Duisburg. Lieferverzögerung bei neuen Straßenbahnen: Diese Entschädigung hat die DVG schon ausgehandelt und wann Fahrgäste in der ersten neuen Bahn sitzen.

Die Lieferung der neuen Straßenbahnen verzögert sich, wie bereits berichtet, nach Angaben der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG). Sie kann jetzt aber immerhin sagen, welche Entschädigung mit dem Hersteller Bombardier bereits ausgehandelt worden ist und wann die ersten Fahrgäste voraussichtlich mit der ersten neuen Bahn unterwegs sein werden.

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Ursprünglich sollte Bombardier laut DVG ab diesem Sommer alle zwei Wochen eine Bahn auf die Reise nach Duisburg schicken. Es sei allerdings bei einem Unterlieferanten des Herstellers zu Verzögerungen in der Produktion gekommen. „Aktuell lässt sich bereits sagen, dass die Auslieferung der Bahnen nicht wie geplant ablaufen kann“, sagt DVG-Sprecherin Kathrin Naß. Bombardier habe die DVG deshalb gebeten, den Zeitplan und die Verträge gemeinsam anzupassen.

DVG: Fahrgäste in Duisburg sollen noch in diesem Jahr in der ersten neuen Bahn sitzen

„Das geschieht derzeit“, so Naß. „Über die genauen Inhalte können wir während der Verhandlungen noch nichts sagen, werden aber voraussichtlich im September darüber informieren können.“ Bereits zuvor sei vertraglich vereinbart worden, dass die DVG ohne Extra-Zahlung nicht nur 47, sondern 49 neue Bahnen als Entschädigung für die Lieferverzögerungen bekommt. Und weiter: „Wir gehen aktuell davon aus, dass eines der beiden Vorserienfahrzeuge als erstes Fahrzeug die Zulassung im Spätherbst dieses Jahres bekommt und Fahrgäste noch in diesem Jahr in einer neuen Bahn sitzen können“, sagt die DVG-Sprecherin.

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Die aktuellen Lieferprobleme sind nicht die ersten, die Bombardier eingestehen muss. Der erste Prototyp kam statt Ende 2019 erst im September 2020 nach Duisburg, das zweite Vorserienfahrzeug dann wie geplant zwei Monate später. Beide Bahnen wurden seitdem umfangreich getestet, waren in der Stadt unterwegs – aber noch ohne Fahrgäste.

Weiterer solcher Testfahrten sind nach Angaben der DVG-Sprecherin in den kommenden Wochen noch mal geplant, aktuell aber nicht. „Derzeit werden die Fahrzeuge für die Zulassung vorbereitet“, so Naß. „Es finden beispielsweise letzte Softwareanpassungen statt.“

Alte Fahrzeuge störanfällig: Ausfälle auf der Linie 903

Viele ÖPNV-Nutzer in Duisburg warten sehnsüchtig auf die neuen, moderneren Bahnen – nicht nur wegen des größeren Komforts, sondern vor allem deshalb, weil laut DVG derzeit nur 37 von ursprünglich mal 45 Straßenbahnen zur Verfügung stehen und die alten Fahrzeuge störanfällig und immer wieder repariert werden müssen. Deshalb sei es in der Vergangenheit „vereinzelt zu Ausfällen auf der Linie 903 gekommen“, so die DVG-Sprecherin. „Der Ausfall einer Bahn kann außerdem dazu führen, dass es auf einzelnen Streckenabschnitten in den Fahrzeugen voller wird.“

Die Straßenbahnflotte der DVG ist massiv in die Jahre gekommen. Und je älter ein Fahrzeug ist, desto länger dauern die Reparaturen und desto intensiver gestaltet sich auch der Instandhaltungsaufwand, erklärt Naß. „Hinzu kommen die Einschränkungen der Corona-Pandemie“, so die Sprecherin. „Seit dem Frühjahr 2020 müssen alle Arbeiten in den Werkstätten unter veränderten Arbeitsschutzbestimmungen und Maßnahmen zum Infektionsschutz durchgeführt werden.“

Reparaturen der Bahnen: Einschränkungen und Probleme durch Corona

Obwohl die Arbeitsabläufe angepasst und optimiert worden seien, führe auch dies zu Kapazitätsverlusten. „Zudem gab es durch Corona längere Lieferzeiten für Ersatzteile“, so Naß. Sie kann die Fahrgäste deshalb nur um Verständnis für die Situation bitten: „Wir sind uns sicher, dass sich die Lage mit dem Eintreffen der neuen Fahrzeuge entspannen wird.“

>> DVG: 135 Millionen Euro für neue Straßenbahnen in Duisburg

  • Die DVG investiert nach eigenen Angaben rund 135 Millionen Euro in ihre neue Niederflur-Flotte. Der Bau der ersten Bahn dauerte etwa 18 Monate.
  • Die neuen Fahrzeuge sind mit 34 Metern um einen Meter länger und mit 2,30 Metern zehn Zentimeter breiter als die alten Bahnen. Sie bieten 200 statt wie bisher 170 Fahrgästen Platz.
  • Für mobilitätseingeschränkte Menschen mit Rollatoren, Rollstühlen oder E-Scootern gibt es Stehhilfen zum Anlehnen, Klappsitze und ausklappbare Rampen.
  • Der Niederfluranteil liegt bei 70 Prozent (vorher 20 Prozent). An jeder Seite sind fünf Außenschwenktüren vorhanden – so wie schon heute in den DVG-Bussen.
  • Die neuen Bahnen verfügen zudem über eine Klimaanlage, über WLAN und ein Kollisionswarnsystem.