Duisburg. OB Sören Link beantwortet Fragen zu den Duisburger Dünen als Standort für einen Verwaltungsbau, zur Staake-Affäre und zu eigenen Karriereplänen.

Hinter Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link liegen privat, politisch und beruflich aufregende Monate. Im Interview spricht der 45-Jährige unter anderem über seine neue Rolle als Vater, Karrierepläne und die Staake-Affäre, über die Pläne für einen Verwaltungsneubau und die Duisburger Dünen als Standort dafür. Im zweiten Teil des Gesprächs, das Sie hier lesen, kritisiert Link Rassismus-Vorwürfe gegen die Stadtverwaltung und sagt: „Ein Großteil der rumänischen und bulgarischen Staatsangehörigen in Duisburg hält sich hier illegal auf.“

Sie sind im Februar erstmals Vater geworden. Wie hat sich Ihr Leben verändert, wie haben Sie sich verändert?

Sören Link: Meine ganze Welt hat sich verändert, diese Erfahrung ist das Allergrößte. Es ist für mich das Schönste, meiner Tochter jeden Morgen in die Augen zu schauen. Meine Prioritäten wurden völlig neu geordnet. Ich versuche, möglichst viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Ich lerne gerade viel über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Schwierigkeiten dabei.

Die Rathauschefs in Offenbach (2019) und Freiburg (2021) haben Elternzeit genommen. Warum Sie nicht?

Ich finde es wichtig, dass Väter diese Chance nutzen. Ich hätte gern Elternzeit genommen, habe mich dann doch dagegen entschieden: Ich wollte als Oberbürgermeister die Verantwortung nicht in der Corona-Pandemie abgeben. Ich nutze stattdessen öfters die Chance, von zuhause aus zu arbeiten, um mehr bei meiner Familie zu sein. Meine Frau nutzt die neuen Homeoffice-Möglichkeiten auch intensiv. Für mich allerdings gibt es inzwischen wieder mehr Präsenztermine.

Warum wollten Sie trotz der vielen Arbeit noch SPD-Vorsitzender werden? Es heißt, Sie hätten vor allem Sarah Philipp helfen und Mahmut Özdemir so verhindern wollen.

Eine Doppelspitze hätte auch für die SPD Duisburg Sinn gemacht, und ich hätte die Partei gerne mit Sarah neu aufgestellt. Wir ticken gleich, wir verstehen uns sehr gut.

Sie haben Ihre Kandidatur zurückgezogen. Wollte die Partei nun Philipp/Link nicht oder die Doppelspitze nicht?

Bei der Mitgliederbefragung hat sich eine Mehrheit der Parteimitglieder für Sarah und mich als Vorsitzende ausgesprochen, ich kann deswegen nicht erkennen, dass es gegen Sarah Philipp oder mich ging. Später hat sich die Mehrheit der Delegierten beim Parteitag dann gegen die Satzungsänderung entschieden, die eine Doppelspitze ermöglicht hätte. Das habe ich zu akzeptieren.

Die SPD Duisburg ist nach diesem Machtkampf zerstritten. Schon während der Amtszeit von Ralf Jäger hatten Mitglieder intransparente Entscheidungsfindungen des Vorstands kritisiert. Was kann den Unterbezirk erneuern und vereinen?

Die Corona-bedingte Distanz ist schlecht für die Parteiarbeit. Die Online-Formate konnten den direkten Austausch nicht ersetzen. Hoffentlich finden wir nach der Bundestagswahl Lösungen, dass wir wieder vermehrt zusammenkommen können. Das wäre wichtig. Die SPD Duisburg befindet sich aber nicht im luftleeren Raum: Wir haben den Duisburg-Plan, mit dem wir bei der Kommunalwahl angetreten sind, und die Ratsfraktion arbeitet mit mir an der Umsetzung.

Trauen Sie es Mahmut Özdemir zu, die SPD Duisburg zu vereinen und zu erneuern?

Die Parteimitglieder werden bei den Vorstandswahlen einen Vorsitzenden wählen, dem sie das zutrauen. Es gibt zurzeit zwei Bewerber, auch Norbert Fabian kandidiert.

Werden Sie bei den Kommunalwahlen 2025 erneut als Oberbürgermeister-Kandidat der SPD antreten oder haben Sie andere Pläne? Vertreter anderer Parteien behaupten uns gegenüber gerne, Sie würden in die Landes- oder Bundespolitik wechseln wollen.

