Duisburg. Das Education-Programm des Klavier-Festivals Ruhr in Duisburg-Marxloh musste im Corona-Jahr neue Wege finden. Wie der Abschluss gefeiert wird.

In über 16 Jahren ist das Klavier-Festival Ruhr mit seiner Education-Abteilung zu einem engen Partner der Schulen in Marxloh geworden. Diese Zusammenarbeit hat auch die Corona-Pandemie nicht trennen können, es mussten allerdings andere Wege gesucht werden.

Wechselunterricht, Notbetreuung, Homeschooling: Die anfangs auch unzureichende technische Ausstattung der Schulen sei schon „eine ganz besonderer Herausforderung“ gewesen, so Education-Leiter Dr. Tobias Bleek am Freitag bei der Halbzeitbilanz des Klavier-Festivals. Zwar sei man „fast die ganze Zeit“ in den Schulen gewesen, aber man habe „kreative Lösungen“ finden müssen.

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Eine davon hieß Streaming, und unter dem Titel „Kinder tanzen mitten in Duisburg-Marxloh“ sind jetzt in der Mediathek des Festivals Choreographien zu sehen, die Tanzpädagogin Petra Jebavy in Workshops an der Grundschule Sandstraße und dem Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitet hat. Die Aufnahmen wurden auf Schulhöfen und einer Grünfläche mit Blick auf die Merkez-Moschee gemacht.

Biene und Löwe zu Beethoven

Manchmal wurde auch online geprobt. Petra Jebavy hat auf einem Video vorgetanzt, die Schülerinnen haben die Bewegungen zu Hause geübt. Wie schon in den Jahren zuvor, spielt der junge Pianist Lorenzo Soulès die ausgewählten Stücke, diesmal neben Werken des 20. Jahrhunderts von György Ligeti und Béla Bartok auch Präludien von Johann Sebastian Bach und eine Bagatelle von Ludwig van Beethoven.

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Während sonst die Musik am Anfang steht, zu der die Kinder zunächst improvisieren und dann Geschichten entwickeln, ist Beethoven diesmal zu der Geschichte „Die Biene und der Löwe“ ausgewählt worden.

Dilay, Line und Maria gehören zu einer Gruppe von Mädchen, die sich außerhalb des Unterrichts zum Tanz-Workshop treffen. Sie erzählen, dass der Löwe so lange versucht eine Biene zu fangen, bis er einschläft. Die Biene fliegt davon, am Ende wird auch sie müde.

Tanz und Sonnenblumen auf dem Asphalt: Eine Szene aus dem Projekt „Kinder tanzen mitten in Marxloh“.
Tanz und Sonnenblumen auf dem Asphalt: Eine Szene aus dem Projekt „Kinder tanzen mitten in Marxloh“. © Klavier-Festival Ruhr | Ursula Kaufmann

Im Bartok-Stück haben die Schüler einen Streit zwischen zwei Kindern gehört, der so lange dauert, bis einer von ihnen in Ohmacht fällt und der andere in Panik gerät. Sie hätten dann überlegt, wie es ausgehen soll und sich dann doch fürs Happy End entschieden, so die jungen Tänzer. Sie treten zumeist in Schwarz auf und schwingen oft anmutig ihre farbigen Tücher, mitunter sind sogar die Mund-Nase-Masken farblich abgestimmt.

Kinder Tanzen in der Mercatorhalle

Beim rhythmisch vertracktesten Stück, einer Etüde von Györgi Ligeti, schlägt dann auch ein Mädchen eine Trommel, die anderen unterstützen sich mit Body-Percussion. Besonders überrascht habe ihn, dass die Teilnehmer an dem Stück weiterarbeiten wollten, obwohl ihnen anschließend eine populärere Musik vorgeschlagen worden sei, berichtet Tobias Bleek. Sehr schön sind auch die Drohnen-Aufnahmen, die die Tanzenden und Marxloh-Ansichten zeigen.

Wie jedes Jahr, sollten die neuen Choreographien wieder in der Gebläsehalle im Landschaftspark aufgeführt werden, das war aber Anfang Juni noch nicht möglich. Die Ersatzspielstätte dürfte alle Teilnehmer begeistern: Sie treten beim Abschlusskonzert des Klavier-Festivals am 16. November in der Mercatorhalle mit einer Choreographie zu „Le creation du monde“ (Die Erschaffung der Welt) von Darius Milhaud auf. In dieser Ballettmusik verband der Franzose seine Begeisterung für Jazz und Blues mit seiner Liebe zur Musik von Johann Sebastian Bach. Außerdem spielen Fabian Müller und Lorenzo Soulès die Suite Nr. 1 für zwei Klaviere von Sergei Rachmaninow und George Gershwins „Rhapsody in Blue“.

>> FESTIVALSAISON IM CORONA-MODUS

  • Das Klavier-Festival Ruhr 2021 hat mit fünf Streaming-Konzerten begonnen, davon zwei aus der Gebläsehalle im Landschaftspark Nord. Es folgten bis zur Halbzeit 13 Konzerte vor Publikum, darunter am 11. Juli das Konzert der Schwestern Khatia und Gvantsa Buniatishvili in der Mercatorhalle.
  • Beim Konzert am Freitag, 16. Juli, in der Mercatorhalle gab es eine Umbesetzung: Pianistin Helene Grimaud konnte wegen Visumsproblemen nicht aus den USA ausreisen. Intendant Franz Xaver Ohnesorg dankt der französischen Pianistin Lise de la Salle, dass sie dieses Konzert kurzfristig übernommen hat.