Duisburg. . Klaus Bahr ist seit 1993 Leiter in Antweiler. Der frühere Rektor erzählt die Geschichte eines Heims, zu dem er eine ganz besondere Beziehung hat.

  • Einrichtung in Antweiler ist das letzte von einst neun Duisburger Schullandheimen
  • Klaus Bahr (70) ist seit 1993 dort Leiter und kennt die Geschichte des Heims
  • Redaktion sucht Leser, die sich an ihre Schullandheim-Aufenthalte erinnern können

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Johanna hieß das junge Mädchen. Klaus Bahr (70) weiß das noch ganz genau. Schließlich war er damals mit 14 zum ersten Mal unsterblich verliebt. Im Schullandheim in Antweiler hat er sie getroffen und sie seine Liebe sogar erwidert. „Die Eltern waren aber dagegen“, erzählt Bahr und muss schmunzeln. „Deshalb haben wir uns zu Hause dann immer heimlich getroffen. Das waren andere Zeiten...“

© Udo Gottschalk

Es sind solche und viele andere Erinnerungen, die Generationen von Schülern mit dem mittlerweile letzten Duisburger Schullandheim verbinden. Einst gab es neun, so Bahr, zuletzt seien 2015 die Heime in Hellenthal (Eifel) und Höchstenbach (Westerwald) geschlossen worden. Der 70-Jährige, der als Schüler Anfang der 60er insgesamt zweimal mit seiner Klasse in Antweiler zu Gast war, ist dort seit 1993 Leiter und zugleich Vorsitzender des Vereins, der das Heim finanziert und betreibt.

Für 12 000 Reichsmark

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Angefangen, so erzählt es der frühere Rektor der Grundschule an der Lauenburger Allee in Großenbaum, hat alles Ende der 20er Jahre mit Johannes Lohmüller. „Er war auch Rektor, ein sehr religiöser Mann und wollte den Kindern die Natur nahe bringen. Mit kirchlichen Mitstreitern und mit Hilfe der Sparkasse, die ihm einen günstigen Kredit gewährte, kaufte er für 12 000 Reichsmark das Gelände und Gebäude einer Keksfabrik in Antweiler.“ 1929 wurde das Theresienheim eröffnet.

„Schullandheim“, erklärt Bahr, „bedeutete damals nicht Freizeit, sondern Schule am anderen Ort. Es gab zwar Ausflüge in die Natur, ausgiebige Wanderungen, aber bis in die 80er Jahre hinein lag der Schwerpunkt der zwei- bis dreiwöchigen Aufenthalte ganz klar auf dem Unterricht.“

Der Gründer des Schullandheims: Johannes Lohmüller.
Der Gründer des Schullandheims: Johannes Lohmüller. © Gottschalk

Auch während des Zweiten Weltkriegs sei das Heim in Betrieb gewesen – teilweise für Kinder, deren Schulen von Bomben zerstört worden waren. Nach Kriegsende übernahmen die französischen Besatzer, ehe Rektor Nikolaus Lenz die Einrichtung 1954 wieder eröffnete. Er starb früh, nach ihm ist aber eine Brücke benannt, die das Gelände links und rechts der Ahr miteinander verbindet. „Sie stand früher am Masurensee und wurde dem Heim 1964 von der Stadt Duisburg geschenkt“, so Bahr, der neben Lohmüller und Lenz noch Heinz Allekotte und Hans Mohrmann zu seinen Vorgängern zählen kann.

„Früher gab es zwei große Schlafsäle für etwa 80 Kinder“, erzählt Bahr. „Heute haben wir Mehrbett-, auch Einzelzimmer und Platz für rund 100 Schüler.“ Es gibt einen Spiel-, Fußball- und Mehrzweckplatz für Basketball, Volleyball und Tennis und eine Feuerstelle. In den 90ern Jahren ist ein Seminarhaus dazugekommen.

Natur individuell erlebbar machen

Das Heim in Antweiler ist längst nicht mehr nur Anlaufstelle für Schüler. Deren Zahl ist deutlich zurückgegangen. „Leider“, sagt Bahr. „Die Lehrer wollen heutzutage halt feste Tagesprogramme, Angebote, die die Schüler beschäftigen, um es mal vorsichtig zu formulieren. Es gibt zwar W-LAN im Haus, aber unser Ansatz ist weiterhin, Natur individuell erlebbar zu machen.“

Noch im Oktober waren aber immerhin Sechstklässler des Franz-Haniel-Gymnasiums aus Homberg zu Gast. Ansonsten nutzen kirchliche Gruppen, Studienanfänger und am Wochenende auch Sportvereine das günstige Angebot von 27 Euro pro Person für Übernachtung und Vollverpflegung.

Apropos Essen: Daran hat Klaus Bahr nicht nur gute Erinnerungen: „Es gab früher morgens, mittags und abends immer nur Marmeladenbrote. Ich kann sie deshalb bis heute nicht mehr sehen...“ Die Jugendliebe zu Johanna hat damals auch nicht lange gehalten. Aber die Begeisterung für das Schullandheim in der Eifel – die ist trotzdem ungebrochen.

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