Duisburg. Eda Ermis hat ihr Abitur gemeistert – trotz einer Nervenerkrankung, die schon ihren Schulalltag einschränkte. Jetzt will sie Sprachen lernen.
Damit Eda Ermis mehrstündige Abiturklausuren durchhalten konnte, hat sie sich selbst Hilfsmittel gebaut, mit denen ihre schwächer werdenden Hände gestützt werden. Mit Erfolg: Die 18-Jährige gehört zu den 121 Schülerinnen und Schülern, die am Landfermann-Gymnasium in Duisburg die Schullaufbahn beendet haben.
Eda Ermis verliert durch die Nervenerkrankung CMT schleichend ihre Kraft. An den Händen und Füßen fing es an, seit der dritten Klasse ist sie mit einem Rollstuhl unterwegs. Eine Inklusionshelferin unterstützte sie im Schulalltag, aber auch Mitschüler halfen. Die Krankheit forderte die Schülerin immer wieder heraus: „Einmal saß ich im Bio-Unterricht und konnte plötzlich meine Daumen nicht mehr bewegen.“
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Abiturprüfungen mussten genau geplant werden
Um mit diesen erschwerten Rahmenbedingungen ihr Abitur zu meistern, habe sie alles genau planen müssen: Mehr Zeit für eine Klausur bekommen, das Recht auf Pausen abgeklärt und Hilfsmittel wie die Stütze für die Schreibhand genehmigen lassen – „ich wollte ja, dass die Prüfungen gültig sind.“
Das Landfermann hat zwar Aufzüge, aber nicht alle Räume sind barrierefrei erreichbar, auch darauf musste geachtet werden.
Zusätzlich motivierend für Eda Ermis war, dass sie unbedingt mit ihrer Stufe gemeinsam fertig werden wollte, „ich bin nicht so gesellig und finde es nicht leicht, Freunde zu finden“. Mitschüler unterstützten sie zwar: „Bei manchen fühlte es sich wohl an wie eine Last, den Blicken nach zu urteilen“, erzählt sie. Andere wiederum seien so nett und hilfsbereit, dass es sich schon wieder übertrieben anfühlte – „ich will nicht auf meine Behinderung reduziert werden“.
Die Rücksichtnahme war endlich: Bei einer Klassenfahrt fiel die Wahl auf eine Skifreizeit, an der Ermis nicht teilnehmen konnte. Die Alternative London hatte sich nicht durchgesetzt, „das war echt doof“.
Durch Corona gelernt, selbstständig Dinge zu erarbeiten
Doof auch: „Dass in der Englisch-Klausur ausgerechnet eine Gedichtanalyse gefordert wurde, die im Unterricht zuvor überhaupt nicht Thema war.“ Mit ihren Leistungskursen Englisch und Deutsch hat sie ihr Abitur am Ende mit einer 2,8 gebaut – und ist zufrieden. Jetzt will sie ein Jahr Pause machen. Sagt es und meint: Mit ihren Hilfsgeräten laufen üben. Vier Sprachen lernen – Chinesisch, Arabisch, Koreanisch und Japanisch. „Ich will das unbedingt können und die Länder besuchen.“
Beruflich soll es in eine ähnliche Richtung gehen: Eda Ermis will Übersetzerin für Spanisch und Englisch werden. Am Ende hatte die Corona-Zeit da doch auch ihr Gutes: „Ich habe gelernt, mir Dinge selbstständig beizubringen.“