Duisburg. Verbale Beleidigungen und Diskriminierung: Während und nach der Demo in Duisburg hagelte es Hasskommentare. Das sagt der Vorsitzende von DuGay.
Drei Tage danach wirkt Christian Karus gefasst. Es war ein bunter Tag, viel Freude, viel Enthusiasmus war bei der CSD-Demo am Samstag zu spüren. Eine Veranstaltung mit Beigeschmack, erklärt der Vorsitzende von „DuGay“ im Gespräch mit dieser Redaktion. „In diesem Jahr gab es so viele Hasskommentare wie noch nie.“
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„Ach guck mal, da kommen die Schwuppen“, „Schwule Sau“ und „Das gehört nicht zu Duisburg“ sind nur einige Beispiele von Äußerungen, der sich die Teilnehmer der Demo am Samstag ausgesetzt fühlten. „Im Nachklang haben viele aus dem Team berichtet, dass besonderes ältere Mitbürger den Kopf geschüttelt und sich weggedreht hätten“, berichtet Karus. Nicht nur vor Ort, sondern auch im Netz überschlugen sich die Beleidigungen. Zum Beispiel beim WDR, der die Demo live übertrug. „Da lassen dann Leute menschenverachtende Kommentare los, die sie sich im echten Leben wohl niemals getraut hätten zu sagen.“ In all den Jahren habe Karus das in dieser extremen Form noch nicht erlebt.
Auch Arndt Klocke, Grünen-Politiker im NRW-Landtag, meldete sich nach der Demo auf Twitter zu Wort. „Die Berichte über Pöbeleien sind schockierend!“, schreibt er. „Es braucht klare Signale der Solidarität.“
Duisburger Verein DuGay: Hang zu Homo- und Transphobie nimmt zu
Warum es in diesem Jahr so hochkochte, darüber kann der Vorsitzende von DuGay nur mutmaßen. Corona sei bestimmt ein Grund, denkt er. „Die Perversen dürfen auf die Straße – aber unser Weinfest wird abgesagt“, so eine häufige Meinung in den Kommentarspalten. „Aber bestimmt ist es auch die Weiterentwicklung dessen, was wir in den letzten Jahren festgestellt haben.
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Der Hang zu Homo- und Transphobie nimmt weiter zu.“ Noch kämen die Hasskommentare zwar von einer Minderheit, aber „die Leute, die sowas sagen, werden immer mehr.“ Das sorgt den Verein. Viele Jugendliche waren in diesem Jahr dabei, die mit Stolz die Regenbogenflagge getragen, für Rechte lautstark demonstriert haben. „Und die müssen sich dann sowas anhören. Die machen sich jetzt auch Gedanken, ob sie beim nächsten Mal wieder hingehen“, erklärt Karus.
Hass gegen queere Menschen: Verein setzt auf Sensibilisierung und Aufklärung
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Nun sei es die Frage, wann und wo man bei solchen Kommentaren die Reißleine ziehe, wann manche Äußerungen schlichtweg gelöscht werden. „Wir sind uns noch nicht einig, was wir da machen sollen und können“, sagt Karus. Fest steht: „Wir setzen zusammen mit den Akteuren aus der Szene auf das Thema Sensibilisierung und Aufklärung. Wir lassen uns weder einschüchtern noch bremsen, sondern müssen noch aktiver sein, noch mehr Flagge zeigen.“