Oberbürgermeister Sören Link und Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer am 11. August 2021 vor dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs, dem nun „Duisburger Dünen“ betitelten Filetgrundstück, das der städtischen Gebag gehört. Link betrachtet den Standort auch als eine von mehreren Optionen für einen möglichen Neubau der Stadtverwaltung.
Oberbürgermeister Sören Link und Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer am 11. August 2021 vor dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs, dem nun „Duisburger Dünen“ betitelten Filetgrundstück, das der städtischen Gebag gehört. Link betrachtet den Standort auch als eine von mehreren Optionen für einen möglichen Neubau der Stadtverwaltung. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Da ist wohl eher deren Wunsch Vater des Gedanken. Ganz klar: Ich wäre auch gerne über 2025 hinaus Oberbürgermeister dieser Stadt und würde wieder kandidieren. Ob ich das darf, entscheiden dann die Partei und danach gegebenenfalls die Duisburger. OB von Duisburg, das ist für mich frei nach Müntefering der schönste Job nach dem Papst. Ich bin ja 2012 als Mitglied des Landtags bewusst in meine Geburtsstadt gewechselt, und ich habe weiter jede Menge Bock auf diese Aufgabe.

Schon vor der Pandemie haben Sie im Rathaus eine Arbeitsgruppe beauftragt, den Neubau eines zentralen Verwaltungsgebäudes für bis zu 2000 Mitarbeiter zu prüfen. Wie ist der Stand? Braucht die Verwaltung – trotz neuer Homeoffice-Möglichkeiten – einen Neubau?

Ja, weil es wichtig ist, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter attraktive, moderne Präsenzarbeitsplätze haben und die Bürgerinnen und Bürger eine zentral gelegene, effiziente Anlaufstelle für viele Anliegen. Wir werden weiter auch persönliche Kontakte haben, trotz der wachsenden Anzahl an Dienstleistungen, die wir online anbieten. Wir werden den Rat in absehbarer Zeit über eine Beschlussvorlage abstimmen lassen können. Dann kann die Politik entscheiden, ob sie die Verwaltung mit einer konkreten Planung beauftragt.

Kann sich das hoch verschuldete Duisburg solch ein Projekt leisten?

Ja. Wir haben mit einem externen Beratungsunternehmen eine wirtschaftliche Machbarkeitsstudie erstellt. Die Stadt hat zurzeit 30 Verwaltungsstandorte und hohe Ausgaben für Anmietungen. Geplant ist ein Gebäudekomplex, in dem möglichst viele Fachbereiche untergebracht werden. Wir wollen Bestandsobjekte und Standorte aufgeben, die unwirtschaftlich oder nicht effizient zu nutzen sind. Und durch die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, sollen je nach Fachbereich bis zu 30 Prozent der Büroarbeitsplätze eingespart werden.

Wie wir wissen, haben Sie Sympathien für die Idee, das Gelände als Standort zu prüfen, das früher „Duisburger Freiheit“ hieß. Sind diese so genannten „Duisburger Dünen“ weiterhin eine Standort-Option?

Es ist eine von mehreren Ideen, das auf den Dünen zu machen. Das Gelände ist eine von mehreren Optionen. Aber zuerst müssen wir erarbeiten, was für ein Gebäude wir überhaupt brauchen. Erst danach kann ein Ort für ein konkretes Gebäude gesucht werden. Es wird mehrere zentral gelegene Grundstücke geben, die infrage kommen. Ob und wo gebaut wird, entscheidet am Ende der Rat.

Bestünde nicht die Gefahr, dass die Stadt auf den Dünen, in dieser mutmaßlich kostbaren 1A-Lage eine Fläche besetzt, auf der Firmen neue Arbeitsplätze ansiedeln könnten?

Wie gesagt: Die Dünen könnten später eine von mehreren Standort-Optionen werden. Und ja: Auf diesem Gelände geht es selbstverständlich in erster Linie um eine Erschließung zur gewerblichen Nutzung.

>> EINE FRAGE ZUR STAAKE-AFFÄRE

Eine Frage zur Staake-Affäre: Vertreter des Mehrheitseigners Land NRW und des Minderheitsgesellschafters Stadt NRW besetzen die Aufsichtsratsposten der Duisburger Hafen AG. Hat der Aufsichtsrat den vorzeitig ausgeschiedenen Hafenchef Erich Staake schlecht kontrolliert?

Nein, der Aufsichtsrat hat nicht gegen seine Pflichten verstoßen. Die Vorgänge waren nicht erkennbar, waren den Aufsichtsratsmitgliedern bis zu den anonymen Vorwürfen nicht bekannt. Eine Bewertung war erst nach intensiven Recherchen und der juristischen Aufarbeitung möglich. Dass man sich vorzeitig getrennt hat, war ein klares Zeichen. Grundsätzlich hat der Hafen in den letzten Jahren eine sehr erfolgreiche Entwicklung genommen – auch wegen der guten Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsrat und Geschäftsführung.