Duisburg. Duisburgs letztes Schullandheim in Antweiler (Eifel) ist massiv vom Hochwasser betroffen. Das Aus droht. Bilder zeigen das Ausmaß der Zerstörung.

Das Hochwasser hat auch Duisburgs einzig verbliebenes Schullandheim nicht verschont. Es liegt in Antweiler (Eifel) – im Kreis Ahrweiler, den die Wassermassen besonders stark getroffen haben. Mindestens 117 Tote sind allein in dieser Region nach SWR-Informationen vom Sonntagmorgen zu beklagen. Und die Ahr, die zum reißenden Strom wurde, fließt direkt am 1929 eröffneten Schullandheim vorbei.

Auch interessant

Als Klaus Bahr (74) am Donnerstagvormittag im heimischen Duissern die Bilder von der Katastrophe aus dem Raum Ahrweiler im Fernsehen sieht, ist der langjährige Vorsitzende des Schullandheimvereins fassungslos. Er versucht sofort, Gerd Pitzen in Antweiler zu kontaktieren. Der Hausmeister, „unser Verantwortlicher vor Ort“, ist aber weder über Handy noch über Festnetz zu erreichen.

Als sich Pitzen einige Stunden später endlich zurückmeldet, ist der frühere Rektor der Grundschule an der Lauenburger Allee in Großenbaum erst einmal nur froh, dessen Stimme zu hören.

Symbol der Verbundenheit zwischen Duisburg und Antweiler: Hochwasser zerstört Brücke

„Die Brücke ist weg und Wasser im Haus – das waren seine ersten Worte“, sagt Bahr. Die Brücke, die der Hausmeister anspricht, hat das Gelände des Schullandheims links und rechts der Ahr über Jahrzehnte miteinander verbunden und ist beziehungsweise war das Symbol für die Verbundenheit zwischen Duisburg und Antweiler.

„Die Brücke stand früher am Masurensee. Die Stadt Duisburg hat sie abbauen lassen und dem Schullandheim 1964 geschenkt“, erzählt Bahr.

Ein Bild aus trockenen Tagen: Das Schullandheim in Antweiler ist Duisburg einzig verbliebenes Schullandheim.
Ein Bild aus trockenen Tagen: Das Schullandheim in Antweiler ist Duisburg einzig verbliebenes Schullandheim. © Repro: Udo Gottschalk | Klaus Bahr

Am Sonntag bekommt der frühere Rektor an der Lauenburger Allee in Großenbaum mehrere aktuelle Bilder vom Heim und vom Außengelände zugeschickt. Er sieht nicht nur Teile der Brücke quer in der Ahr liegen, sondern bekommt auch eine Ahnung vom restlichen Ausmaß der Verwüstung.

Wasser und Schlamm im Keller und Erdgeschoss des Schullandheims

„Die Ahr, die dort sonst nur 60 Zentimeter tief ist, war plötzlich um 8 Meter höher“, erzählt Bahr. Die Folge: „Wasser und Schlamm im Keller und Erdgeschoss, in der Küche, im Speisesaal, das Hausmeisterbüro verwüstet. Viel ist schon wieder herausgeschafft worden, aber es sind wohl auch einige technische Geräte kaputt. Das Gefrierhaus im Keller ist zum Beispiel nicht mehr zu gebrauchen.“

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Draußen, so der 74-Jährige, haben die Wassermassen Baumstämme, Geröll und Müll aufgetürmt. Eine zerbrochene Tischtennisplatte ist darunter. „Der Hartplatz für Tennis und Basketball ist komplett weggeschwemmt worden. Nur der Basketballkorb steht noch“, sagt Bahr. Der Fußballplatz sei eine einzige Schlammwüste.

„Die Versicherung zahlt nicht“

„Wir können die ganzen Schäden noch gar nicht überblicken, auch das finanzielle Ausmaß nicht“, sagt Bahr. „Aber klar ist schon jetzt, dass wir das aus eigener Kraft nicht schaffen werden – zumal mir die Versicherung bereits mitgeteilt hat, dass sie nichts zahlen wird, weil wir keine Elementarversicherung haben. Und die Hausratversicherung greift in solchen Fällen leider auch nicht.“

Der Duisburger Klaus Bahr ist seit 28 Jahren Vorsitzender des Schullandheimvereins Antweiler.
Der Duisburger Klaus Bahr ist seit 28 Jahren Vorsitzender des Schullandheimvereins Antweiler. © Udo Gottschalk

Tausende Schüler aus Duisburg waren in den vergangenen Jahrzehnten in Antweiler zu Gast, viele erinnern sich bis heute gerne an die Zeit.

Und doch, sagt Bahr, seien die Belegungszahlen immer weiter zurückgegangen. Das Heim habe zuletzt nur mit Mühe und dank der jährlichen finanziellen Unterstützung in Höhe von 5000 Euro durch die Sparkasse Duisburg überleben können.

