Duisburg. Das Impfzentrum Duisburg hat begonnen, auch Zwölf- bis 15-Jährige ohne Termin zu impfen. So gut lief der erste Tag. Was Eltern und Kinder sagen.

Das Impfzentrum in Duisburg hat am Samstag, 24. Juli, ab 10 Uhr mit den ersten Impfungen von Zwölf- bis 15-Jährigen begonnen – mit Biontech, kostenlos und ohne Anmeldung. Die Nachfrage war bei der Premiere sehr gut. Bis um 18 Uhr wurde geimpft. Am Ende standen nach Angaben der Stadtsprecherin Anja Kopka 236 Impfungen in diesen Altersgruppen zu Buche. Am Sonntag kamen 255 Impfungen für Zwölf- bis 15-Jährige hinzu, teilt die Stadt mit.

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Cornelia und Andreas Hampel aus Huckingen hatten sich mit Sohn Tim (14) um 9.30 Uhr in die Warteschlange eingereiht. „Da waren schon 30 Kinder vor uns“, berichtet der Vater. Eine knappe Stunde später präsentiert Tim stolz sein Piratenpflaster, das auf der Einstichstelle klebt. „Ich hatte ein bisschen Angst vor der Spritze, aber hab es dann durchgezogen.“

Eltern aus Duisburg: Intensive Diskussionen vor Entscheidung für Impfung des Kindes

Der Entscheidung, das eigene Kind impfen zu lassen, seien intensive Diskussionen vorausgegangen, erzählen die Eltern. „Aber sind wir beide der Meinung, dass es richtig ist“, sagt Cornelia Hampel. Tim habe nur noch eine Niere. „Das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs bei einer Corona-Infektion mag trotzdem verhältnismäßig gering sein“, sagt der Vater, „aber es gibt mittlerweile eben auch Studien, dass Organe geschädigt werden können.“

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Beide hatten nach eigenen Angaben bereits das Gespräch mit dem Kinderarzt gesucht. „Er will Tim nicht impfen, weil er auch mit einer Niere grundsätzlich gesund ist“, sagt Cornelia Hampel.

Verboten wäre es dem Mediziner nicht. Die Ständige Impfkommission (Stiko), auf die er sich laut Tims Eltern beruft, empfiehlt zwar Impfungen von Zwölf- bis 15-Jährigen nur bei einem besonderen Risiko, bei bestimmten Vorerkrankungen. Es gilt aber auch: Nach ärztlicher Aufklärung und individueller Risikoakzeptanz können grundsätzlich Kinder und Jugendliche in diesen Altersgruppen geimpft werden.

Aufklärung durch Kinder- und Jugendärzte

So hat es auch das NRW-Gesundheitsministerium für seine Impfzentren entschieden. Die Aufklärung müssen hier aber Kinder- und Jugendärzte übernehmen. So haben die Verantwortlichen im Impfzentrum in Duisburg aufgrund des Andrangs am Samstagvormittag „spontan einen dritten Kinderarzt organisiert“, so die Stadtsprecherin Kopka am Mittag. „Jetzt läuft es reibungslos mit einer Wartezeit unter einer halben Stunde.“

Dies können Cornelia und Andreas Hampel bestätigen, die froh über das Angebot sind – ebenso wie Diana Heinz. Neben ihr steht ihre frisch geimpfte Tochter Julia (15). „Sie ist gesund, wir haben im Familienkreis aber einen Jungen, der herzkrank ist und den wir regelmäßig treffen“, erzählt die alleinerziehende Mutter. „Die vierte Welle kommt. Die Impfung soll meine Tochter und andere schützen beziehungsweise besser schützen.“ Julia nickt. „Ich habe jetzt ein Gefühl der Sicherheit.“

Lob für Kinderimpfungen am Wochenende

Erst am Samstagmorgen hatte Diana Heinz von der Möglichkeit aus dem Radio erfahren und sich kurz darauf spontan zum Impfzentrum aufgemacht. „Wir wohnen in Hochfeld“, sagt sie. „Da haben wir es ja nicht weit. Außerdem finde ich es ist es gut, dass diese Impfungen am Wochenende sind. Als Berufstätige ist das unter der Woche doch schwieriger zu organisieren.“

Julien Merks (12) aus Wedau hat seine Spritze ebenfalls bereits hinter sich. „Ich fühle mich jetzt besser, wenn ich bald wieder in die Schule muss und im Klassenzimmer sitze. Vater Tobias betont denn auch, dass die Impfung in erster Linie eine Entscheidung seines Sohnes gewesen sei. „Nebenwirkungen kann es bei jeder Impfung gegeben“, sagt er, um noch die Organisation und ärztliche Aufklärung im Impfzentrum zu loben.

