Duisburg. Brisanter Vorwurf im Duisburger Westen: Ein Apotheker soll Abiturienten Bier versprochen haben, wenn sie vor der Party zum Coronatest kommen.
Der Vorwurf wiegt schwer: Ein Apotheker aus dem Duisburger Westen soll mehr als hundert Schülern in der vergangen Woche das Bier für ihre private Abi-Party spendiert haben – unter der Bedingung, dass sie sich allesamt im Vorfeld der Feier je zweimal pro Nase in seiner Apotheke auf Corona testen lassen. Einmal am Tag vorher und einmal am Tag der Party.
Öffentlich gemacht hat diesen Vorwurf der Betreiber eines nicht kommunalen Testzentrums, das ebenfalls im Duisburger Westen ist. Sein Schreiben an Amtsapothekerin Susanne Kaufmann, die die Apothekenaufsicht der Stadt Duisburg führt, liegt der Redaktion vor.
Der Duisburger schildert in seinem Brief unter anderem, dass er persönlich von drei Teilnehmern der Abifete aus erster Hand erfahren habe, wie der „Deal“ gelaufen sei. Die Schüler hätten ihm berichtet, dass die Apotheke das Bier zur Party wie versprochen geliefert habe, nachdem sich alle Abiturienten zweimal dort hätten testen lassen.
Die Bürgertestungen werden durch Steuergelder bezahlt
Der Teststationsbetreiber bittet die Amtsapothekerin schriftlich um Rückmeldung zu dem Fall, der ihn wütend macht. „Das verstößt außerordentlich gegen die Corona-Testverordnung und gegen jede ethischen Werte unserer Bevölkerung, da die Bürgertestungen durch Steuergelder bezahlt werden!“
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Der Inhaber der besagten Apotheke erklärt auf Anfrage unserer Redaktion am Telefon, dass er von der ganzen Sache überhaupt nichts wisse. „Wir haben damit nichts zu tun.“ Zuvor hatte die Stadt allerdings mitgeteilt, dass ihr der Fall bekannt sei und sie von der beschuldigten Apotheke dazu Folgendes erfahren habe: „Die Idee zu dieser Aktion wurde von den Organisatoren der Abiturientenfeier an die Apothekerin herangetragen, die den Wunsch aber abgelehnt hat. Sowohl die Werbung mit Alkohol als auch wertige Zuwendungen im Zusammenhang mit den Tests widersprechen der Berufsordnung der Apothekerinnen und Apotheker.“
Beschuldigter Apotheker: „Wir haben kein Bier an eine Abifeier geliefert.“
Auf erneute Nachfrage sagt der Inhaber der Apotheke uns etwas anderes, nämlich dass ihm nicht bekannt sei, dass die Abiturienten in seiner Apotheke den Vorschlag „Bier gegen Test“ gemacht hätten. Uns gegenüber bleibt er bei folgender Aussage: „Das war hier alles gar kein Thema und wir haben ausdrücklich kein Bier an eine Abifeier geliefert.“ Der Konkurrent, der die Sache öffentlich gemacht hat, wolle sein Geschäft schädigen: „Der ist aggressiv und ich glaube, er möchte uns schaden.“
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Ein Skandal wie dieser hat Duisburgs Apothekersprecher Christoph Herrmann gerade noch gefehlt. „So etwas wirft Schmutz auf unsere gesamte Branche“, ärgert er sich und hält die Fahne für all die Apotheker hoch, die den Kampf gegen Corona mit guter und ehrlicher Arbeit unterstützen. „Ja, natürlich werden wir entlohnt für die Tests, aber wir Apotheker machen in dieser Pandemie einen immens guten Job“, sagt er. „Man sollte nicht immer auf der ganzen Branche herumhacken, wenn einzelne sich nicht korrekt verhalten.“
Für die Stadt ist der Fall übrigens abgeschlossen. Sie will der Sache nicht weiter nachgehen.