Duisburg. Der Duisburger Kinderschutzbund hat mit einer Studentengruppe von „Uniaktiv“ eine Homepage in kindgerechter Sprache gestaltet.
„Seit Generationen haben Kinder nicht dieses Ausmaß an struktureller Gewalt in unserer Gesellschaft erfahren wie nunmehr seit vielen Monaten.“ Es sind deutliche Worte, mit denen Gerhild Tobergte, Leiterin des Duisburger Kinderschutzbundes anlässlich des jüngstes Tages der gewaltfreien Erziehung eine Bitte an alle Eltern verbunden hat: „Sprechen Sie mit Ihren Kindern, geben Sie ihnen Wärme und Nähe. Es ist eine hohe Anforderung in Zeiten von ,Homeoffice und Homeschooling’ an gestresste Eltern, aber wir sind es unseren Kindern schuldig.“ Die Mülheimerin weiß, wie schwierig es ist, Kinder in Zeiten der Pandemie mit Hilfsangeboten zu erreichen. Auch für den Kinderschutzbund. Der will die Kinder nun dort abholen, wo sie immer öfter unterwegs sind: mobil und im Internet. Jetzt ging die neue kindgerechte Homepage des Vereins unter https://starkmituns-du.de an den Start.
Studierende arbeiten eigenverantwortlich für realen Auftraggeber
Die Seite ist in Kooperation mit Uniaktiv, dem Zentrum für gesellschaftliches Lernen und soziale Verantwortung der Uni Duisburg Essen, entstanden. Eine dreiköpfige Studentengruppe hat in einem praxisorientierten Seminar unter dem Titel „Non-Profit-PR“ die Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit kennengelernt und zugleich eigenverantwortlich für den realen Auftraggeber gearbeitet. In diesem Fall war es der Kinderschutzbund Duisburg.
„Für uns ist es das zweite Mal, dass wir mit Uniaktiv zusammengearbeitet haben. Beim ersten Mal lief es nicht so gut, da konnten wir nicht vermitteln, was wir erwartet haben. Aber wir wussten, dass nicht immer was aus den Projektarbeiten wird. Umso erfreulicher war es nun, dass es diesmal so toll geklappt hat“, freut sich Gerhild Tobergte.
Die Partner von Uniaktiv wissen, dass es am Ende der Zusammenarbeit nicht immer zu einem für beiden Seiten optimalen Ergebnis kommt. Ziel ist die „Vernetzung der Uni mit der Zivilgesellschaft. Wir sind zwei große Hochschulen, auf der einen Seite wissen die draußen nicht, was bei uns drinnen passiert, und die drinnen nicht, was draußen passiert“, erklärt Jörg Miller, Leiter von Uniaktiv.
„Viel erreicht, wenn die Homepage nur einem Kind hilft“
Seit zwölf Jahren gibt es Unitaktiv. Viviane Harkort, Lehrbeauftragte und Seminarleiterin, vermittelt den Projektpartnern zu Beginn der Zusammenarbeit, „dass sie nicht solche Ergebnisse erwarten können, wie von professionellen PR-Praktikern. 95 Prozent der Studierenden haben Null Vorkenntnisse. Und die müssen das nicht machen, sie entscheiden sich bewusst dafür. “ Jörg Miller betont: „Oft werden wir gefragt, ob wir nicht eine Leistung rausgeben können, die man für Geld erwerben kann. Aber darum geht es uns nicht. Für uns ist wichtig, dass die Studierenden mit gesellschaftlichem Engagement konfrontiert werden.“
Sven Gyrnich, Mariss Haag und Lukas Gottschalk haben im vergangenen halben Jahr viel über die Arbeit des Kinderschutzbundes in Duisburg gelernt. Einmal in der Woche haben sie sich coronabedingt via Videoschalte über die Kinder-Homepage ausgetauscht. „Unzählige Gespräche“ mit dem Team des Kinderschutzbundes standen an, bis die Wünsche und Vorstellungen des Kinderschutzbundes klar waren.
Lukas Gottschalk, angehender Politikwissenschaftler, reizte an dem Seminar, „dass es praxisnah war und fachfremd.“ Ähnlich sieht es auch Marius Haag. Der 21-Jährige studiert Politikwissenschaften. So gesehen war es auch für ihn eine „fachfremde Veranstaltung.“ Doch er und seine Kommilitonen sind sich einig: „Wenn die Homepage am Ende nur einem Kind helfen sollte, in einer Notsituation an Hilfe zu kommen, haben wir schon sehr viel erreicht mit unsere Arbeit.“
Kindgerechte Sprache, viele Signalbilder und Emoticons
In enger Absprache mit dem Gerhild Tobgerte und ihrem Team haben die Studenten die Projekte und Hilfsangebote des Kinderschutzbundes, zu der auch die Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt gehört, in kindgerechter Sprache für die neue Homepage aufbereitet. Eine Agentur hat die Seite technisch an den Start gebracht.
Bunt, mit vielen Emoticons und Signalbildern werden die Kinder ermutigt, sich mit wenigen Klicks oder auch telefonisch Hilfe zu holen: „Wirst Du gegen Deinen Willen angefasst? Unsere Beratung hilft Dir schnell und anonym.“ Die Kinder da abholen, wo sie zurzeit sind – das ist das Ziel der Hompage. „Die Gewalterfahrung vieler Kinder innerhalb der Familien können wir noch gar nicht ermessen, sie bleibt noch lange weitgehend im Verborgenen“, sagt Gerhild Tobergte.
Kurze Turnvideos sollen Bewegungsanreiz bieten
Die Pandemie erschwere die Kindheit in vielen Punkten. Bewegungsmangel ist nur ein weiterer. Und so bietet die Seite auch kurze Videos „Fit mit Sofia – Turn mit“. „Viele von euch können zur Zeit keinen Sport machen – der Vereinssport läuft nicht auf vollen Touren und viele Sporteinrichtungen sind geschlossen. Bewegung ist aber gesund und sorgt vor allem für gute Laune“, werden die Kinder animiert, mitzumachen.
Es ist der Versuch, den Kindern Abwechslung im Corona-Alltag daheim zu bieten: „Die verlorenen Lebensanteile können nicht einfach nachgeholt werden, die Verluste werden bleiben“, sagt Gerhild Tobergte. Und: „Verlorene Unbeschwertheit und Lebensfreude lassen sich auch nicht einfach wieder anknipsen.“ Aber vielleicht helfen ein paar Klicks.
Weitere Infos gibt es unter: www.starkmituns-du.de (die neue Homepage für Kinder) oder www.kinderschutzbund-duisburg.de (für Erwachsene)