Duisburg. Eine Gedenktafel soll an den Brandanschlag in Duisburg-Wanheimerort erinnern, bei dem sieben Mitglieder einer türkischen Familie starben.
Hoyerswerda, Solingen, Mölln – Orte, die im kollektiven Gedächtnis mit rassistisch motivierten Taten Anfang der 90er Jahre verbunden werden. Dass in Duisburg bereits 1984 sieben Mitglieder einer türkischen Familie Opfer eines Brandanschlags wurden, ist kaum bekannt.
Nach einem Prüfantrag im Integrationsrat soll nun eine Arbeitsgruppe für ein angemessenes Gedenken an die Verstorbenen Sorge tragen.
Das Feuer in Duisburg löschte fast die ganze Familie aus
Das verheerende Feuer brach am 26. August 1984 kurz nach Mitternacht in dem dreigeschossigen Bau aus und kostete sieben Menschen das Leben. Ramazan Satir verliert fast seine ganze Familie. Seine Ehefrau, zwei seiner drei Töchter, sein Sohn, zwei Enkelkinder und sein Schwiegersohn sterben in jener Nacht. Sie verbrennen, ersticken oder springen aus dem Fenster in den Tod.
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Zwei weitere Töchter der Familie überleben nach einem Fenstersprung schwer verletzt. Insgesamt wurden 23 Hausbewohner verletzt.
Die damaligen Ermittler hatten einen rechtsextremen Anschlag gegen die 57 Bewohner des Eckhauses an der Ecke Wanheimer Straße/Fischerstraße kategorisch ausgeschlossen, weil angeblich nichts darauf hinwies.
Die Brandstifterin wird nach zehn Jahren eher zufällig gefasst
Später ergaben kriminaltechnische Untersuchungen, dass der Brand offenbar vorsätzlich gelegt wurde. Erst zehn Jahre danach wird die mutmaßliche Täterin eher zufällig gefasst. Sie ist auch für ein Feuer in einem Asylbewerberheim an der Duisburger Straße am 26. Januar 1993 verantwortlich. Die Staatsanwaltschaft geht dennoch von einem „zufälligen Ziel“ der psychisch kranken „Pyromanin“ aus.
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Die Initiative Duisburg 1984, die zum Teil aus Familienangehörigen besteht, glaubt jedoch, dass die gesellschaftliche Stimmung, die ablehnende Haltung gegenüber Menschen aus der Türkei oder Italien, die als „Gastarbeiter“ kamen, die Tat begünstigt habe. Sie hat zuletzt 2020 vor dem Wohnhaus der Opfer gedacht.
Gedenktafel soll die Namen aller Verstorbenen tragen
Jetzt soll es also eine offizielle Art des Erinnerns geben. Eine Gedenktafel, so heißt es in einer Vorlage für den Integrationsrat, könnte die Namen aller Verstorbenen tragen:
- Döndü Satır, 40 Jahre alt
- Zeliha und Rasim Turhan, 18 Jahre alt, und deren Sohn Tarık Turhan, 1 Monat alt
- Çiğdem Satır, 7 Jahre alt
- Ümit Satır, 5 Jahre alt
- Songül Satır, 4 Jahre alt
Brandanschlag soll als Mahnung dienen, über Rassismus zu sprechen
Den Familienangehörigen, den Beteiligten aus dem Kulturausschuss und dem Integrationsrat sowie den Mitgliedern der Initiative ist wichtig, dass die künftige Gedenktafel auch über das Ereignis selbst hinweist. Da damals Rassismus als Tatmotiv nicht hinreichend überprüft wurde, sei es als Mahnung wichtig, dass heute über Rassismus gesprochen und an ihre Opfer erinnert wird: „Ihr seid nicht vergessen“.
Der neu gegründete Arbeitskreis „Gedenken der Opfer des Brandanschlags von 1984“ soll sich um die konkrete Umsetzung kümmern, inklusive Aufarbeitung der Geschehnisse und einer gemeinsamen Gedenkfeier. Dazu gehört auch der Anstoß einer öffentlichen Debatte darüber, „dass Opfer von rassistischen und fremdenfeindlichen Übergriffen und Anschlägen vergessen werden und wenig Unterstützung erfahren.