Duisburg. Geschichtsinteressierte Duisburger haben sich in den Stadtwald begeben, um Legenden zu erforschen. Welche sind tatsächlich wahr?

Heilwasser, Schutz vor Krankheiten und Mittel gegen die Pest? Um den Heilbrunnen im Duisburger Stadtwald ranken sich viele Legenden. Es ist nicht der einzige Ort in dem Wald, dem einst ein besonderer Zauber nachgesagt wurde. So soll es vor Jahrhunderten Zwerge am Nachtigallenweg gegeben haben. Eine Gruppe von Geschichtsinteressierten hat sich unter der Leitung von Roland Wolf und Andrea Gropp in den Wald begeben, um diese Legenden zu erforschen – und um belegte Geschichte ihrer Heimat kennenzulernen.

Startpunkt für die rund zweistündige Wanderung war der Waldesrand an der Kammerstraße, die in den Wald führt. Der Name stammt aus einer Zeit, als der Wald ein Königsforst war. ,,Er gehörte der Reichskammer, daher leitet sich der Name ab. Die Reichskammer war der damalige Fiskus’’, sagt Wolf. Damals donnerten allerdings keine Autos und Züge in der Nähe vorbei. Wenn Wolf erzählt, lässt er an Hand alter Karten Geschichte lebendig werden. Wenn er berichtet, wie dort früher die Menschen, die auf heutigem Duisburger Stadtgebiet leben, nach und nach die Rechte am Wald erwarben, blendet man leicht den Verkehr aus und kann sich gut vorstellen, wie es damals dort auf die Jagd ging.

Pferdemärkte waren der Ursprung für heutige Kirmes in Duisburg

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Neben Tieren, die gejagt und dann verspeist wurden, habe es auch viele Pferde gegeben. Diese seien dann auf Märkten verkauft worden. Das, so weiß der Geschichtsexperte, sei der Ursprung heutiger Feste gewesen: ,,Die heutige Kirmes in dieser Gegend geht zurück auf frühere Pferdemärkte, wo die Tiere verkauft wurden’’, erklärt er den 30 Teilnehmern. Diese gehen – den Mindestabstand einhaltend – aufmerksam durch den Wald, blicken sich um und tauschen sich über Geschichte und eigene Kindheitserinnerungen aus.

Einer der Teilnehmer ist Heinz Kuhlen. Der Rentner ist in Duisburg groß geworden, hat als Kind gern im Wald Zeit verbracht. ,,Ich mag es hier, ich kenne viele Details unseres Waldes, auch die Geschichte, aber man lernt nie aus. Ich freue mich, in einer Gruppe durch den schönen Wald zu wandern’’, sagt er. Auch die Duisburger Martina und Holger Hausburg sind dabei. ,,Wir gehen oft im Wald spazieren, doch viel über die Geschichte wissen wir nicht. Das wollen wir heute ändern’’, sagen den beiden.

Deshalb ist an der Legende der Zwerge im Wald tatsächlich etwas dran

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Wie einige andere auch, finden sie gerade die Legenden spannend. Und davon gibt es einige. Doch Wolf und Gropp machen schnell klar: ,,Wirklich geschichtlich belegt sind sie nicht. Aber das sind alles Dinge, die man sich früher erzählt und auch geglaubt hat und die die Zeit überdauert haben.’’ Dass das Wasser im Brunnen wirklich heilig ist, mag heute kaum einer mehr glauben. Dass es ein in irgendeiner Form magischer Ort ist, scheinen aber alle zu spüren. Geradezu ehrfürchtig nähert sich die Gruppe dem Brunnen. ,,Früher wurde hier ein Bronzebeil gefunden’’, sagt Gropp. ,,Das ist also damals durchaus ein Ort gewesen, an dem die Menschen kostbare Dinge niedergelegt haben. Außerdem heißt es, dass bis ins 16. Jahrhundert das Wasser als Taufwasser benutzt wurde’’, sagt sie.

Es geht weiter zum Nachtigallental. Ein weiterer Ort der Mythen und Legenden. Zwerge soll es hier gegeben haben. Die Teilnehmer bekommen keine zu Gesicht. Wie auch? Zwerge gibt es nicht. Oder doch? ,,Zwerge wie in Märchen gab es wohl nicht, aber es ist belegt, dass hier vor Jahrhunderten Bergarbeiter von kleiner Körpergröße gearbeitet haben. Außerdem trugen sie Kleidung, die für ihre Profession zwar nicht ungewöhnlich war, aber auch an die vermeintliche Kleidung von Zwergen erinnerte’’, weiß Gropp.

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Sie und Roland Wolf gehören dem Zusammenschluss ,,Mercators Nachbarn’’ an, gegründet als bürgerschaftliche Initiative im Jahr 2012. Dabei verbindet alle Nachbarn ein Ziel: ,,Wir wollen interessierten Menschen das Leben, die Kultur und die Stadtgeschichte zu Mercators Zeit vermitteln. Spannend und lehrreich, aber auch mit Spaß und Humor’’, sagen sie. Eine Veranstaltungsreihe, die das 16. Jahrhundert in Duisburg erlebbar macht, umfasst Führungen durch die Stadt. Infos gibt es hier.