Duisburg. Zehn Jahre lang soll ein Duisburger (45) eine Rumänin mit brutalen Übergriffen zur Prostitution gezwungen haben. Jetzt steht er vor Gericht.

Eine damals 24 Jahre alte Frau litt Todesängste, als sie Ende 2007 in den Kofferraum eines Autos gesperrt wurde. Der Fahrer steuerte damals wohl Richtung Rhein. Auf der Brücke der Solidarität soll der Mann angehalten, den Kofferraum geöffnet und gedroht haben, die Frau in den Rhein zu werfen. Das ist nur einer der brutalen Übergriffe, mit denen ein Rheinhauser (45) die Hauptbelastungszeugin eines Prozesses vor dem Amtsgericht am König-Heinrich-Platz zehn Jahre lang zur Prostitution gezwungen haben soll.

Die Anklage wirft ihm Menschenhandel, Zwangsprostitution, mehrfach Körperverletzung, Bedrohung und Vergewaltigung vor. 2006 soll eine damals 24-jährige Frau mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt worden sein. Doch statt in einer Messe-Agentur soll die vormalige Textilarbeiterin sich wenige Tage später in einem Bordell im Duisburger Rotlichtviertel wiedergefunden haben.

Angeklagter soll Zeugin in Duisburg bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen haben

Rund zehn Jahre lang soll sie der Angeklagte gezwungen haben, für Geld Sex mit Männern zu haben. Und das soll er zum größten Teil einbehalten haben. Wenn die Angeklagte nicht so spurte, wie er es wollte, soll der Angeklagte sie – manchmal bis zur Bewusstlosigkeit – geschlagen und getreten haben. Er soll sie mit einem Messer bedroht, ihr ein Kissen auf das Gesicht gedrückt und sie vergewaltigt haben. Nach der Anzeige der Frau soll er sie mit einem Drohbrief dazu aufgefordert haben, die Anschuldigungen zurückzunehmen und vielsagend eine Gewehrpatrone in den Umschlag gelegt haben.

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„Mein Mandant bestreitet diese vielfältigen Anschuldigungen“, so der Verteidiger. Der Angeklagte berichtete, er sei von Bekannten mit der Frau verkuppelt worden. „Es war eine Liebesbeziehung“, beteuert er. Viele Jahre habe man harmonisch miteinander gelebt. „Ich wusste, dass sie Prostituierte war. Deshalb ist sie ja nach Deutschland gekommen.“ Aber über ihre Arbeit und ihr Geld habe die Frau selbst bestimmt.

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So habe sie ihre Familie in der Heimat unterstützt, für diese ein Haus gebaut und in Deutschland mehrere Eigentumswohnungen erworben. „Ich habe nie einen Cent von ihr verlangt.“ Die Frau habe ihm allerdings einige teure Geschenke gemacht. Zu den Vorwürfen sei es erst nach dem Ende der Beziehung 2016 gekommen.

Zeugin: „Er hat mich auf Schritt und Tritt kontrolliert“

Die heute 38 Jahre alte Hauptbelastungszeugin berichtete, dass sie vom Angeklagten auf Schritt und Tritt kontrolliert worden sei. „Der Anteil des Verdienstes, der mir zustand, reichte gerade für die Unkosten wie die Miete des Zimmers im Bordell und andere notwendige Ausgaben.“ Den Rest habe der Angeklagte täglich von ihr abkassiert und sei sehr ungehalten gewesen, wenn der Betrag zu niedrig ausfiel. „Er wurde dann ausfallend und aggressiv.“ Ausgesprochen brutal habe der Mann reagiert, wenn sie ankündigte, nicht mehr als Prostituierte arbeiten zu wollen. Der Prozess soll Anfang Juli beendet werden.