Sechstklässler des Franz-Haniel-Gymnasiums aus Homberg regelmäßig in Antweiler

Durch die Corona-Krise sei der Verein an die Reserven gegangen und habe das Haus zumindest noch erhalten können. Doch die letzte Belegung ist über anderthalb Jahre her. „Da waren, wie in jedem Herbst, alle Sechstklässler des Franz-Haniel-Gymnasiums in Homberg da“, sagt Bahr. „Andere Schulen aus Duisburg haben nur noch sporadisch gebucht, kirchliche Gruppen, Sportvereine schon eher – auch aus anderen Städten“, sagt der 74-Jährige. „Aber es war zuletzt weiter mau.“

Aktuell habe die Bundeswehr angefragt, ob Fluthelfer im Heim untergebracht werden und auch übernachten können. „Eine Bewirtung ist nicht möglich, aber zumindest unsere Zimmer sind zum Glück verschont geblieben“, sagt Bahr. „Deshalb habe ich selbstverständlich zugesagt. Aber alles, was danach kommt, ist ungewiss.“

Er spricht Klartext: Ohne Hilfe stehe das letzte Duisburger Schullandheim nach der Hochwasserkatastrophe endgültig vor dem Aus.

Von der Brücke, die die Stadt Duisburg einst 1964 dem Schullandheim in Antweiler schenkte, sind – wie im Hintergrund zu sehen – nur noch Teile übrig. Die Brücke führt nicht mehr über die Ahr, sondern liegt zerstört in dem Fluss, der nun zum reißenden Strom wurde.
Von der Brücke, die die Stadt Duisburg einst 1964 dem Schullandheim in Antweiler schenkte, sind – wie im Hintergrund zu sehen – nur noch Teile übrig. Die Brücke führt nicht mehr über die Ahr, sondern liegt zerstört in dem Fluss, der nun zum reißenden Strom wurde. © Gerd Pitzen
Da war die Welt und auch die Brücke noch in Ordnung...
Da war die Welt und auch die Brücke noch in Ordnung... © Klaus Bahr
Nur noch der Basketballkorb steht: Der Hartplatz für Basketball und Tennis wurde komplett weggeschwemmt.
Nur noch der Basketballkorb steht: Der Hartplatz für Basketball und Tennis wurde komplett weggeschwemmt. © Gerd Pitzen
So sah der Hartplatz vor der Überschwemmung aus..
So sah der Hartplatz vor der Überschwemmung aus.. © Klaus Bahr
Das Wasser hat große Teile des Hangs links zerstört. Ein Betrieb steht buchstäblich am Abgrund. Und was der Schlamm unten komplett verdeckt, lässt sich noch nicht mal mehr erahnen:
Das Wasser hat große Teile des Hangs links zerstört. Ein Betrieb steht buchstäblich am Abgrund. Und was der Schlamm unten komplett verdeckt, lässt sich noch nicht mal mehr erahnen: © Gerd Pitzen
Der Schlamm verdeckt aktuell diese Wiese, auf der schon unzählige Gäste des Duisburger Schullandheims in Antweiler Fußball spielten.
Der Schlamm verdeckt aktuell diese Wiese, auf der schon unzählige Gäste des Duisburger Schullandheims in Antweiler Fußball spielten. © Klaus Bahr
Die Tische schön gedeckt mit frischen Brötchen: So haben unzählige Gäste den Speisesaal in den vergangenen Jahrzehnten kennengelernt.
Die Tische schön gedeckt mit frischen Brötchen: So haben unzählige Gäste den Speisesaal in den vergangenen Jahrzehnten kennengelernt. © Klaus Bahr
Völlig zerstört – das Büro des Hausmeisters.
Völlig zerstört – das Büro des Hausmeisters. © Gerd Pitzen
Der überflutete Heizungskeller des Schullandheims mit Blick in das Gefrierhaus, das nicht mehr zu gebrauchen ist.
Der überflutete Heizungskeller des Schullandheims mit Blick in das Gefrierhaus, das nicht mehr zu gebrauchen ist. © Gerd Pitzen
Im Keller: Wasser und Schlamm.
Im Keller: Wasser und Schlamm. © Gerd Pitzen
Eine braune Brühe auch in der Küche des Heims.
Eine braune Brühe auch in der Küche des Heims. © Gerd Pitzen
Nur die Tischtennisplatte lässt erahnen, wie dieser Bereich mal ausgesehen haben muss. Jetzt ist er voll mit Geröll, Müll und Baumstämmen.
Nur die Tischtennisplatte lässt erahnen, wie dieser Bereich mal ausgesehen haben muss. Jetzt ist er voll mit Geröll, Müll und Baumstämmen. © Gerd Pitzen

>> HILFE FÜR DAS DUISBURGER SCHULLANDHEIM IN ANTWEILER

  • Wer das Duisburger Schullandheim in Antweiler nach der Hochwasserkatastrophe unterstützen möchte, kann sich bei Klaus Bahr telefonisch unter 0203 33 25 43 per E-Mail an slh.antweiler@t-online.de melden.
  • Der pensionierte Grundschulrektor ist seit 28 Jahren Vorsitzender des Schullandheimvereins, den er mit zwei weiteren früheren Pädagogen, Manfried Sons und Friedel Hannoschöck, managt.