Duisburg. Der Biergarten im Finkenkrug war während der Auftaktpartie der deutschen Nationalelf gut gefüllt. Trikots waren jedoch kaum zu sehen.
Rechtzeitig zum Beginn der Fußball-EM sinken die Inzidenzwerte: Rudelgucken im Biergarten ist auch in der Stufe-1-Stadt Duisburg ohne Test möglich. Doch in Fußballstimmung sind beim Auftaktspiel der deutschen Mannschaft die Wenigsten.
Kurz vor dem Anpfiff im Finkenkrug am Sternbuschweg. Gegen 19.30 Uhr ist es schon nicht mehr so einfach, einen freien Tisch zu finden. Man muss Fremde fragen, ob sie gegen ein wenig Gesellschaft nichts einzuwenden hätten. Das tun auch Tim Schänzer (25) und Eike Schönfelder (26), die in der Nähe wohnen. Sie ziehen die Kneipe dem Fernseher in ihrer WG vor. Das Personal der Kult-Kneipe hat den Ton der insgesamt zehn Bildschirme noch nicht eingeschaltet. Als Stummfilm zeigt das ZDF Menschen mit Deutschlandfahnen und Baskenmützen vor der Arena in München.
Kaum Fans im Deutschland-Trikot im Finkenkrug
Neue Lockerungen- Diese Regeln gelten ab Montag in Duisburg Eike hat im Internet für insgesamt zehn Euro auf die DFB-Elf gewettet: 5:1, 5:0, 4:0, 4:1, 3:0, lauten seine Tipps. Wovon träumt der nachts? „Ich muss ja die geilen Quoten abgreifen“, sagt er.
Der Student trägt ein Deutschland-Trikot mit drei Sternen – aus dem WM-Jahr 2010. „Ich habe auch noch zwei Frankreich-Trikots, die habe ich heute aber mal besser zu Hause gelassen“, sagt er, während sein Kumpel Tim zwei Altbier bestellt. „Es ist schön, so viele Leute zu sehen“, bemerkt Eike, als er sich umsieht.
Die wenigsten Gäste jedoch tragen ebenfalls ein Deutschland-Trikot. Viele sind auch eher in Gespräche vertieft als dem Spiel zu folgen. Als Mats Hummels in der 20. Minute ins eigene Tor trifft, erhöht sich kurz die Geräuschkulisse, als sei das Gegentor eine Randnotiz im warmen Sommerabend.
Finkenkrug-Chef: Andrang normal für das erste Spiel
„Schon etwas unglücklich: Deutschland hatte bisher mehr Spielanteile, Frankreich mehr Chancen“, analysiert Tim. „Es ist ein gutes Spiel auf hohem Niveau, man sieht die Motivation der Spieler“, ergänzt Eike. Als der Schiedsrichter zur Pause pfeift, revidieren sie ihr Urteil: „Wirklich gut spielt Frankreich auch nicht.“ Eike lässt sich die hausgemachte Currywurst schmecken.
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Hinter der Theke beobachtet Roland Jahn, wie seine Mitarbeiter die Gäste mit Bier versorgen. Sorgt das Spiel für einen ordentlichen Umsatz? „Der Andrang ist ein bisschen verhalten, der Biergarten ist voll, drinnen ist es leer. Das ist aber normal für das erste Spiel. Voll wird es erst, wenn die K. o.-Runde beginnt“, sagt der Inhaber des Lokals.
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Seit 15 Jahren schon leihe er sich TV-Bildschirme während großen Turnieren, mit denen er den Biergarten ausstattet. „Wir sind keine klassische Fußballkneipe, aber die Gäste, die auch so immer kommen, gucken sich die Spiele dann gerne bei uns an“, sagt er.
Mitfiebern bis zum Schluss
Die zweite Halbzeit beginnt: Serge Gnabry setzt den Ball wenige Minuten nach Wiederanpfiff über das Tor. „Das macht Hoffnung“, sagt Eike. Er kommt aus Pinneberg bei Hamburg, studiert in Duisburg Politikmanagement im Master. Sein Mitbewohner stammt aus dem Landkreis Harburg und studiert Sozioökonomie. „Schön kassiert, ey“, lautet Tims Kommentar, als Robin Gosens in der 58. Minute Benjamin Parvard abräumt.
Erleichterter Applaus brandet auf, als Mats Hummels 20 Minuten später vor Kylian Mbappé am Ball ist. Wenig später landet ein Konter der Franzosen im Tor – Abseits. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, meinen die mitfiebernden Fußballfreunde.
Es wird nichts mehr mit dem Ausgleich. „Die Franzosen haben schon clever gespielt“, räumt Eike ein. Auch das nächste Spiel gegen Portugal wollen sie sich im Finkenkrug ansehen – und hoffen, dass dann auch endlich EM-Stimmung aufkommt.