Essen. Die Corona-Pandemie verändert unser Leben. Wie sehr, das haben mehr als 15.000 Menschen beim WAZ-Corona-Check deutlich gemacht. Die Ergebnisse.

Seit über einem Jahr prägt die Corona-Pandemie unseren Alltag. Der Kampf gegen das Virus hat Freiheiten beschränkt, viele Nöte offen gelegt und das Miteinander im Job, in der Familie und im Freundeskreis verändert. Was macht das mit den Menschen in unserer Region? Die WAZ hat mit ihrem großen „Corona-Check“ ihre Leserinnen und Leser befragt: Wie belastet sind sie? Wie blicken sie in die Zukunft? Wie beurteilen sie Schutzmaßnahmen und Krisenmanagement?

15.304 Menschen aus 16 Städten der Region haben im März 23 Fragen beantwortet, Kritik formuliert und Persönliches erzählt. Bei den Fragen ging es meist um Einschätzungen auf einer Skala von eins bis fünf. Jede vierte Auskunft kam von Menschen unter 40 Jahren, etwa 30 Prozent der Befragten sind älter als 60 Jahre, rund 55 Prozent sind Frauen. Mit über 4000 Antworten haben sich Duisburger besonders rege geäußert. Aus Castrop-Rauxel gibt es mit 64 die wenigsten Antworten. Hier sechs regionale Ergebnisse:

1. Die Jungen sind im Schnitt stärker belastet, die Älteren besorgter.

Die Belastung in der Corona-Krise ist enorm: Knapp 50 Prozent aller Befragten haben angegeben, stark bis sehr stark persönlich belastet zu sein. Mit Werten zwischen 30 und 24 Prozent haben Menschen in Dortmund, Oberhausen und Velbert besonders oft angegeben, sehr stark betroffen zu sein. Blickt man auf den Durchschnitt aller Antworten, fühlen sich die Essener noch am wenigsten belastet (3,35).

Deutlich wird auch, dass sich die Folgen der Pandemie unterschiedlich in den Altersgruppen auswirken. Der direkte Vergleich der über 60-Jährigen und unter 40-Jährigen zeigt: Jüngere sehen sich im Durchschnitt etwas stärker persönlich belastet und sie berichten eher von finanziellen Einbußen infolge der Pandemie. Die Älteren wiederum sind etwas besorgter um ihre Gesundheit und sie halten im Durchschnitt die bislang getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie für weniger ausreichend als jüngere Befragte.

2. Städte sind die besseren Krisenmanager.

Durchweg schlechte Noten gibt es in allen Städten für das Krisenmanagement der schwarz-gelben Landesregierung. Drei Viertel der Befragten haben das Handeln des Landes in der Krise als schlecht oder sehr schlecht eingestuft. Im Mittel liegt die Einschätzung auf einer Skala von eins bis fünf und fünf als schlechtestem Wert bei 4,04. Der Bund ist knapp besser bewertet (3,96).

Mit ihren Städten sind die Menschen etwas zufriedener. Ein Drittel der Befragten ordnete seine Kommune im Mittelfeld ein, rund 18 Prozent bewerteten das Agieren von Stadt oder Kreis als sehr gut oder gut. Bildet man den Mittelwert aus allen Antworten, sind Menschen in Essen die zufriedensten. Besonders schlechte Noten für alle staatlichen Ebenen gibt es von den Hernern. Die Stadt war in der zweiten und dritten Welle hart getroffen.

3. Eine Klatsche für Kita- und Schulmaßnahmen

Homeschooling, Wechselunterricht, Pandemiebetrieb: Die Corona-Maßnahmen prägen den Alltag in Kitas und Schulen massiv. Im Corona-Check halten die Befragten die Vorgaben mehrheitlich für eher oder gar nicht ausreichend. Im Durchschnitt sind über 60-Jährige eher dieser Meinung als unter 40-Jährige. Im Städtevergleich kritisieren mit über 40 Prozent sehr vieleDuisburger die Regeln in Schulen als „nicht ausreichend“, in Gladbeck indes findet fast jeder Fünfte die Kita-Maßnahmen zu hart.

4. Große Sorgen vor einer Verödung der Innenstädte

Eine Folge der Pandemie und der langen Lockdown-Zeiten: Die Einkaufsstraßen und Fußgängerzonen sind seit Monaten leer gefegt. Der Handel im Nicht-Lebensmittelbereich klagt über Milliardenverluste. Hinzu kommt der Druck durch den rasant wachsenden Onlinehandel. Für viele der ohnehin um ihre Attraktivität ringenden Innenstädte im Ruhrgebiet kommt die Pandemie jedenfalls zur Unzeit. Die Angst vor einem Niedergang der City ist daher groß: Fast zwei Drittel der Befragten machen sich große oder sehr große Sorgen, dass die Pandemie zur Verödung der Innenstädte beiträgt. Nur rund 14 Prozent sehen das nicht so. Besonders groß sind die Sorgen in Witten und Bottrop. Am geringsten sind sie in Bochum und Dortmund.

Die Mehrheit tritt dem Trend aktiv entgegen: Acht von zehn Befragten geben an, bewusst die stationären Händler und Gastronomen zu unterstützen. In Städten wie Velbert, Hattingen undBottrop ist die Unterstützung besonders groß.

5. Das Verhältnis zu Freunden leidet, das zum Lebenspartner eher nicht

In der Pandemie haben sich viele Menschen – gewollt oder ungewollt – auf den engsten Kreis zurückgezogen. Das ist in vielen Fällen die Familie und der eigene Partner. Das Verhältnis zum Partner oder zur Partnerin hat dabei laut unserer Umfrage nur selten gelitten. Bei vielen Menschen hat die Pandemie dagegen außerfamiliäre Kontakte eher in Mitleidenschaft gezogen.

36 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ihr Verhältnis zu Freunden und Freundinnen verschlechtert oder sogar sehr verschlechtert hat. Viele der Befragten (über 40 Prozent) machten sich in der Pandemie außerdem große oder sehr große Sorgen um Eltern und Großeltern.

6. Die Mehrheit blickt gelassen bis optimistisch in die Zukunft

Trotz aller Sorgen, Nöte und Ängste: Beim Blick in die Zukunft zeigten sich die meisten Befragten gelassen oder eher optimistisch – insgesamt rund 60 Prozent. Über 14 Prozent gaben den weiteren Aussichten sogar die Bestnote.

Allerdings: Zwei Fünftel der Befragten äußerten sich eher pessimistisch darüber, was die Zukunft wohl bringen wird – jüngere in der Tendenz eher als Menschen über 60 Jahren. Den meisten Optimismus versprühten Menschen aus Essen, Witten und Mülheim.