Duisburg. Mountainbiker haben im Stadtwald etliche illegale Strecken errichtet. Wie und warum der Stadtförster versucht, gegen die Trails anzukommen.

Wenn Fahrradfahrer im Duisburger Stadtwald verbotenerweise die befestigten Wege verlassen, beginnt ein Katz- und Mausspiel. Denn immer mehr Mountainbiker legen dort sogenannte Trails an, obwohl dies verboten ist. Zum Teil bestehen diese wilden, illegalen Querwaldein-, Berg- und Talstrecken gleichwohl bereits seit Jahrzehnten – und ein Ankommen dagegen ist für den zuständigen Förster nahezu unmöglich.

Die Ausmaße der damit einhergehenden Naturzerstörung zeigen sich besonders rund um den historischen Steinbruch im Duisburger Stadtwald. Dort haben Unbekannte abseits der befestigten Waldwege über die Jahre einen regelrechten Mountainbike-Park mit steilen Abfahrten, Rampen und Schanzen für waghalsige Sprünge angelegt. Dass an dieser Strecke nach wie vor gearbeitet wird, zeigen vor Ort Überreste einer Metallschaufel sowie eine herumliegende Holzpalette.

Duisburger Stadtwald: Illegale Mountainbike-Strecken zerstören Natur

„Dabei ist dieses Gebiet ein geschützter Landschaftsbestandteil“, sagt der Stadtförster Stefan Jeschke. Umso schlimmer sei es, dass dort bereits seit mehr als 40 Jahren waghalsige Biker in die Natur eingreifen und Rampen bauen.

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„Durch die angelegten Strecken kann es dazu kommen, dass angrenzende Bäume absterben“, sagt Jeschke und zeigt auf eine tote Buche, die durch die verdichteten Radstrecken nicht mehr genug Wasser bekommen hatte. Doch auch vor noch radikaleren Natureingriffen scheuten Mountainbiker nicht zurück, so Jeschke: „Vor rund zehn Jahren haben Unbekannte am Steinbruch eine hundertjährige Buche mit der Axt gefällt und damit Rampen gebaut.“

Die Abfahrt einer illegalen Mountainbikestrecke im Duisburger Stadtwald.
Die Abfahrt einer illegalen Mountainbikestrecke im Duisburger Stadtwald. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Um die Zerstörung der Vegetationsflächen zu verhindern, versuchen die Forstmitarbeiter regelmäßig die Rampen und Wege der Mountainbiker stillzulegen – und nicht wie etwa in Mülheim abzureißen. „Am Steinbruch haben wir bereits die Strecken mit Reisig zugeschüttet und versucht, damit die Radfahrer von der Nutzung abzuhalten.“

Doch die Radler hätten das Reisig schnell wieder weggeräumt und teilweise sogar für den Bau weiterer Rampen benutzt. „Das Problem an dieser Strecke, die bereits seit mehr als 40 Jahren besteht, ist, dass man es kaum unter Kontrolle bekommt“, so Jeschke.

Nutzern illegaler Strecken drohen Anzeige und Verwarngeld

Doch trotz der Probleme rund um diese Strecke will Stefan Jeschke nicht kapitulieren. „Wenn ich Mountainbiker sehe, die auf illegalen Strecken unterwegs sind, spreche ich sie an und erkläre ihnen, warum das Fahren außerhalb befestigter Wege verboten ist.“

Wenn diese sich uneinsichtig zeigen, nimmt Förster Jeschke die Personalien auf und schreibt eine Anzeige: Denn im Wald hat er „als Förster ein Polizeirecht“. So kann es schnell bis zu 55 Euro kosten, wenn man auf zwei Rädern vom erlaubten Weg abkommt.

Besonders entsetzt ist der Förster allerdings über manche Reaktionen: „Es gab schon Situationen, in denen die Leute mich bespuckt und bedroht haben, nachdem ich ein Verwarngeld ausgesprochen habe.“

Lebensgefährlich verletzten Mountainbiker zufällig gefunden

Die Strecke am Steinbruch ist nicht die einzige illegale Mountainbikestrecke im Duisburger Stadtwald. So zeigen sich an unterschiedlichen Stellen im Waldgebiet schmale Pfade, die von den befestigten Schotterwegen mitten in den Wald führen.

Stadtförster Stefan Jeschke berichtet vom Schaden durch illegale Mountainbikestrecken im Duisburger Stadtwald.
Stadtförster Stefan Jeschke berichtet vom Schaden durch illegale Mountainbikestrecken im Duisburger Stadtwald. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Besonders gefährlich werde es, wenn die Strecken so angelegt sind, dass diese die befestigten Waldwege kreuzen, erklärt Jeschke. „Dann kann es zu brenzligen Situationen kommen, da Fußgänger und andere Radfahrer nicht damit rechnen, dass Mountainbiker plötzlich aus dem Wald geschossen kommen.“

Um solche Situationen zu verhindern, reagiert der Förster bei den neu angelegten Strecken schnell. „Sobald wir neue Strecken entdecken, schütten wir diese mit Ästen und Holzresten zu.“

Doch auch hier zeige sich die Uneinsichtigkeit der Mountainbiker. Sie umkurven die teils meterhohen Asthaufen oder legen neue Strecke unweit der alten an. Daraus habe sich ein wahres Katz- und Maus-Spiel zwischen Förster und Mountainbikern entwickelt. „Jedes Mal, wenn man gegen diese Strecken anarbeitet, kommen neue Strecken“, so Jeschke.

Dabei kann die Nutzung verbotener Wege und Strecken im Wald für Mountainbiker zu einer lebensbedrohlichen Gefahr werden, erklärt Stefan Jeschke: „Wir hatten bereits die Situation, dass ein Mountainbiker verbotenerweise einen Reitweg genutzt hat und schwer gestürzt ist.“ Als Jeschke diesen zufällig am frühen Morgen gefunden hat, sei dieser in querschnittsgelähmt gewesen und wäre laut Notarzt ohne Hilfe kurze Zeit darauf gestorben.

>> FORSTGESETZ NRW VERBIETET RADFAHREN IM WALD

• Laut Landesforstgesetz Nordrhein-Westfalen ist das Verlassen der befestigten Waldwege verboten.

• Durch das Kreuz-und-quer-Fahren können im Wald enorme Schäden entstehen, erklärt Förster Stefan Jeschke: „Dadurch bleibt die natürliche Verjüngung aus und auf den dortigen Flächen muss nachgepflanzt werden, was pro Hektar rund 20.000 Euro kostet.“