Duisburg. Handlungsbedarf: Wegen des Lehrermangels fallen in Duisburg tausende Unterrichtsstunden aus. Umgekehrt spart das Land Millionen ein, so die GEW.
Der Lehrermangel in Duisburg wird von Jahr zu Jahr beklagt, allerdings ändert sich kaum etwas an der Situation. Dabei gäbe es Möglichkeiten, den Schulen zu helfen und gegen die tausenden Fehlstunden anzugehen, sagt Rüdiger Wüllner von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.
Der Grundschullehrer hat berechnet, dass die Landesregierung durch die vielen unbesetzten Stellen in Duisburg rund eine Million Euro pro Monat gespart hat. Von Januar 2018 bis 2020 seien wöchentlich 7125 Stunden ausgefallen.
Und das sei konservativ gerechnet, abgerundet, differenziert nach den Stundenbedarfen der jeweiligen Schulform.
Hohe Arbeitsverdichtung und Mehrbelastung durch unbesetzte Stellen
Von Februar 2020 bis August 2021 seien es immer noch über 800.000 Euro monatliche Ersparnis bei 5600 Unterrichtsstunden, die pro Woche fehlen. „Das ist aber kein Signal, dass eine Besserung um 20 Prozent eingetreten ist“, sagt Wüllner. Lediglich die Zahlen würden nicht mehr so transparent vom Land kommuniziert, die Statistik sei um die Fehlstunden reduziert worden.
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Von Januar 2018 bis August 2021 habe die Landesregierung aufgrund des Lehrermangels 31 Millionen Euro nicht verausgabt - ohne Zulagen. Vor diesem Hintergrund sei die Unterstützung durch mobile Endgeräte wie Tablets für Lehrer zwar schön, sie sei aber erwirtschaftet auf dem Rücken der Lehrer, über deren Arbeitsverdichtung und Mehrbelastung. Von einem Regelbetrieb an den Schulen könne man nicht sprechen.
An Grundschulen nur zwölf von 80 ausgeschriebenen Stellen neu besetzt
Zuletzt seien unter den zwölf neu eingestellten Grundschullehrerinnen und -lehrern lediglich vier voll ausgebildete Kandidaten gewesen, zwei Drittel waren Seiteneinsteiger. Gesucht werden allerdings 80 Lehrkräfte, darunter 20 Sonderpädagogen.
„An den Duisburger Grundschulen fallen entsprechend im Moment über 2200 Stunden aus“, rechnet Wüllner vor, das Land spare also rund 380.000 Euro monatlich. Ersparnis ist in diesem Zusammenhang allerdings das falsche Wort, denn die Kosten, die sich langfristig ergeben durch verpasste Bildungschancen und fehlende Bildungsgerechtigkeit seien höher: „Man kann besser jetzt investieren, als in 20 Jahren reparieren“, sagt der Lehrer.
Mangel an Sprachförderung und Integrationsarbeit
Es mangele meist nicht am grundlegenden Basis-Unterricht. „Die Mindeststundentafel kriegen wir immer hin“, sagt Wüllner. Duisburger Schulen hätten aber wegen des Sozialindexes zusätzliche Stellen zugesprochen bekommen, um mehr Integrationsarbeit leisten zu können, um große Klassen zu teilen, in kleinen Lerngruppen zu arbeiten, Sprachförderung anzubieten.
Der Versuch, Sonderpädagogen mit einer Zulage von 350 Euro über 30 Monate nach Duisburg zu locken, darf als gescheitert betrachtet werden, berichtet Wüllner: „Keiner ist gekommen.“
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Das Programm von Schulministerin Yvonne Gebauer läuft noch bis 2022, 17 Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung. Aber: Die Regenbogenschule in Marxloh könne sich „so hübsch machen, wie sie will, die Leute gehen trotzdem eher an eine Schule in Coesfeld“, beobachtet der Gewerkschafter.
>>Lehrer ähnlich wie Polizeibeamte nach Bedarf verteilen
Die Gewerkschaft GEW fordert, nicht einfach Bestandslehrer zum Lücken stopfen herumzuschicken, sondern die jährlich fertig ausgebildeten 700 Lehrerinnen und Lehrer da anzustellen, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Das Prinzip müsse ähnlich sein wie bei Polizeibeamten, die sich ihren Dienstort auch nicht einfach aussuchen könnten. „Lehrer sind ein knappes Gut, die müssen wir so verteilen, wie sie gebraucht werden.“