Duisburg. Die Kaufhäuser der Diakonie bieten Second-Hand-Ware an. Warum die Kunden die Duisburger KaDeDi nach der Wiederöffnung förmlich leergekauft haben.

Seit die Kaufhäuser der Diakonie (KadeDi) in Duisburg und am Niederrhein wieder öffnen dürfen, werden sie förmlich überrannt. „Jetzt sind die Lager sind leer, es fehlt an Spenden“, beschreibt Holger Stamm, Leiter des KadeDi an der Düsseldorfer Straße die aktuelle Situation.

Seit dem Ende der Testpflicht vor dem Einkauf herrscht noch mehr Andrang in Sozialkaufhäusern wie denen der Diakonie. Im Internet neue Kleidung bestellen - das war für viele finanziell schwache Menschen im Lockdown nicht möglich. „Die Leute sind vergessen worden“, sagt Holger Stamm. Auf den ersten Blick wirkt der Betrieb im KadeDi wie in einem ganz normalen Kaufhaus. Kunden stöbern in den Regalen nach Büchern oder Geschirr und sehen sich nach Kleidern um.

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Etwa ein Drittel mehr Besucher in den Sozialkaufhäusern der Duisburger Diakonie

Sessel stapeln sich in dem Untergeschoss, im Gang gegenüber warten Schränke und Kommoden auf Abnehmer. Doch alles, was man im Dellviertel findet, hat schon einmal jemandem gehört – die Waren sind gebraucht und werden für ein paar Euro an Menschen mit geringem Einkommen verkauft.

Die Kunden stöbern nicht nur, sondern kaufen auch. Während der hohe Umsatz jeden Einzelhändler freuen würde, bereitet er Holger Stamm viele Sorgen: „Unser Lager ist leer, wir erhalten derzeit kaum Spenden. Und was reinkommt, geht sofort wieder weg“, sagt er. 2000 Bedürftige seien es, die täglich in die sieben Sozialkaufhäuser der Diakonie in Duisburg und Umgebung kommen – 30 bis 40 Prozent mehr als sonst, schätzt er.

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Über ein halbes Jahr blieben die Einrichtungen geschlossen. „Wir wurden rechtlich an den Einzelhandel angegliedert, durften nicht öffnen. Wir haben viele Anfragen erhalten, ob wir es nicht doch tun könnten. Einen Online-Versand haben wir ja nicht, das heißt, die Menschen konnten ein halbes Jahr keine neuen Sachen kaufen. Die Monitore haben sich hier gestapelt, doch wir durften sie nicht rausgeben“, sagt er.

Ansturm nach der Schließung während der Pandemie: Weil die Zahl der Kunden bis zu 40 Prozent gestiegen ist, gehen den Diakonie-Kaufhäusern, hier an der Düsseldorfer Straße 269, die Waren aus. Möbel- und Kleider-Spenden werden dringend benötigt.
Ansturm nach der Schließung während der Pandemie: Weil die Zahl der Kunden bis zu 40 Prozent gestiegen ist, gehen den Diakonie-Kaufhäusern, hier an der Düsseldorfer Straße 269, die Waren aus. Möbel- und Kleider-Spenden werden dringend benötigt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Verkauf per Click&Meet scheiterte in der Pandemie oft an Sprachbarrieren

Als die Läden Click&Meet-Konzepte einrichten durften, klingelten die Telefone pausenlos. Doch das Öffnungskonzept mit Test und Termin scheiterte nicht selten an Sprachbarrieren, berichtet der Kaufhausleiter: „Wir sind hier ein sozialer Brennpunkt mit hohem Ausländeranteil. Die Leute haben schlichtweg nicht verstanden, dass sie einen Test brauchen. Wir mussten sie teilweise wieder wegschicken.“

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Als Ende Mai die Testpflicht für Läden fiel, strömten die Kunden förmlich herbei. „Das hat uns sehr überrascht. Aber eigentlich kein Wunder, ich hatte ja selbst keine Lust einkaufen zu gehen, wenn ich dafür einen Test brauchte. Das war hier genauso“, sagt Stamm.

Spendenbereitschaft gering – weil auch der Einzelhandel geschlossen war

Jetzt leeren sich die Regale zusehends. Besonders begehrt seien Textilien jeder Größe und Art sowie Haushaltsgegenstände. „Viele Kinder sind aus ihren Klamotten rausgewachsen. Oder wenn mal eine Kaffeemaschine kaputt gegangen ist, konnte man natürlich über Monate keine neue kaufen.“ Jedoch kämen kaum neue Sachspenden hinzu. „Im ersten Lockdown war das anders: Da haben die Leute alle die Keller ausgemistet. In diesem Winter waren die Läden zu. Und wer sich keine neue Winterjacke kaufen kann, trägt die alte halt noch ein Jahr und sortiert sie nicht aus“, schildert Stamm.

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Gebraucht werde „alles für den Wohnbedarf“, insbesondere Kleidung und Hausrat. „Viele Herren suchen derzeit nach Sommerklamotten, wir mussten den Verkaufsbereich schon reduzieren“, sagt Verkäuferin Angelique Budisch. „Die Leute sind erleichtert und sehr glücklich, dass wir wieder aufhaben“, sagt sie. Normalerweise, fügt Stamm hinzu, könnten die Kaufhäuser saisonale Ware anbieten. „Aber die Lager sind leer. Und bald steht der Schulbeginn bevor.“

SO KÖNNEN DUISBURGER AN DIE DIAKONIE-KAUFHÄUSER SPENDEN

  • Von den sieben Sozialkaufhäusern des Diakoniewerks Duisburg befinden sich drei im Stadtgebiet, die anderen vier verteilen sich auf Wesel, Dinslaken, Voerde und Kamp-Lintfort.
  • Sachspenden nehmen die Einrichtungen im Dellviertel (Düsseldorfer Straße 269), Rheinhausen (Moerser Straße 32) und Neumühl (Lehrerstraße 33) montags bis freitags zwischen 9.30 Uhr und 18 Uhr entgegen, samstags von 9 bis 13 Uhr. Kleiderspenden sind rund um die Uhr in den aufgestellten Sammelcontainern möglich.
  • Größere Warenmengen holt die Diakonie kostenlos ab. Erwünscht sind auch Möbel, Küchengeräte, Bettwäsche, Elektroartikel, Spiele, Bücher und Geschirr. Die Gegenstände sollten in einwandfreiem Zustand sein. Weitere Informationen gibt es www.kadedi.de.