Duisburg. Leerstehende Wohnungen sanieren, damit Duisburger dort einziehen können, die von Wohnungsverlust bedroht sind. Darum geht es bei „108 Häuser“.
Seit fünf Jahren steht das Projekt „108 Häuser für Duisburg“ für die Vermittlung von Wohnungen an Menschen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind oder in unzumutbaren Verhältnissen leben. 140 Wohnungen wurden seither saniert und vermietet. „Es ist ein Erfolgsmodell“, sagen Roland Meier, Fachbereichsleiter Soziales und Wohnen beim Diakoniewerk und Thomas Schürkes von der städtischen Fachstelle für Wohnungsnotfälle.
Beide hoffen auf eine erneute Verlängerung der Finanzierung, die im Sommer ansteht – Stadt und Landschaftsverband Rheinland teilen sich die 132.000 Euro pro Jahr. Die Zahl 108 steht für das Ziel, in jedem Duisburger Stadtviertel mindestens eine Wohnung für diesen Zweck zu finden.
Auch private Vermieter in Duisburg bieten vermehrt Wohnraum für das Projekt an
Mit bunten Fähnchen haben Birgit Brunst-Pavlovic und Jennifer Paus einen Stadtplan markiert. „Es gibt noch Lücken, etwa die Hälfte haben wir“, sagen sie. Die Immobilien-Ökonomin und die Betriebswirtin sind die „Kümmerer“– für Mieter und Vermieter. Letztere können sich an die beiden Fachfrauen wenden, um Wohnraum anzubieten.
Erforderliche Sanierungen oder Instandsetzungen sollen in Kombination mit Arbeitsmarkt-Maßnahmen erledigt werden. Das Diakoniewerk beteiligt sich mit Teilnehmern aus den Qualifizierungen in der Malerei und Tischlerei. Der erste Partner war die Gebag, später kam die LEG hinzu, beide stellen auch weiterhin die Mehrzahl der Wohnungen. „Nichts edles, wir reden über einfachen Wohnraum“, erklärt Roland Meier.
„Die Zahl der Privateigentümer, die sich bei uns meldet, steigt“, berichtet Thomas Schürkes, „sogar ganze Häuser sind uns schon angeboten worden“. Das Projekt habe sich herumgesprochen, die Träger nutzen Netzwerke wie „Wohnen und Leben in Duisburg“ und Kontakte zum Eigentümerverband Haus und Grund.
Auch interessant
Zahl der Menschen in Duisburg in Wohnungsnotlagen steigt weiter an
Wer sind die Mieter? „Von 140 Wohnungen sind 122 Single-Haushalte“, sagt Jennifer Paus, selten Familien mit Kindern. „Schicksalsschläge“, nennt sie als Grund für die Notlage von vielen, zumeist seien sie nicht in der Lage, die Miete aus eigenem Einkommen aufzubringen. Die Zahl der Menschen in Duisburg, die ihre Wohnung zu verlieren drohen, steigt. Rund 1000 Menschen berät allein Roland Meier beim Diakoniewerk pro Jahr, etwa 600 weitere suchen Hilfe bei Thomas Schürkes im Amt für Soziales und Wohnen. Tendenz steigend: Dass die Zahl der Privatinsolvenzen steige, sei ein Alarmsignal, sagen beide. „Und die Folgen der Corona-Pandemie sind noch nicht sichtbar.“