Duisburg. Am 28. Juni 1981 wurde der erste Tatort mit Schimanski ausgestrahlt. Regisseur Hajo Gies erklärt, warum er von der Stadt Duisburg enttäuscht ist.
Regisseur Hajo Gies ist der Erfinder von Horst Schimanski. Mit dem Kommissar, der oft „Scheiße“ sagte, revolutionierte er den deutschen Fernsehkrimi. Schon früh war ihm klar, dass Schimanski auch über die große Leinwand im Kino flimmern soll. Das schaffte er mit „Zahn um Zahn“ und später mit „Zabou“. Für „Moltke“ bekam Gies den Grimme-Preis. Im Gespräch blickt der heute 76-Jährige zurück auf die Dreharbeiten in Duisburg, die Kritik der Stadt und warum er findet, dass die Stadt der Krimi-Ikone dankbarer sein könnte.
Glückwunsch zu 40 Jahre Schimanski – dafür sind Sie ja wesentlich mitverantwortlich.
Danke. Wir haben ja geglaubt, dass wir drei, höchstens fünf Filme machen würden. Keiner konnte ahnen, dass es so viele werden. Davon haben wir nur träumen können.
Der Duisburger Hafen bietet viele Möglichkeiten, Kriminalfälle zu erzählen
In den 1980er Jahren waren die Duisburger ja noch nicht so dankbar – und die Kritiker regten sich auf.
Das stimmt, aber damit haben wir ja gerechnet und es auch ein bisschen provoziert. Wir waren auf Zoff aus und wollten einen anderen Typen als Derrick etablieren. Wir waren uns dann ziemlich schnell einig, dass wir nach Duisburg wollten. Ich hatte ja vorher Tatorte mit Hansjörg Felmy in Essen gemacht. Als dieser dann ausstieg, bot es sich an, in Duisburg weiter zu machen. Der Hafen bietet einem viele Möglichkeiten, Geschichten und Fälle zu erzählen. Nicht nur in Duisburg selbst, sondern auch in anderen Ländern. Wir waren ja in Marseille, Rotterdam und Antwerpen. Das war wunderbar.
Auch interessant
Die Stadtvorderen beschwerten sich, dass immer nur die Schmuddelecken gezeigt wurden.
Für die ersten Fälle wurde viel in Duisburg gedreht. Später waren es dann immer nur ein paar Tage. Das hatte finanzielle Gründe, die Bavaria saß in München, der WDR in Köln. Deshalb sind später viele Aufnahmen dort gemacht worden. Um einen Park oder einen Wald zu zeigen, muss man nun wirklich nicht nach Duisburg, aber das konnte die Stadt nicht verstehen. Wir haben ja nicht das reale Duisburg gezeigt, sondern Fiktion. Ich habe mich jedenfalls immer gefreut, wenn es nach Duisburg ging. In München zu drehen, war eine Strafe.
„Die Schimanski-Gasse ist viel zu popelig“
Immerhin gibt’s jetzt eine Schimanski-Gasse, auch wenn man sich damit anfangs in der Stadtverwaltung damit schwertat.
So eine popelige Gasse – die hat ja noch nichtmal eigene Hausnummern. In Frankreich hätte man nach Schimmi eine ganze Allee benannt und auch Jan Vedder in Hamburg ist gebührend gefeiert und verabschiedet worden. Nein, diese Gasse ist mickrig.
Wenn es doch so viel zu meckern gab, warum ist Schimanski dann trotzdem so erfolgreich geworden?
Wir haben die Figur immer nur aus der Perspektive der Ermittler erzählt. Die Zuschauer wussten also genauso viel wie Schimanski. Es gab keine Nebenhandlungen. Das erschwert den Drehbuchautoren natürlich die Arbeit, weil man sich gut überlegen muss, wie man zum Beispiel aus einer Sackgasse dramaturgisch wieder herauskommt. Andererseits hat diese Erzählweise dazu geführt, dass sich die Zuschauer viel stärker mit Schimanski identifizieren konnten. So etwas gibt es ja heute kaum noch. In den meisten Tatorten wechseln die Einsatzorte und es gibt viele Nebenhandlungen.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Kein Schimmi ohne Thanner und Hänschen.
In jedem Krimi braucht man jemanden, der eher sachlich die Fakten vorträgt. Chiem, der den Hänschen gespielt hat, war eigentlich als Drehbuchautor und Schauspieler in den Niederlanden engagiert. Der niederländische Akzent hat für deutsche Ohren einen schönen Klang, und so konnten wir damals schon Themen wie Zuwanderung in den Fällen aufgreifen.
Sind Sie ein Tatort-Fan?
Eigentlich nicht. Zuletzt fand ich die Filme für den Polizeiruf immer spannender.
Duisburg mittlerweile Drehort für zahlreiche Krimi-Serien
Mittlerweile war Duisburg Drehort für zahlreiche Krimi-Serien.
Auch interessant
Das haben wir nicht gewollt. Aber es gibt ja nur noch Krimis, das ist inflationär geworden. Eigentlich müsste man die Zahl der Teams wieder etwas reduzieren. Früher gab es drei, vier pro Jahr. Außerdem sind einige Ermittler schon viel zu lange dabei.
Wer hat aus Ihrer Sicht überhaupt noch das Zeug zu einem Schimanski?
Da gibt es nicht viele. Wer mir sehr gut gefällt ist Adele Neuhauser, die an der Seite von Harald Krassnitzer in Wien ermittelt.