Duisburg-Neudorf. Vor zwei Jahren hat der erste und einzige Unverpacktladen in Duisburg-Neudorf eröffnet. Warum die Betreiber nun eine gemischte Bilanz ziehen.

Lucas und Andrea Langwald wollten die Welt ein bisschen besser machen. Und ziehen zum zweiten Geburtstag des ersten Unverpacktladens in Duisburg doch eine ernüchternde Bilanz: „Die Menschen wollen laut Umfragen umweltbewusst leben, machen aber nichts dafür.“

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Ein Einkauf im herkömmlichen Supermarkt bringt normalerweise viel Verpackung mit nach Hause. Nudelschachteln, Linsentüten, Spülmittelflaschen, Müslikartons: Schnell sind gelbe Tonne und Altpapierkiste überfüllt. Dem wollten die Betrieber von „Duisburg Unverpackt“ etwas entgegen setzen. In ihrem Fachgeschäft an der Blumenstraße bieten sie über 200 Artikel an, darunter Gewürze, Getreide oder Pasta - alles eben ohne Verpackung. „Besonders beliebt sind unsere Gewürze. Die sind nicht wirklich teurer, zumal man ja auch bei einem Gewürz aus dem Supermarkt immer die Verpackung mitbezahlt“, sagt Lucas Langwald. Selbst für Hygieneartikeln gibt es Alternativen: Aus großen Seifenspender können sich Kunden Waschmittel zapfen. Im Regal stehen Gläser mit allerlei Seifen, darunter festes Shampoo und Conditioner.

Stammkunden aus Duisburg und Umgebung bringen eigene Gläser mit

Shampoo und Conditioner ohne Plastikverpackung  gibt es ab fünf Euro im Unverpacktladen in Duisburg.
Shampoo und Conditioner ohne Plastikverpackung gibt es ab fünf Euro im Unverpacktladen in Duisburg. © Kathrin Hänig | Foto: Kathrin Hänig

Im wesentlichen bekommt der kleine Laden Besuch von Stammkunden, die ihren Alltag fair verändert haben. Sie bringen Behälter zum Transport mit. Wer ohne kommt, kann sich im Laden ein passendes Glas dazu kaufen, Seife kann in einer Papiertüte transportiert werden.

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Allein, es stellen noch zu wenige ihre Einkaufsroutine um. „Das sieht man ja an der Flut aus Plastik im Supermarkt“, sagt Andrea Langwald. Die ehemals selbstständige Friseurin hatte für den Laden sogar ihren Job geschmissen, um sich ganz dem Thema Nachhaltigkeit zu widmen. Ob sie das noch einmal machen würde? „Ein klares Nein“, sagt die 56-Jährige enttäuscht.

Sohn Lucas ergänzt: „Von dem, was der Laden an Umsatz bringt, kann ich meine Miete bezahlen, aber eine Familie kann man davon nicht ernähren.“ Der 24-Jährige studiert nebenbei nachhaltige Ökonomie. Andrea Langwald betont: „Wenn wenigstens die großen Supermärkte mit auf den Zug aufgesprungen wären und mehr Lebensmittel ohne Verpackungen verkaufen würden, dann hätten wir auch schon was erreicht.“ Sie ärgert es, dass der Umweltschutz nicht richtig nach vorne gebracht wird. Und rechnet vor: „Wenn jeder nur ein Kilo Nudeln in der Woche unverpackt kaufen würde und das dann aber 30 Menschen machen würden, wäre das auch wieder viel.“

Laden wird nicht so angenommen wie gehofft – Preise zu hoch?

Die Waren bekommen die Betreiber in Großgebinden geliefert. Lucas Langwald füllt Nudeln nach.
Die Waren bekommen die Betreiber in Großgebinden geliefert. Lucas Langwald füllt Nudeln nach. © FUNKE Foto Services | Foto: Tamara Ramos

Warum der Laden nicht so angenommen wird wie erhofft? Ein Problem, das Lucas Langwald direkt einfällt: „Wir haben Bioladen-Preise, aber es steht nicht bio drauf. Wir verkaufen zwar pestizidfreie Lebensmittel, aber das Zertifikat für einen Bioladen haben wir nicht.“ Dabei gibt es Angebote: Wer dienstags am „Nudeltag“ ein Kilo Spaghetti und Co. kauft, zahlt drei Euro. Teurer als im Supermarkt, aber man spart dafür Müll. Andrea Langwald sagt: „Die Lebensmittel in Deutschland sind generell viel zu günstig, deshalb schmeißen wir in Deutschland auch immer viel zu viel weg.“

Gerne denken die beiden Inhaber an die Eröffnung vor zwei Jahren zurück: „Das war so unfassbar. Die Straße war voller Menschen“, erinnert sich Lucas Langwald.„Das gab Hoffnung. Wir wollten etwas bewegen. Dass es besser wird für unsere Kinder und Kindeskinder“, erinnert sich Andrea Langwald. Dass sie es bisher nicht geschafft haben, genügend Köpfe zu verändern und zum Umdenken zu bewegen, macht sie traurig.

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Auch die Corona-Zeit war nicht leicht. „Als Lebensmittelladen hatten wir geöffnet, aber im Sommer 2020 war ein echter Tiefpunkt. Da kam fast niemand mehr“, so die Inhaberin. Mit Sorge blickt sie auf eine mögliche vierte Welle.

Ein Kunde, der gerade aus dem Laden kommt und sich auf sein Fahrrad schwingt, ist sich sicher: „Es wissen einfach noch viel zu wenig Menschen von dem Laden hier.“

>> Die Öffnungszeiten

Duisburg Unverpackt (Blumenstraße 4 in Duisburg-Neudorf) hat montags, dienstags, donnerstags und freitags von 10 Uhr bis 13 Uhr und 15 Uhr bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Mittwochs ist der Laden geschlossen.

Der Laden bezieht seine Lebensmittel in Großgebinden, die meistens aus 25 kg Papiersäcken bestehen.