Duisburg. Der Duisburger Kinderschutzbund hat für die Projektarbeit Tablets angeschafft und hält über digitale Formate Kontakt zu den Kindern.

Der Kinderschutzbund Duisburg geht neue Wege: Durch die Corona-Pandemie sind viele Präsenzveranstaltungen ausgefallen, Projekte können nicht in der gewohnten Gruppenstärke durchgeführt werden, die Fachberatungsstelle für Diagnostik und Hilfe bei sexuellem Missbrauch von Kindern musste weitestgehend digital arbeiten. Kurz: „Wir mussten uns was einfallen lassen, um für die Kinder präsent zu bleiben, ihnen zu zeigen, dass wir weiter für sie da sind“, sagt Gerhild Tobergte, Leiterin des Duisburger Kinderschutzbundes.

Besonders für die Fachberatung war es ein schweres Jahr. „Durch die Pandemie ist das soziale Umfeld der Kinder weggefallen. Schule, Kita, Vereine, die merken sehr häufig, wenn sich im Verhalten der Kinder etwas verändert hat. Das fällt ja flach für uns. Die Kinder sollen aber unabhängig von den Eltern Kontakt zur Fachberatung halten können.“

Fachberatung läuft in Corona-Zeiten weiter

Künftig sollen die Kinder über Video in einem geschützten Raum die Möglichkeit haben, einen Zugang zur Fachberatung zu bekommen. Jetzt im Augenblick geht es über die traditionellen Wege wie „zumeist über E-Mails und Chat“, erklärt Gerhild Tobergte. In dringenden Fällen sind Beratungen vor Ort in der Fachberatungsstelle möglich, auch weil „eine Diagnostik über den Chat schwierig ist.“

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Um einen größtmöglichen Corona-Schutz in der Beratung zu ermöglichen, hat der Kinderschutzbund UVC-Luftreiniger angeschafft. Ob sich die Therapeutinnen in Präsenz mit den Kindern treffen oder nicht, entscheiden sie selbst. Wichtig sei es aber auch, dass die Eltern oder auch Mitarbeiter der Jugendhilfe weiterhin den Zugang zur Fachberatung haben.

Kinderschutzbund-Homepage für Kinder in Arbeit

Grundsätzlich zeige aber die Pandemie, dass der Kinderschutzbund den Weg ins Digitale weitergehen muss. Das nächste Ziel ist eine Kinderschutzbund-Homepage für Kinder, von der die Kinder aus einen direkten Zugang zur Fachberatungsstelle bekommen, beispielsweise über einen Button: „Ich brauche Hilfe“. Die Homepage wird in Kooperation mit Studenten der Uni Duisburg-Essen erstellt und soll bald fertig sein.

So sehr die Pandemie die Arbeit des Kinderschutzbundes auch erschwert hat, viele Planungen umsonst waren, so war es „ein gutes Jahr für die Kreativität“, versucht Tobergte den vergangenen Monaten auch Positives abzugewinnen.

Wunschomis halten trotz Corona Kontakt zu den Kindern

Kreativität und Flexibilität sind seit Monaten die prägenden Stichworte für die Arbeit des Kinderschutzbundes und seiner sieben festen Mitarbeiter, die nun auch jenseits der eigentlichen Jobbeschreibung mit anpacken müssen. Wer eigentlich eine Kindergruppe betreut, muss jetzt auch mal zu den Wunschomas- und opas fahren, um eine Unterschrift abzuholen. 26 Wunschomis und Wunschopis zählt der Kinderschutzbund mittlerweile. Auch in Coronazeiten versuchen diese, den Kontakt zu den Kindern aufrechtzuhalten, „gehen beispielsweise auf Abstand mit den Kindern spazieren“, erzählt Gerhild Tobgerte.

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Wichtig ist der Leiterin des Kinderschutzbundes, dass der Kontakt in diesen Zeiten nicht zu den Kindern der Projektgruppen abbricht. Größtenteils lief dieser bislang über Whatsapp weiter. Nun geht aber auch hier der Kinderschutzbund einen neuen Weg.

Deutlich schneller digital geworden

Zehn Laptops wurden gekauft, kindgerechte Lern- und Spielapps, Kindernachrichten und YouTube für Kids aufgespielt. Weitere zehn Geräte kommen vom Verein Labdoo hinzu, der von Firmen ausrangierte Computer fit macht, um Kindern und Jugendlichen im In- und Ausland einen Zugang zur IT und Bildung zu ermöglicht.

Die insgesamt 20 Geräte werden nun nach und nach an die Kinder ausgeliehen. Zwei sind bereits verteilt, die anderen sollen jetzt zeitnah folgen. Die Tablets sind so programmiert, dass nur die kindgerechte Nutzung möglich ist, „das ist für uns eine Bedingung gewesen“, erklärt Gerhild Tobergte.

Durch die Pandemie musste der Kinderschutzbund deutlich schneller digital werden, als geplant. Auch wenn dieser Weg nie die Präsenz ersetzen kann, so soll er den Kindern zeigen, „dass sie nicht vergessen sind und wir für sie da sind“. Und bei allen Problemen, die es durch Corona gibt, so sagt Gerhild Tobergte, „darf man sich nicht demotivieren lassen“.