Dieses Lob verteilt auch der Vater von Julian (15) aus dem Dellviertel. Er und seine Frau seien absolute Impfbefürworter und bereits vollständig geimpft. Die 20-Jährige Tochter habe etwas länger abgewartet, sich dann aber doch vor wenigen Wochen die erste Dosis abgeholt. Nun hat der jüngere Bruder nachgezogen.

„Ich fühle mich nicht als Versuchskaninchen“

Es seien schon viele Kinder auch ohne Vorerkrankungen in den USA geimpft worden. „Da fühle ich mich nicht wie ein Versuchskaninchen“, sagt Julian, der in genau vier Wochen seine zweite Dosis erhalten soll.

Isabel Boesenberg, ebenfalls aus dem Dellviertel, ist mit Sohn Philip (13) gerade auf dem Weg zum Impfzentrum. „Wir wollen uns vor Ort erst einmal ausführlich beraten lassen“, sagt die Mutter. „Nein zur Impfung können wir dann ja immer noch sagen. Es ist keine einfache Entscheidung.“

Vor- und Nachteile abwägen

Es gelte, Vor- und Nachteile abzuwägen. Der Sohn sei gesund, deshalb spreche die geringe Wahrscheinlichkeit eines schweren Krankheitsverlaufs erst einmal gegen eine Impfung. Allerdings mache ihr die zunehmende Ausbreitung der Delta-Variante Sorgen – auch mit Blick auf das Ende der Sommerferien in drei Wochen.

Ihr Sohn besucht das Landfermann-Gymnasium: „Wir haben Schulpflicht und wenig Einfluss auf die Rahmenbedingungen. Deshalb tendiere ich zu einer Impfung“, sagt Isabel Boesenberg und setzt ihren Weg in Richtung Theater am Marientor (TaM) fort. Eine längere Warteschlange muss sie nun in der Mittagszeit nicht befürchten.

Julia Heinz (15) aus Hochfeld sagt nach der Impfung: „Ich habe jetzt ein Gefühl der Sicherheit.“
Julia Heinz (15) aus Hochfeld sagt nach der Impfung: „Ich habe jetzt ein Gefühl der Sicherheit.“ © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel
Julien Merks aus Wedau freut sich mit Vater Tobias Merks ebenfalls über die erste Dosis: „Ich fühle mich jetzt besser, wenn ich bald wieder in die Schule muss und im Klassenzimmer sitze.“
Julien Merks aus Wedau freut sich mit Vater Tobias Merks ebenfalls über die erste Dosis: „Ich fühle mich jetzt besser, wenn ich bald wieder in die Schule muss und im Klassenzimmer sitze.“ © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel
Die Nachfrage am Samstagvormittag war ordentlich: Neben Kinder und Jugendlichen zwischen zwölf und 15 Jahren konnten sich am Samstag aber auch wieder alle älteren Duisburger ohne Anmeldung im Impfzentrum impfen lassen.
Die Nachfrage am Samstagvormittag war ordentlich: Neben Kinder und Jugendlichen zwischen zwölf und 15 Jahren konnten sich am Samstag aber auch wieder alle älteren Duisburger ohne Anmeldung im Impfzentrum impfen lassen. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

>> IMPFZENTRUM DUISBURG: WEITERE KINDERIMPFUNGEN GEPLANT

    Julia Heinz (15) aus Hochfeld sagt nach der Impfung: „Ich habe jetzt ein Gefühl der Sicherheit.“
    Julia Heinz (15) aus Hochfeld sagt nach der Impfung: „Ich habe jetzt ein Gefühl der Sicherheit.“ © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel
    Julien Merks aus Wedau freut sich mit Vater Tobias Merks ebenfalls über die erste Dosis: „Ich fühle mich jetzt besser, wenn ich bald wieder in die Schule muss und im Klassenzimmer sitze.“
    Julien Merks aus Wedau freut sich mit Vater Tobias Merks ebenfalls über die erste Dosis: „Ich fühle mich jetzt besser, wenn ich bald wieder in die Schule muss und im Klassenzimmer sitze.“ © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel
    Die Nachfrage am Samstagvormittag war ordentlich: Neben Kinder und Jugendlichen zwischen zwölf und 15 Jahren konnten sich am Samstag aber auch wieder alle älteren Duisburger ohne Anmeldung im Impfzentrum impfen lassen.
    Die Nachfrage am Samstagvormittag war ordentlich: Neben Kinder und Jugendlichen zwischen zwölf und 15 Jahren konnten sich am Samstag aber auch wieder alle älteren Duisburger ohne Anmeldung im Impfzentrum impfen lassen. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel
    • Auch am Sonntag wurden Zwölf- bis 15-Jährige im Duisburger Impfzentrum geimpft. Am zweiten Tag waren es 255 Impfungen in dieser Altersgruppe, informiert die Stadt am Sonntagabend.
    • Künftig sollen diese Altersgruppen weiterhin jeweils an den Wochenenden kostenlos und ohne Anmeldung geimpft werden: samstags und sonntags jeweils von 10 bis 18 Uhr.