Beirat für Menschen mit Behinderung unter ihr Dach holen - bisher gehören sie zum Ausschuss für Arbeit, Soziales und Gesundheit.

Überparteilich Gleichstellungsziele verfolgen

Als Vorsitzende hat sie sich vorgenommen, überparteilich zu agieren, „aber das ist schon schwierig, weil mich die anderen Fraktionen als Grüne wahrnehmen“. Für die Partei ist sie seit 2007 im Rat, auch in der Bezirksvertretung Hamborn ist die Politikerin aktiv. Şirin hofft auf die Vernunft der anderen Fraktionen und auf politische Mehrheiten. Auch CDU und SPD könnten sich noch vor der Bundestagswahl auf dem Feld der Gleichstellungspolitik profilieren.

Dass Gemeinsamkeit in diesem Gremium erst noch wachsen muss, lässt sich schön am Thema Frauenhäuser ablesen. Während die Grünen beantragen, die städtische Förderung, die erstmals für zwei Jahre festgeschrieben wurde, zu verstetigen, hat die SPD einen Gegenvorschlag eingebracht, eine Art Prüfantrag für eine „auskömmliche Finanzierung“ der Frauenhäuser. Şirin fragt sich allerdings, ob die Partei auch den Mut hat, das Ergebnis in den Haushalt einzubringen, wenn klar wird, dass es mehr Plätze, mehr Mittel geben müsste. „Dann bin ich dabei“, sagt sie kampfeslustig.

>>DER GLEICHSTELLUNGSAUSSCHUSS

  • Der Ausschuss konnte sich seit der Kommunalwahl coronabedingt noch nicht konstituieren. Ihm gehören elf Mitglieder an: Vier aus der SPD, je zwei von der CDU und den Grünen, jeweils ein Vertreter von FDP, AfD und Linken.
  • Stellvertretende Vorsitzende ist Ratsfrau Martina Ammann-Hilberath (Linke)