Duisburg-Neudorf/Duissern. Der Online-Supermarkt „Flink“ verspricht in Duisburg, innerhalb von zehn Minuten Lebensmittel zu liefern. Schnell oder teuer? So lief ein Test.

Nudeln vergessen? Spontan Besuch bekommen und es fehlt noch ein Feierabend-Bierchen? Der Lebensmittel-Lieferdienst „Flink“ ist seit kurzem mit seinen Fahrrädern auch in Duisburg unterwegs. Neben einem Gebiet im Westen der Stadt, werden auf der rechten Rheinseite etwa Bewohner des Dellviertels, der Altstadt, Neudorf und Duissern versorgt. Das Start-Up verspricht, zwischen 8 Uhr und 23 Uhr innerhalb von zehn bis zwölf Minuten die Ware zuzustellen. Um bekannt zu werden, hat der Anbieter in den Innenstadt großformatig plakatiert und lockt mit Rabatt-Codes. Ein Test.

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Der Supermarkt befindet sich in diesem Fall auf dem Handy. Per App kann man sich einen Überblick über das Sortiment verschaffen. Unter „Netflix & Chill“ finden sich Kekse, Eis, Pizza und Limo. In die Kategorie „Frisch & Fertig“ sind sowohl Smoothies, kalter Kaffee, aber auch gekühlte Pasta oder Fertig-Kartoffelsalat einsortiert. In der Kategorie „Obst und Gemüse“ gibt’s neben Kilo-Säcken Möhren und Kartoffeln auch einzelne Äpfel oder Bananen zu kaufen. Die Auswahl ist saisonal angepasst, die Rote Beete allerdings erst „bald zurück.“ Alle, die spontan auswärts nächtigen, freuen sich zu später Stunde vielleicht über Abschmink-Tücher oder Kondome...

Online-Supermarkt ist mit der Resonanz aus Duisburg zufrieden

Am Sortiment lässt sich erkennen, dass es sich teilweise um Rewe-Produkte handelt. „Flink“-Sprecher Simon Birkenfeld erklärt auf Nachfrage: „Wir arbeiten mit den führenden Herstellern zusammen und bieten standortbezogen aber auch lokale Produkte und Spezialitäten an.“ Seit Juni bestehe eine „strategische Partnerschaft mit Rewe.“ Insgesamt 2400 Artikel können Kunden momentan kaufen, so Birkenfeld. Zum Vergleich: Ein so genannter Vollsortimenter vor Ort, wie Rewe oder Edeka es sind, zählt bis zu 50.000 Produkte.

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In diesem Fall testen wir den Supermarkt allerdings morgens. Brötchen der Essener Bio-Bäckerei Troll, Aufschnitt und Frischkäse landen im virtuellen Warenkorb. Die Preise sind ähnlich wie in einem normalen Supermarkt. Der Mindestbestellwert beträgt einen Euro, hinzu kommt eine Anfahrtspauschale von 1,80 Euro. Die „Zentrale“, von der die Mitarbeiter mit ihren E-Bikes starten, liegt in diesem Fall am Sternbuschweg. Nur zehn Minuten soll es dauern, bis alles am Innenhafen ankommt.

Der Mindestbestellwert beträgt einen Euro. Hinzu kommt noch eine Liefergebühr von 1,80 Euro. Trinkgeld für den schnellen Service wird gerne gesehen, ist aber kein Muss.
Der Mindestbestellwert beträgt einen Euro. Hinzu kommt noch eine Liefergebühr von 1,80 Euro. Trinkgeld für den schnellen Service wird gerne gesehen, ist aber kein Muss. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Tatsächlich klingelt es exakt zehn Minuten später an der Tür – und der Fahrer ist nicht mal sonderlich aus der Puste. „War ein bisschen was los unterwegs“, erklärt er entschuldigend, warum es nicht noch schneller geklappt hat. Dass die Kundschaft meist unterm Dach wohnt, gehört wohl zu den Klassikern, von denen sämtliche Lieferfahrer ein Liedchen singen können. Er sei Student, verdiene sich ein bisschen was dazu und meist mache der Job Spaß, erklärt er. Trinkgeld nimmt er gern, sei aber kein Muss. Wie viele Kunden es mittlerweile in Duisburg gibt, wie viele Fahrer unterwegs sind und für wie viel Euro im Durchschnitt eingekauft wird, könne nur die Zentrale beantworten.

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Aber auch Sprecher Simon Birkenfeld gibt sich auf Nachfrage zugeknöpft: „Über die aktuelle Anzahl an Kunden können wir momentan keine Aussage treffen. Unsere Kunden nutzen uns zu Beginn oft für einen Spontankauf und dann mehr und mehr für den kompletten Wocheneinkauf.“

Das positive Kundenfeedback in Duisburg bestätige das Unternehmen aber, dass es genau den Service anbietet, den sich Kunden lokal wünschen. „Wir wollen unseren Service so flächendeckend wie möglich anbieten und schließen weitere Expansionen vor Ort nicht aus.“

>> Einzelhandelsverband: Klassische Supermärkte und Händler müssen sich etwas einfallen lassen

„Flink“ bedient bisher nur einen kleinen Teil des Duisburger Gebiets. Marktführer ist die Firma „Picnic“, die nach eigenen Aussagen mittlerweile jeden zehnten Haushalt beliefert. In Zeiten von Corona registrierte der Online-Lebensmittelhändler, der in Duisburg-Wanheimerort ein Lager betreibt, eine steigende Nachfrage.

Doris Lewitzky ist Geschäftsführerin des Einzelhandelsverbandes Niederrhein. Sie findet: „Die Innenstädte müssen wieder attraktiver werden.“
Doris Lewitzky ist Geschäftsführerin des Einzelhandelsverbandes Niederrhein. Sie findet: „Die Innenstädte müssen wieder attraktiver werden.“ © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Doris Lewitzky, Geschäftsführerin des Einzelhandelsverbands Niederrhein, weiß, dass sich die Händler in den Innenstädten und den Nebenzentren anstrengen müssen, damit sie die Leute wieder vom Sofa locken können. Viele hätten sich während des Lockdowns daran gewöhnt, von zu Hause zu bestellen. Nun versuchten eben die Lebensmittel-Lieferdienste einen Stück vom Kuchen abzubekommen. „Die Älteren gehen nach wie vor zum Einkaufen raus. Die Jüngeren treffen sich auch in der Stadt, aber eher um etwas zu erleben. Wenn sie dann da sind, dann gehen sie auch shoppen“, weiß Doris Lewitzky. Für den klassischen Lebensmittel-Einzelhandel sei das Thema „Multichannel“ wichtig.“ Dabei wird versucht, Kunden etwa online, aber auch mit dem stationären Angebot zu erreichen.